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FÜNF! Herrengedecke für den Herbst

Es muss nicht immer gemischt werden. In jüngster Zeit erfährt im Zuge dieser Erkenntnis auch ein etwas angestaubter Bekannter eine kleine Renaissance. Das Herrengedeck. Wir widmen dem bodenständigsten Zweiteiler der Getränkewelt FÜNF! anregende Ideen. 
Bier und Schnaps, sonst nichts. Doch was früher synonym für die typische Säuferkombination aus der Eckkneipe stand, wird für mehr und mehr Kenner und Bartender zu einer schönen, abwechslungsreichen Nebendisziplin: Welches Bier zu welchem Schnaps?
Oder auch andersherum gefragt. Gerade in Anbetracht der sich entwickelnden Bierkultur, sind die Möglichkeiten, Biere und Spirituosen als Gedeck zu kombinieren, im wahrsten Sinne des Wortes mannigfaltig. Die Hamburger Boilerman Bar etwa hat mit dem Hausgedeck „The Boilermaker“ bereits eine große Fangemeinde angeworben.
Vorbei also die Zeit, als es immer nur um Bier plus Korn ging. Grund genug für FÜNF! spätherbstliche Herrengedecke. Zum Wohl!
1) Kuehn Kunz Rosen Kerlig Hell + Gin
Wer meint, sich schon am sonnigen Novembernachmittag einen Doppeldecker gönnen zu müssen, der sollte auf Leichtes zurückgreifen. Etwa auf das frische, aber dennoch harmonisch gehopfte, würzige Lager aus dem jungen Mainzer Brauhaus.
Mit seiner prägnanten Kohlensäure und den angenehmen Fruchtaromen kann es durchaus einmal als Tagesbier durchgehen. Dazu passt dann hervorragend ein fruchtbetonter, gerne auch ins Florale gehender New Western Style Gin, der sich mit den Aromen des Bieres vereint, anstatt sich mit ihnen anzulegen.
2) Amber Piwo Zywe + Bisongrasvodka
Die Bernsteinstadt Danzig leuchtet im Herbst golden. Passend zum Exportschlager der Stadt hat sich die ansässige Amber-Brauerei benannt, die sich bereits seit einiger Zeit anschickt, der arg angeschlagenen polnischen Bierkultur wieder auf die Beine zu helfen.
Eine der neueren Kreationen ist das Piwo Zywe, das als kraftvoll gehopftes, ungefiltertes und potentes Lager mit einem Alkoholgehalt von über 6% genügend Aufwärmung verspricht. Ein aromatisches und dennoch frisches Bier, dessen harzige und vegetale Noten ganz wunderbar durch eine weitere Spezialität unseres Nachbarlandes ergänzt werden können: Nehmen sie dazu einen mit Büffelgras versetzten Wodka, der jedoch auf keinen Fall zu stark gekühlt sein sollte.
3) Crew Republic Escalation 7:45 Double IPA + Rye Whiskey
Lust auf Krawall und Gaumenremmidemmi? Das Escalation 7:45 verspricht davon so einiges. Mehrfach kaltgehopft und mit einer gehörigen Ladung Karamellmalz angesetzt, tanzt der Gaumen beim ersten Schluck einen kleinen Lambada mit der Hopfenladung, die da über ihn hinwegrollt.
Stolze 83 Bittereinheiten machen aus dem Escalation einen Brecher, der nach einem Partner „mit Cohones” verlangt: Flankiert werden sollte das Double IPA aus der Münchener Bierschmiede daher am besten mit einem vollmundigen Rye Whiskey, der den zerhopften Mund mal eben ordentlich durchspült und frei macht für weitere Eskalation.
Außerdem scheint die herbe Würze und dezente Süße eines guten Ryes wie gemacht, um das Aromenprofil eines kräftigen Ales zu unterstreichen.
4) BrewDog Shipwrecker Circus Barley Wine + Demerara Rum
Es gibt Abende, die sind dunkel, melancholisch und still. Abende für ernste Gespräche. Wer da keine Lust auf Rotwein hat, macht eben einen anständigen Barley Wine auf, z.B. von den schottischen Bierstars aus dem Hause BrewDog.
Der Shipwrecker Circus ist in Zusammenarbeit mit der US-Brauerei Oskar Blues entstanden und schmiegt sich mit satten 10,5 Volumenprozent und einem cremigen Schaum um den von kalter Luft zerzausten Gaumen. Es wuchern warme Trockenfruchtnoten und die Bitterkeit ist zum Niederknien.
Das schreit nach einem öligen Demerara Rum, der das Zeug hat, sich mit dem Hopfen auseinanderzusetzen und gleichzeitig für eigene Akzente zu sorgen. Da können die Orkanböen vor der Haustür noch so sehr brausen, man bemerkt sie kaum. Welcher Rotwein kann sowas schon von sich behaupten?
5) Schneider Weisse Aventinus Eisbock + Islay Whisky
Sie haben keinen Kamin? Macht nichts, denn das kürzlich und zum wiederholten Male mit dem goldenen European Beer Star prämierte Aventinus aus dem kreativen bayerischen Traditionshaus gibt Ihnen das Gefühl, als säßen sie im Ohrensessel vorm prasselnden Feuer.
Und auch im Glas knistert es voradventlich. Dunkle Fruchttöne werden getragen von präsenten Röstnoten und einer dezenten Anisnote. Wer da nicht parallel Gelüste in Richtung der kleinen Hebrideninsel entwickelt, der hat keine Sensorik. Denn der Eisbock freut sich über stimmungsvolle Gesellschaft in Form eines sahnigen, mit Rauch, Torf und Salz geschwängerten Single Malt, der das innere Kaminfeuer noch ein wenig heller lodern lässt. Wie war das nochmal, Sommer? Streng Dich an!

Credits

Foto: Zwei Gentlemen via Shutterstock

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