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FÜNF! Biere für den Winter

Nichts für halbe Hemden! Winterzeit ist Starkbierzeit, und es dürfen auch Hochkaräter dabei sein, um die man ob ihrer Schwere den Rest des Jahres einen Bogen macht.

 Was der MIXOLOGY-Bierkeller außer dem klassischen Winterbier alles hergibt, lesen Sie in dieser Ausgabe der FÜNF!

Man verkriecht sich ob der Kälte daheim, und Bierliebhaber plündern die weihnachtlichen Geschenkboxen, mit denen sie von ihren mehr oder minder bewanderten Verwandten beglückt wurden. Zwar findet sich darin auch so manche Möchtegern-Spezialität, dennoch dürften wohl zu keiner Zeit so viele Raritäten konsumiert werden wie in der kalten Jahreszeit. Hier also fünf Vorschläge, wie man sich den Winter warm trinken kann:

1) Liefmans Glühkriek

Heißes Bier gegen winterliche Kälte, auch das gibt es. Zwar sind die Weihnachtsmärkte vorbei, doch dank der nun auch in Deutschland verfügbaren Flaschenabfüllung kann sich jeder selbst mit Glühkriek einheizen. “Krieken” sind Kirschen, ein Glühkriek ist also ein – analog zum Glühwein – mit Gewürzen versehenes Kirschbier. Die Würznote fällt dabei deutlich sanfter aus als beim Traubenmostbruder, die Kirschnote dafür umso intensiver.

Spannend ist vor allem der Vergleich von kalter und heißer Version: Was beim kalten Bier noch süß, schwer und klebrig anmutet, wirkt nach dem Erhitzen schlank und brauseartig sprudelnd. Einfach auf knappe 80°C erhitzen und in einem passenden Gefäß servieren (Ja, Ethanol beginnt bei 78°C zu verdampfen, aber die Betonung liegt auf “beginnt”).

6,0% Vol.
Preis: ca. € 6,99 (0,75 l)

2) Spent Brewers Collective/Berliner Bierfabrik Maple Walnut Stout

Es hat inzwischen ja schon ein gutes Jährchen auf dem Buckel, aber es ist nach der bescheidenen Meinung des Autors immer noch das beste Collaboration Brew zwischen zwei Berliner Brauereien. Die Ahorn- und Walnussnoten fließen wunderbar in den süß-röstigen Charakter des (Imperial) Stouts ein und bereichern diesen. Dass sich Kakao- und Kaffeenoten satt finden, bedarf kaum der Erwähnung. Ein gehaltvoller Winterwärmer par excellence, lässt sich dieses Bier auch in einem geschmacksintensiven Sirup verwandeln und in verschiedenen Cocktails wie dem Dog’s Nose oder einem Old Fashioned verwenden.

7,8% Vol.
Preis: ca. € 3,49 (0,33 l)

3) Thornbridge/St. Eriks Raspberry Stout

Im Zuge der frohen Kunde, dass Thornbridge nun über Hofmark in Deutschland erhältlich sein wird, soll auch gleich eine Bierempfehlung folgen, die hoffentlich bald ins Sortiment wandert: Das Raspberry Imperial Stout.

Diesem Bierstil wird ja oft ein tiefes Beerenaroma zugeschrieben, also packten die Mittelengländer den Bottich randvoll mit schottischen Himbeeren. Die resultierende, süßsaure Mischung bildet einen gelungenen Kontrast zu den dunklen Lakritz- und Kakaonoten dieses Zehnprozenters. Wer geduldig genug ist, sollte sich das Bier allerdings bis zum nächsten Winter aufheben, um die Malzaromatik abzurunden.

10% Vol.
Preis: bislang noch via UK zu beziehen für ca. £ 9,50 (0,5 l)

4) Flying Monkeys The Matador 2.0 El Toro Bravo

Ein starkes Sendebedürfnis, ja einen gewissen Missionierungsdrang, konnte man bei der Kultur der Vereinigten Staaten ja stets beobachten. So auch beim Bier: Uncle Sams Craft Beer-Welle schwappt und schwappt, und man vergisst dabei einmal mehr, dass Nordamerika auch noch andere Länder umfasst. Kanadas Bierkultur, ebenso lebhaft im Umbruch begriffen wie die des südlichen Nachbarn, meldet sich nun zu Wort und möchte ein Stück vom Kuchen des europäischen Craft-Marktes.

Dafür ist man bereit, ganz schwere Geschütze aufzufahren: Das El Toro Bravo (der tapfere Stier) hatten wir in unserer ersten Dezemberausgabe von Bier, Bars & Brauer bereits erwähnt, nun als vollwertige Bierempfehlung: Dieser zedernholzgereifte Roggen-Barleywine bringt eine unglaubliche Fülle an Aromen im Mund zusammen: Die säuerlich-brotteigartige Note von Roggen und die karamell- und toffeehafte Malzsüße, der trockene Holzgeruch und die duftende Schwere von Zedern ergeben zusammen ein deutliches Tabakaroma. Selbstredend darf eine gute Zigarre hierzu demnach nicht fehlen!

10,0% Vol.
Preis: ca. € 17,00 (0,75 l)

5) Birrificio Independente Elav Progressive Barley Wine

Italiens Bier genießt, im Gegensatz zu seinem Wein, einen eher schmählichen Ruf. Analog zu den USA fiel es den Brauern von Craft Beer im Land von Pizza, Pasta und Pesto daher nicht schwer, sich mit ihren geschmackvollen Gebräuen gegen die Massenmarktplörre zu etablieren. “Birra artigianale” nennt es sich dort und hat inzwischen mit Baladin, Del Borgo oder Brewfist prominente Vertreter. Auch Elav zählt in diesen Kreis, und mit ihrem Progressive Barleywine wollen sie Konventionen herausfordern.

Dies gelingt bereits bei der Farbe, denn hier wurde ausschließlich helles Malz verwendet. Auch vom Geschmack her gibt sich das progressive Malzweinchen orangenhaft-fruchtig und gummibärchenhaft süß. Hinzu kommen Anklänge von Tropenfrüchten und Honig. Sehr früh schlägt die Bitterkeit zu (65 IBU), stechend, aber vielschichtig, bestimmt sie den Abgang, wird jedoch immer wieder von der Süße ausbalanciert. Ganz spät vermeint man gar noch etwas Schokolade zu schmecken. Ein Winterwärmer ohne Kompromisse.

11% Vol.
Preis: ca. € 7,00 (0,33 l)

Credits

Foto: Winterbier via Shutterstock.

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