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Monk Bar

Bukowski zum Trinken: Notes of a Dirty Old Man  

Die Monk Bar im irischen Cork ist Dean Wrennes Cocktailreich, auch wenn dieser hier ganz säkular seine Liebe zu Charles Bukowski pflegt. Der Cocktail namens Notes of a Dirty Old Man mit Rum, Wein und Bier mit Tabaknote hätte dem Alten aus Andernach wohl gefallen.

Die Bar der irischen Brauerei Franciscan Well, unter Stammgästen schlicht „upstairs“ genannt, hat ihren Namen gewechselt. Statt wie früher „Stave & Chime“ heißt das Cocktail-Reich über dem Taproom der erfolgreichsten Craft Brauerei von Cork mittlerweile Monk. Denn die früheren Klostermauern samt Quelle für das Irish Pale Ale namens Chieftain sind der Stolz von Besitzer Shane Long.

Im ersten Stock allerdings agiert Dean Wrenne als Bruder Cellerarius Abt und setzt mit seinen Bier-Drinks einen Kontrapunkt zu den Zapfleitungen einen Stock tiefer. Denn der 27-Jährige belässt es nicht beim Spiel mit den (aufgrund des Erfolgs längst nicht nur) im Haus gebrauten Franciscan Well-Bieren.

„Buks“ Lieblinge in der Monk Bar im Glas vereint

Wer die kreative Verwandlung von Weißbier und Blutorangen-Marmelade erleben will, ist in der Monk Bar richtig. „Bless me, father, for I have sinned“ heißt der entsprechende Drink mit Elephant Gin und grüner Chartreuse. Doch wir lassen den klerikalen Genius Loci heute in der Likörflasche der Kartäuser und lassen uns lieber erklären, wie man in Südirland die Gedankenwelt des berühmten Auswanderers aus Andernach am Rhein in einen Cocktail übersetzt. Wrenne hat „Notes of a Dirty Old Man” als Inspiration für einen Drink genommen, denn alles, was der „mad brilliant drunk, landing himself in precarious positions” ((c)Dean Wrenne) liebte, findet sich im Shaker. Bier, Wein, Rum und Tabak kommen in der Rezeptur vor, lediglich Frauen „fand ich schwierig, im Cocktail wiederzugeben“, so der Bartender.

Mangelnde Komplexität kann man dem „Notes of a Dirty Old Man” auch ohne weiblichen Touch nicht vorwerfen. Dabei ist die Zubereitung relativ einfach, als hausgemachte Zutat kommt nur das Red Ale der Brauerei zum Einsatz. Damit wird Dean Wrennes Granatapfelsaft aromatisiert. Den Tobacco und Honey-Rum hingegen kauft man in der Monk Bar zu, auch wenn für die kommende Winterkarte ein nicht unähnliches Mamajuana angesetzt werden soll. Wer Bukowski kennt, weiß aber, dass solche Brau-Spurenelemente dem bekennenden „Schlitz-Beer“-Fan nicht reichen. Um am Ende „einen gepflegten Bier-Schiss abzuziehen“, wie der Meister an mehreren Stellen zu formulieren geruhte, bedarf es schon mehr Gebrautes. Ergo kommt auch noch ein intensives Bier aus Belgien zum Einsatz, nämlich das Grand Cru von Rodenbach.

Zitrusfrüchte, minimal dosiert

Mit sechs Zentilitern entspricht das Flämische Rotbier durchaus nicht dem Inbegriff des leichten Fillers. Aber wir sind ja auch bei einer Bukowski-Hommage. So verwendet Dean Wrenne auch noch etwas Wein und eine kombinierte Dosis von über sieben Zentilitern gewürztem Rum. Sieht man von den Kaffir-Blättern ab, die diese Mixtur auffrischen, dann geht allein der Limettensaft als alkoholfrei durch. Im Endergebnis verbinden sich die säurigen Komponenten von Rioja, Bier und Zitrusfrüchten aber mit der gewürzbefeuerten Süße des Rums.

Die Trägerrakete dieser maskulinen, aber balancierten Melange liefert das belgische Bier. Und es sorgt auch dafür, dass der vor sich hin murmelnde „dirty old man“ auch genug Flüssigkeit vor sich stehen hat, um seinen Zorn zu befeuern. Was sagte er da gerade? „Parties sickened me. I hated the game-playing, the dirty play, the flirting, the amateur drunks, the bores“.

Credits

Foto: Foto via Sarah Liewehr.

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