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Laphroaig Select, ein gelungener Einstieg

Torf und Rauch, gepaart mit Phenolen und einer guten Portion Alkohol. Die Aromenwelt von Whisky ist wahrlich nicht die einfachste, um darin einzutauchen. Vor allem wenn man einen Rundgang über die Insel Islay und seine speziellen Destillerien machen möchte. Laphroaig versucht nun ein milderer Gastgeber der Insel zu sein.
Laphroaig gilt als eine der charaktervollsten der acht Destillerien der Insel. Bekannt für seinen eigenen, torfigen Geschmack und das leicht Medizinische scheidet er oft die Geister, für einen Novizen ist die klassische, zehnjährige Abfüllung oft nur schwer zugänglich.
Mullbinden in der Flasche
Auch der Autor hatte so seine Anfangsschwierigkeiten. Vor einer gefühlten Ewigkeiten, gerade als die ersten vier Wände bezogen wurden, wuchs selbstverständlich der Wunsch nach einer eigenen kleinen Bar, oder zumindest einer kleinen Spirituosenauswahl. Whisky durfte nicht fehlen und zwar keiner, den man bisher immer mit Cola in Verbindung brachte.
Die Wahl fiel im Supermarktregal. Zwischen den zumeist unbekannten Flaschen stand ein Laphroaig. Die 10jährige Abfüllung fand den Weg in die Heimbar und konnte sich dort eine unfassbar lange Zeit halten. Viel zu rauchig, torfig und eigenartig medizinisch schmeckte er einem 21jährigen, dessen Interesse für Spirituosen erst noch geweckt werden wollte. Dennoch ein lehrreicher Einstieg.



Milderer Geschmack

Um es künftigen Generationen etwas leichter zu machen, ist seit Kurzem die neue Abfüllung Laphroaig Select auf dem Markt. Durchaus auch vor dem Hintergrund, neue Zielgruppen zu erschließen. Der Einstieg in die Welt der Spirituosen, jedenfalls, wenn es um den puren Genuss geht, erfolgt bei den meisten jungen Menschen eher über Rum als direkt mit Whisky. Die süßen Aromen des Zuckerrohrdestillats sind einfacher zugänglich. Um trotzdem auch jüngeren Menschen einen Einstieg in die Vielfalt der rauchigen Malts zu ermöglichen, hat Master Destiller John Campbell sich Inspiration bei einem seiner Vorgänger, Ian Hunter – Destillerieleiter von 1920 bis 1954 – geholt und hat Whiskys aus verschiedenen Fässern miteinander kombiniert. Im neuen Laphroaig Select kommen Whiskys aus Oloroso Sherry Fässern, neuen amerikanischen und gebrauchten Laphroaig Fässern zum Einsatz. Dabei wird das Destillat nacheinander in den verschiedenen Fässern gelagert, bis der neue, mildere Geschmack erzielt ist. Der Reifeprozess ist der wesentliche Unterschied zu den anderen Abfüllungen, die nun durch Select dauerhaft ergänzt werden. Bewusst verzichtet man dabei einmal mehr auf ein Altersstatement auf der Flasche und auch seitens der Destillerie hüllt man sich in Schweigen. „Vorwiegend ältere Abfüllungen“ ist die einzige Aussage, die sich entlocken lässt.
Gelungener Einstieg
Im Glas ist der Select deutlich heller, als die klassische 10jährige Abfüllung. Ein Zeichen für kürzere Lagerung oder für den verminderten Einsatz von Couleur? In der Nase ist es dann aber unmissverständlich Laphroaig. Heu, Gras, leichter Rauch und die typischen phenolischen Anklänge die den Islay so besonders machen. Allerdings wieder in einer abgeschwächten Form. Sogar mit einer leichten Frische, die man so nicht gewohnt ist, wird der Genießer überrascht. Wäre der Laphroaig 10 ein altes verlassenes Zimmer in dem alte Ledermöbel und ein erkalteter Kamin stehen, so wäre der Select dasselbe Zimmer, aber einmal gut durchgelüftet.
Holz, Leder und Tabak machen sich im Gaumen breit und bereiten das vor, was an der neuen Abfüllung am Eindrucksvollsten ist – der Abgang. Lang und mild mit einer leichten Süße und Tönen von Vanille und Toffee bleibt der Laphroaig lang in Erinnerung und verlangt einen zweiten Schluck. Der Whisky bleibt ein Laphroaig, wenn auch in einer gefälligeren, zugänglicheren Form. Wahrlich ein dezenter Einsteiger in die speziellen Aromen von Islay und vielleicht der richtige Gastgeber für neue Besucher der Insel. Langjährige Fans von Malts und seinen komplexen Aromen werden allerdings weniger überzeugt sein und wahrscheinlich mehr Freude an den bekannten und komplexeren Abfüllungen haben.

Credits

Foto: Insel Islay via Shutterstock

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