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Inari Soju, der Exot aus Österreich

Die meistverkaufte Spirituosenmarke der Welt ist ein Soju. Das Destillat aus Reis führt das Spirituosenranking schon seit geraumer Zeit an.  Diese Produkte aus Japan und speziell Korea kommen jedoch nicht über ein Nischendasein in Europa hinaus. Ausgerechnet diese Nische möchte jetzt ein Österreicher besetzen. Der Inari Soju.
Eine Spirituose auf den Markt zu bringen die in anderen Teilen der Welt zu den am meisten Getrunkenen überhaupt gehört, scheint generell eine gute Idee. Doch für die Umsetzung einer guten Idee benötigt es manchmal mehr als einen Kopf. In diesem Fall sind es die von Niclas Meyn, Laurin Zettl und dem gebürtigen Chinesen Shi Bing Zhao, allesamt Studenten aus Wien, die diese Idee entwickelten und mit dem Gedanken an den Destillateur Josef Farthofer herantraten, der sich in den letzten Jahren vor allem durch seine Edelobstbrände einen Namen gemacht hatte.
Den Ruf polieren, nicht den Reis
Soju wird im ganzen asiatischen Raum produziert. In Korea hatte das Reisdestillat in der jüngeren Vergangenheit einen eher schlechten Ruf. Mit Wurzeln, die in das 14. Jahrhundert zurück reichen, hat Soju eine lange Tradition. Die Qualität des koreanischen Soju ging allerdings in den 1960er Jahren merklich zurück, nachdem im Zuge einer Reisknappheit vor allem Industriealkohol mit Wasser und Aromen gemischt wurde und fortan als Soju auf den Markt gebracht wurde. Mittlerweile gibt es natürlich auch in Korea wieder sehr hochwertige Produkte, den Bogen nach Europa konnte das Destillat allerdings nie nachhaltig schlagen.
Da sich noch nie ein europäischer Hersteller an der Spirituose versucht hatte, gingen die drei Studenten auf Farthofer zu und konnten ihn schnell für das Projekt gewinnen. Farthofer, laut Mitbegründer Meyn, „bekannt für seine Affinität zu Experimenten“, versuchte sich an einer ersten Charge in der Reis fein gemahlen, verkocht und vergoren und anschließend das Ergebnis destilliert wurde. Nach einer Reihe von Versuchen und einem geschmacklichen „Feintuning“ waren nach insgesamt sechs Monaten letztendlich alle Beteiligten zufrieden mit dem Ergebnis und der erste europäische Soju war geboren.



Die Herstellung
Oftmals als ein Pendant zum Vodka bezeichnet, wird man Soju mit dieser Beschreibung nicht gerecht. Die Herstellung erfolgt folgendermaßen. Reis wird zu Reismehl gemahlen, anschließend mit Wasser verkocht und für 72 Stunden mit Hefe vergoren. Daraufhin folgt eine Destillation in einer Kolonnendestille bis das Produkt einen Alkoholgehalt von ca. 80% Vol. erreicht. Um etwa 50 Liter dieses hochprozentigen Destillats zu erhalten, werden 200 Kilo Reis benötigt.
Anschließend wird der Soju mit Quellwasser aus dem österreichischen Mühlviertel auf eine Trinkstärke von 20% Vol. Alkohol herabgesetzt. Hier orientiert man sich wieder am Original aus Korea. Zwar gibt es auch deutlich stärkere Sojus, am meisten verbreitet ist aber dieser vergleichsweise geringe Alkoholgehalt.
Die Verkostung
Inari, laut Meyn ein „asiatisch klingender Name, der international aussprechbar ist und im Ohr bleibt“ – in der japanischem Mythologie der Gott der Fruchtbarkeit und des Reises – ist definitiv etwas anderes als ein kleiner Bruder des Vodka. Farblich lassen sich zwar gewissen Ähnlichkeiten feststellen, der Unterschied wird aber deutlich, sobald man die Flüssigkeit im Glas hat. Ein milder Geruch von Hefe und verkochtem Reis steigt einem in die Nase und schnell ergeben sich Assoziationen zu frischem Heu und erdigen Noten. Neugier kommt auf und wird mit dem ersten Schluck belohnt.
Frisch und mild ist der erste Eindruck, den man in der Verkostung gewinnt. Eine leichte Süße beherrscht den Geschmack und gibt nach und nach Aromen von frischen Beeren ab. Wenn man Vergleiche zu einer anderen Spirituose ziehen muss, dann am ehesten zu einem sehr milden Genever, nicht zu Vodka. Der Abgang währt nur kurz, der Soju hinterlässt aber insgesamt einen sehr angenehmen Geschmack. In jeglicher Hinsicht eine Empfehlung. Eine tolle Spirituose sowohl pur als auch gemixt, zum Beispiel in einem Sour mit Limette und Eiweiß.
Und auch wenn als Zielgruppe hochwertige asiatische Restaurants genannt werden, Inari Soju ist einer Bereicherung für jede Bar und ein toller weiterer Schritt, um die Welt zu entdecken während man an der Bar sitzt.

Credits

Foto: Reissack via shutterstock

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