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Der Münchener feel! Gin in der Verkostung.

Die englische Traditionsspirituose hat sich ihrer Wurzeln schon längst entledigt.Von den Holländern adaptiert, haben die Engländer den Gin erfunden und als Kolonialmacht in die Welt getragen. Mittlerweile wird die wacholdrige Spirituose auf der ganzen Welt geliebt und produziert. Unter anderem in München.

The Duke Gin hat sich von seiner Münchener Herkunft mittlerweile emanzipiert und ist national und international bekannt und anerkannt. Der nächste Gin aus der Stadt von Bier und Weißwurst ist feel! Gin, und entspringt einer bierseligen Idee des jungen Unternehmers Korbinian Achternbusch. „Die Idee entstand 2012 auf einer Bierbank während des Oktoberfests. Mir gefiel der Gedanke aber am nächsten Tag noch genau so gut und habe beschlossen, der Idee Taten folgen zu lassen.

Obstbrände als Vorbild

Seiner Vorliebe für gut gemachte Obstbrände folgend wollte Achternbusch einen Gin produzieren, der die fruchtige Seite betont. Einen Gin der nicht nur mit Tonic funktioniert, sondern auch pur getrunken ein Genuss ist. Durch Schulungen bei verschiedenen Obstbrennern eignete er sich das Wissen an, worauf bei der Herstellung von Spirituosen und der Arbeit mit Botanicals zu achten ist.

Dieses Wissen setzt er seitdem im Münchener Stadtteil Großhadern in einer 150-l-Destille des Brennereianlagenbauers Müller um. Ein Bio-Weizendestillat und 17 verschiedene Bio-Botanicals, die nach Möglichkeit aus der Region stammen, werden dort zum endgültigen feel! Gin verarbeitet. Dabei wird bewusst auf Kaltfiltration verzichtet, um dem Produkt nicht unnötigerweise Aromen zu entziehen. Zudem gibt er seinem Gin drei Monate lang Zeit, um in der Flasche zur Ruhe zukommen und sich zu harmonisieren, bevor er verkauft wird.

Um die endgültige Rezeptur für seinen Gin zu schaffen, hat es beinahe ein Jahr und ungezählte Versuche benötigt. Das Resultat bezeichnet Achternbusch als persönliche Herzensangelegenheit in Handarbeit und ist stolz darauf, dass der Gin eine Bio-Zertifizierung erhalten hat.

Neben den gewünschten fruchtigen Aromen, die durch die Verwendung von Blaubeeren, Holunder- und Aroniobeeren gewonnen werden, soll der Gin eine eigene Würze durch Kubebenpfeffer und Koriandersamen erhalten. Aber bevor der Verkostung zu weit vorgegriffen wird, steigen wir doch gleich ein.

Die Verkostung

Klar ist der Gin klar. Durchsichtig liegt er im Glas und verbreitet einen sehr floralen Duft mit dezenter Wacholdernote. Kommt die Nase näher ans Glas, wird besonders Koriander immer intensiver. Die florale Note wird von Lavendel bestimmt, unterschwellig lassen sich fruchtige Noten von Beeren erahnen. Der feel! Gin riecht wie ein blumiges Parfüm, aber ohne dabei die leicht negative Assoziation von „parfümiert“ mitzubringen. Nach einem kurzen Moment setzen sich Zitrusfrüchte durch. Im Mund ist der Gin überraschend samtig. Die wuchtigen 47% Alkohol drängen sich nicht negativ auf. Kein Brennen, keine unangenehme Schärfe. Im ersten Moment dominiert die angenehme, samtige Süße, macht aber bald Platz für die typischen Bitteraromen des Wacholder. Im ersten Moment ein klassischer Gin dem nach einem kurzen Augenblick eine deutliche fruchtig-florale Note zur Seite springt. Sehr frisch, und sehr gut pur zu genießen. Ein moderner Gin, der seine Ursprünge nicht verleugnet.

Im Gin & Tonic ergibt sich eine ganz leichte Trübung, die durch das Verzichten auf Kaltfiltration zu erklären ist. Im ersten Moment eine angenehme Süße, die in der Nase dominanten Aromen von Früchten und Blüten sind auch im Gin &Tonic zu spüren. Im nächsten Moment drängt sich dann auch der Wacholder in den Vordergrund und bringt im Gesamten einen sehr leckeren Gin &Tonic ins Glas. In diesem Fall wurde der Gin sowohl mit Schweppes als auch mit Thomas Henry Tonic gemixt und ergab in beiden Fällen einen erfrischenden Longdrink.

Preis und Leistung

Nun ist es bei Gin ja mittlerweile keine Seltenheit, wenn der Literpreis die 50 Euro Marke knackt und viele schütteln leicht unverständlich den Kopf und fragen sich wieso ein ungelagertes Produkt so teuer sein muss. Diese Frage muss am Ende des Tages jeder für sich beantworten. Im Falle von feel! Gin liegt der Preis knapp unter der 50 Eurogrenze. Die Verwendung von Zutaten die ausschließlich ein Bio-Zertifikat aufweisen, eine kurze Flaschenlagerung und ein Produkt, das in Handarbeit hergestellt wird, rechtfertigt einen höheren Preis gegenüber einem Massenprodukt allemal. Im Falle von feel! Produzent Achternbusch bedeutet dies außerdem: „Derzeit stecke ich jeden Cent den ich einnehme direkt wieder in das Produkt. Daher brenne ich den Gin auch in meiner Freizeit und am Wochenende, während ich am Tage meinem ganz normalem Beruf nachgehe.

Insgesamt ein empfehlenswerter Gin. Und wenn man sich die Frage stellen möchte, ob feel! Gin das Zeug dazu hat auch langfristig zu bestehen, darf man getrost auf ein Wortspiel des großen Fußballer Andreas Möller zurückgreifen: „Vom Feeling her, hat man ein gutes Gefühl.“

(Offenlegung: Die Redaktion hat für die Verkostung Produktproben von feel! Gin erhalten. Außer den Produkten – durch die Kehlen der Redaktionsmitglieder – ist allerdings nichts geflossen. Prosit!)

 

Bildquelle: Gin Tonic und Blaubeeren via Shutterstock

Collage Tim Klöcker

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