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Auf ins Feld! Das Crew Republic X1.1 Wet Hop

Vom Feld in den Kessel in die Flasche. Das ist die Haupteigenschaft eines Wet Hop-Bieres. Mit frisch geerntetem Hopfen eingebrautes Bier lässt Kennerherzen höher schlagen. Bereits zum zweiten Mal legt nun die “Crew” aus München einen Wet Hop-Sud vor. Wir haben ihn probiert.

Wie für die meisten Lebensmittel gilt auch für Hopfen: je frischer, desto besser. Denn die kostbaren Dolden büßen schon nach kürzester Zeit einen Großteil ihrer Aromen ein, da viele der ätherischen Öle überaus flüchtig sind.

Um diesen Prozess kontrollieren zu können, wird der Hopfen meist direkt nach der Ernte auf speziellen, beheizten “Darrböden” einer raschen Trocknung unterzogen, die im Gegensatz zur natürlichen Austrocknung einen höheren Anteil der wertvollen Essenzen im Zapfen hält.

Schnelligkeit und Sorgfalt sind Trumpf

Ein Wet Hop-Bier stellt also besondere Anforderungen an den Hopfenbauer sowie an den Braumeister, denn eine Arbeit, die Hand in Hand verläuft ist unumgänglich. Die frisch gerissenen Dolden müssen so schnell wie möglich in den Kessel gelangen, am besten innerhalb weniger Stunden.

Das Ergebnis ist dafür jedoch umso erstaunlicher, denn die Aromen sind – auch im Vergleich zu anderen hochwertigen Bieren – deutlich komplexer und intensiver.

Die Crew legt nach

Bereits zum zweiten Mal haben sich die Münchener Bier-Maniacs aus der Crew Republic dieses Jahr im Rahmen ihrer eXperimental-Serie an einen solchen Sud aus Grünhopfen gewagt. Grund genug für uns, die Nase ins Glas zu halten.

Das Crew X1.1 Wet Hop ist in seiner Grundanlage ein auf englischen und bayerischen Spezialmalzen aufgebautes Ale, also eine obergärige Sorte. Der Alkoholgehalt liegt mit 5,8 % Vol. im durchschnittlichen Bereich und garantiert eine hohe Drinkability.

Bei der Frischhopfung hat man sich für die beiden aus den USA stammenden, mittlerweile jedoch auch in der bayerischen Hallertau kultivierten Sorten Comet und Cascade entschieden. Der Herstellerangabe zufolge wurde der Hopfen im vergangenen Herbst eigenhändig geerntet und ins Brauhaus gebracht, um eine korrekte Behandlung zu sichern.

Frisch, prickelnd, Wet Hop!

Ins Glas kommt das Ale mit goldgelbem, klarem Farbton und einem stabilen Schaum, der durch eine lebendige Kohlensäure gestützt wird. In der Nase zeigen sich zunächst – fast erwartbar – ausgeprägt grasige und harzige Noten. Es drängen sich Bilder von frisch gemähtem Rasen in einem Fichtenwald auf.

Riecht man etwas länger, offenbart sich eine deutliche tropische Fruchtigkeit von Honigmelone und Maracuja sowie etwas Birne. Nach einer Ale-typischen Malzigkeit oder Röstaromen sucht man allerdings vergeblich.

Im Antrunk ist das Bier im wahrsten Sinne des Wortes prickelnd: spritzig, angenehm bitter und mit einer herben Grapefruitnote, drängt sich auch zur kalten Jahreszeit die Assoziation eines wunderbaren Sommerbieres auf. Beim weiteren Trinken macht sich etwas Aprikose sowie eine leichte Süße bemerkbar. Über allem bleibt die kräutrig-vegetale Komponente vom Anfang.

Das betont trockene Finish des X1.1 akzentuiert den klar strukturierten Hopfenkörper, der sich adstringierend-cremig am Gaumen festsetzt und seine bitteren Qualitäten ausspielt. Auch hier würde man sich jedoch wünschen, dass die verwendeten Malze etwas mehr Präsenz zeigen.

Ein Trend, der jedoch saisonal bleibt

Grünhopfung ist derzeit ein kleiner Trend bei Craft-Brauern auf beiden Seiten des Atlantiks. Eine Verfügbarkeit über das ganze Jahr hinweg ist schlicht nicht zu gewährleisten, da die Hopfenernte nur einmal jährlich durchgeführt werden kann.

Insofern bieten Wet Hop-Biere allein aufgrund ihrer saisonalen Gebundenheit eine schöne und angenehme Abwechslung im Bier-Alltag. Neben der Crew bieten jedoch auch andere deutsche Kreativbrauereien derartige Sude an, so dass man auf eine weitere Entwicklung der Kategorie hoffen darf.

Wer sich vom X1.1 selbst ein Bild machen mächte, der erhält das Bier – abgesehen von einigen Spezialitätenhändlern – ausschließlich im Crew-Onlineshop, wo es für einen umgelegten Flaschenpreis von € 1,70 je 0,33l-Flasche (zzgl. Pfand) zu haben ist. Seine Qualitäten als Erfrischer für die warme Jahreszeit wird es jedoch kaum ausspielen können:
laut der beiden Crew Republic-Inhaber Timm Schnigula und Mario Hanel wird der Sud in 4-5 Wochen bereits wieder ausverkauft sein. Wer also Interesse hat, der sollte sich beeilen. Denn danach muss wieder bis zur nächsten Ernte gewartet werden. Und das dauert noch!

 

Credits

Foto: Hopfen via Shutterstock

Comments (1)

  • jan

    Yep, nass gehopfte Biere sind sehr lekker! Wenn die Europäer das öfter machen wollten, dann müssten sie sich den Hopfen “nur” von der südlichen Hemisphäre einfliegen lassen.
    Bei uns in Südafrika in der Region um George gibt es hervorragende Aroma- und Bitterhopfen. 🙂

    Prost

    jan

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