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Wer ist nur dieser Herman? Belgisches Bier für Berlin

99 Flaschen Bier an der Wand. Und es werden ständig mehr. Im Dezember gilt es, zu gratulieren! Dann feiert die belgische Bier Bar Herman in Berlin ihr zweijähriges Bestehen. Wer steckt dahinter? MIXOLOGY ONLINE fahndete vor Ort.
Ja, er werde zuweilen mit Herman angesprochen, erklärt Bart Neirynck, der Betreiber jener Bar in Berlin–Prenzlauer Berg, die sich dem Braugut aus Flandern und Wallonien verschrieben hat. Leidenschaft für sein Bier und Gelassenheit strahlt der Mann aus, der 1976 im südlichen Westflandern geboren wurde und den es über Gent, San Francisco und Rom nach Berlin verschlug, wo er im Dezember 2012 die Pforten des Herman öffnete.
Zeit für Beratung
Aller Anfang ist schwer und so waren es in der Anfangszeit viele internationale Gäste, die an den Senefelder Platz pilgerten, um eine der 100 Spezialitäten zu verkosten. Von der Geuze zum Witbier, vom Blonde zum Faro und vom Tripel zum Trappisten. Fachbegriffe, die erklärt werden müssen. Bart Neirynck nimmt sich die Zeit, egal, wie voll seine Bar auch sein mag.
Bester Bierbotschafter Belgiens
Es ist Samstag, gegen 22 Uhr. Hinten eine Geburtstagsgruppe, im mittleren Raum flirtende Pärchen und Studis mit ihren Eltern. Vorne am Tresen viele Bier-Nerds, die mit gierigen Blicken die Flaschen in der riesigen Regalwand mustern. Man hört Deutsch, Dänisch, Englisch und ein Sprachgewirr diverser Regionen Nordafrikas, Asiens und natürlich Belgiens. Bart hat es sich zum Hobby gemacht, vom Dialekt auf die Heimat des Gastes zu schließen. Es gelingt ihm überraschend treffsicher. Heute bleibt nicht viel Zeit für Ratespielchen. Ungefähr 80 Gäste verlangen nach Bier. Der Laden ist rappelvoll. Niemand ist ungeduldig, da alle den Genuss der individuellen Bier-Beratung durch den Patron schätzen, der das Aufkommen an diesem Abend tatsächlich alleine stemmt. „Magst du es etwas süßlicher? Darf es kräftig sein? Vielleicht solltest du dieses Abtei-Bier probieren!“ Neirynck holt jeden Gast dort ab, wo dieser sich befindet, er möchte jedem sein ideales Geschmackserlebnis ermöglichen. Darin ist er ein Meister. Seine Regieführung ist bemerkenswert.
Zwischen Hopfen und Hollywood
Ursprünglich strebte der 38-jährige eine künstlerische Laufbahn als Filmemacher an, was ihn auch nach Kalifornien und Rom führte, bis ihn die Liebe nach Berlin verschlug. Joberfahrungen in Bars und Kneipen mündeten schließlich in dem Entschluss, den Hauptstädtern die Vielfalt der Braukultur Belgiens nahe zu bringen. Tatsächlich ist das Herman weit mehr, als ein schlichtes Bierlokal. Es geht um Bier, aber es geht auch um Belgien. Neirynck lädt Musiker, DJs und Comedians aus seiner Heimat zu Gastauftritten ein. Radrennen und Spiele der belgischen Fußballnationalmannschaft werden übertragen. Seine vier Zapfhähne belegt der Gastgeber zu besonderen Veranstaltungen auch gerne mit spannenden Brauwaren aus der deutschen Bierlandschaft, „Tap-Sessions“ genannt.
Bart Neirynck muss lächeln. Wieder strahlt ihn ein glücklicher Gast an, der einen neuen Bierschatz entdecken durfte. Herman lächelt auch. Von der Getränkekarte, auf deren Titelblatt er abgebildet ist. Herman war der Deutschlehrer Neiryncks, der ihm nicht nur die Sprache beibrachte, sondern ihn auch mit seiner Liebe zu Berlin ansteckte. „Statt in die Karte, kannst du auch ins Regal schauen“, erklärt Bart. Die Meisten tuns. Und sehen dann den Herman im Herman nicht. Herman stört´s nicht. Er lächelt.

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