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Der Mezcal Mule ist eine Variante der Mule-Kategorie mit der mexikanischen Spirituose Mezcal und Passionsfruchtpüree

Der wahre Mezcal Mule ist eine Frage der Passion(sfrucht)

Der bekannteste Vertreter der Mule-Kategorie ist zweifellos der Moscow Mule. Aber dahinter kann wohl bereits der Mezcal Mule den zweiten Platz für sich beanspruchen. Er geht auf Jim Meehan zurück, hat aber längst globale Kreise gezogen. Das Geheimnis: Passionsfrucht.

Der „Mule“ ist eine Gattung mit der Kombination aus Spirituose, Limettensaft und Ginger Beer. In seiner Historie ist er somit eine Abwandlung des „Buck“, der aus Spirituose, Limettensaft und Ginger Ale hergestellt wird.

Der erste und bis heute bekannteste Vertreter ist der Moscow Mule, dessen Geschichte eng mit der Geschichte von Smirnoff Vodka verbunden ist und der etwa um das Jahr 1941 in den USA erfunden worden sein soll.

Mezcal Mule

Zutaten

4-5 cl Mezcal
1 cl frischer Limettensaft
1,5 – 2 cl Passionsfruchtpüree
Topping Ginger Beer

Für einen Mezcal Mule sollte kein zu rauchiger Mezcal verwendet werden
Für einen Mezcal Mule sollte kein zu rauchiger Mezcal verwendet werden

Die Renaissance des Ginger Beer

Danach aber wurde es lange ruhig um den Moscow Mule und um Ginger Beer. Sehr lange sogar. Als gegen Mitte der Nuller Jahre Ginger Beer jedoch wieder neu entdeckt und hergestellt wurde, erlebte auch der Moscow Mule einen zweiten Frühling: bis zum kometenhaften Aufstieg des Gin & Tonic zu Everybody’s Darling war er der Highball schlechthin. Kaum eine Bar in der Zeit, in der Ginger Beer nicht über den Tresen ging wie Wasserbomben auf einem Festival im August.

In dieser Zeit durchlief er auch diverse Abwandlungen. Die bekannteste ist wohl der Mezcal Mule, der auf Jim Meehan und seine Zeit im New Yorker Please don’t tell (PDT) zurück geht. „Ich war zu dieser Zeit fasziniert von der die Art, wie getorfter Whiskey und Mezcal Getränken eine rauchige Qualität verleihen konnten und wollte ein Rezept, um so viele Geschmacksrichtungen wie möglich zu erforschen“, schreibt Meehan in seinem vor einigen Jahren erschienenen Buch Bartender’s Manual. „Den Mezcal Mule habe ich für Sombra Mezcal im Auftrag von Richard Betts im Winter 2008 kreiert.“

Mezcal ja, aber Mule?

Seine damalige Rezeptur: 4,5 cl Mezcal, 3 cl Ingwerwürze, 2,25 cl Limettensaft, 2,25 cl Passionsfruchtpüree, 1,5 cl Agavensirup, 3 Gurkenscheiben plus 1 Gurkenscheibe als Garnitur. Die Gurkenscheiben und der Agavensirup sind zu pürieren, erst danach ist alles kalt auf Eis zu schütteln und auf Eis abzuseihen.

Dabei fällt natürlich auf: Ist das überhaupt ein Mule? Denn Meehan ist in Rezeptur und Herstellung einigermaßen weit entfernt von der ursprünglichen, simplen Definition aus Spirituose, Limettensaft und Ginger Beer. Seine Verwendung von Gurke lässt die humorvolle Vermutung zu, ob er damals vielleicht auch einen Abstecher nach München gemacht hat. Aber er bringt eine Sache ins Spiel: Passionsfruchtpüree. „Die berauschenden Parfümnoten der Passionsfrucht erinnern an die wilden Aromen der zerkleinerten Agave während der natürlichen, offenen Gärung“, erklärt Meehan seinen Beweggrund.

Mezcal Mule: eine Frage der Passionsfrucht

Dieses Passionsfruchtpüree hat sich in der Rezeptur gehalten und den Mezcal Mule seither global mehr oder weniger definiert. Er wird längst nicht überall geschüttelt wie im ursprünglichen Meehan-Rezept, vermutlich sogar in den wenigsten Fällen. Aber die Passionsfrucht blieb. So auch im Berliner Goldfisch, wo der Mezcal Mule einer der Bestseller ist. „Wir machen ihn mit 4-5 cl Meczal, 1 cl Limette, 1,5 – 2 cl Passionsfruchtpüree und füllen mit Ginger Beer“, erklärt Barchef Kai Wolschke.

Der Drink wird im Glas gebaut „Wir verwenden mit Mezcal Encantado von Los Danzantes einen eher fruchtigen Mezcal. Rauch ist da, aber nicht extrem. Es ist kein harscher Mezcal, den ich für einen Mezcal Mule auch nicht empfehlen würde“, so Wolschke weiter. Bei der Wahl der Passionsfruchtpüree greift man auf Ponthier zurück. „Es ist immer schön, wenn man erzählen kann, dass man Zutaten frisch herstellt. Aber oft schwankt die Qualität, gerade bei tropischen, exotischen Früchten. Man hat auch wenig Ertrag, wenn man das selbst macht. Die Qualität des Pürees hingegen ist stabil, und dann lohnt es sich auch, den Preis dafür zu bezahlen.“

Auch Mezcal Mule Everybody’s Darling

Warum sich der Mezcal Mule so gut verkauft? Da vermutet Wolschke überraschenderweise weniger aromatische als linguistische Hintergründe. „Ich denke, es ist die Kombination aus dem Namen Passionsfrucht und der Bezeichnung Mule. Das liest sich einfach gut“, sinniert Wolsche weiter. „Viele sind überrascht, dass bei dem Drink etwas Rauch durchkommt, weil sie das nicht gedacht hatten oder Mezcal nicht kennen. Aber er schmeckt den Gästen auch. Mittlerweile ist das auch ein ‘Everybody’s Darling’.“

Und das ganz ohne Kupferbecher.

Comments (2)

  • Moritz

    Was ist denn mit “Ingwerwürze” gemeint?
    In der deutschsprachigen Version des PDT-Buchs ist die Rede von 3 cl Ingwerbier, die seltsamerweise auch noch mitgeschüttelt werden sollen (zumindest ist hier, im Gegensatz zu anderen Rezepten, nichts anderweitiges angegeben).

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    • Mixology

      Hallo Moritz,
      damit ist eine Kombination aus gefiltertem Wasser, Ingwer, braunem Zucker und Limettensaft gemeint. Die genaue Herstellung findet sich auf S. 393 des 2017 erschienenen „Meehan’s Bartender Manual“. Reicht das? Ansonsten gerne eine Mail an [email protected].
      Beste Grüße // Stefan

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