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Fünf Made in GSA-Drinks 2017

Chloé Merz hat mit ihrem The Traveling Tombstone die Made in GSA-Competition 2017 gewonnen. Doch auch andere Cocktails haben uns im Wiener Finale beeindruckt. Hier sind FÜNF! Drinks, die inspirieren, auch mal mit Vogelbeerbrand, Kümmel oder Süßholzlikör zu mixen.

So viele Produkte aus Deutschland, Österreich und der Schweiz waren noch nie in Shaker und Rührglas! Dieses erfreuliche Fazit der Jury, die im Wiener Ritz-Carlton die Sieger der fünften Made in GSA-Competition beurteilten, zeigt, wie sich der von MIXOLOGY ins Leben gerufene Wettbewerb entwickelt hat. Bis hin zur Herkunft des Puderzuckers setzten sich die Teilnehmer und Teilnehmerinnen (endlich herrschte einmal Geschlechterparität in einem Wettbewerbsfinale!) mit der Herkunft der Produkte auseinander. Und diese Besinnung auf Regionales spiegelt sich auch in unseren FÜNF! Drinks wieder. Es geht dabei nicht um Chauvinismus. Auch ein Schweizer Kirschbrand ist etwa Süddeutschen immer noch näher als – sagen wir – Gins oder Vodkas, über deren Destillerie man nichts erfährt. Und dass man mittlerweile stolz mit Ingredienzien aus „GSA-Land“ hantiert, zeigte dieses Quintett beeindruckend.

„Sazerac? Süßholz!“. Mit diesen Worten samt starker Interpunktion brachte Joris Raible auf den Punkt, worum es bei Made in GSA geht. Es zeugt nicht von Respektlosigkeit, wenn man den Sternen am Cocktail-Firmament mit heimischer Politur neuen Glanz verleiht. „Rufzeichen-Raible“ machte allerdings auch klar, dass die zulässige Ergänzung des Sazerac eben auch nur eine Zutat sein kann, „die auf eine mindestens genauso lange Tradition zurückblicken kann. In Bamberg ist das ganz klar das Süßholz.“

Der lokale Likör verband sich mit einem deutschen Whisky (Slyrs Single Malt „Fifty-One“), Zuckersirup, Orange Bitters und dem obligaten Absinth. Dass das nicht zwingend funktionieren muss, machte in Wien schon der Name „Holz und Beinbruch“ klar. Doch die Kombination aus Bamberger Lokalkolorit und New Orleans-Charme funktionierte – es gab den dritten Platz.

Holz und Beinbruch

(Joris Raible, Soda Bar, Bamberg)

Rezept:

5 cl Slyrs Single Malt Whisky 51%

2 cl Original Bamberger Süßholzlikör

0,5 cl Giffard Rohrzuckersirup

0,1 cl Pernod Absinthe Superieure

1 Dash Hemmeter Bitterlyne Orange Bitters

 

 

Zubereitung:

Den Whisky zusammen mit dem Süßholzlikör, dem Rohrzuckersirup und den Orange Bitters in ein Rührglas geben und auf Eis verrühren. Mit einem Sprühfläschchen eine vorgekühlte Cocktailschale mit Absinth benetzen und den Drink in das Glas abseihen.

Glas: Coupette

Garnitur: Orangenzeste und ein Stück Süßholz

Nicole Espinoza auf der Suche nach dem verlorenen Kümmelbrot

Wie auch immer es die Bamberger machen, sie sind seit Jahren (nicht nur, aber besonders oft auch bei Wettbewerben) zur Stelle, wenn es um das Hochhalten der Cocktailkultur geht. So ging auch in diesem Jahr ein Sonderpreis in die Stadt an der Regnitz. Nicole Espinoza aus dem Freiraum holte sich mit ihrem Highball die Sonderkategorie „Limonade & Filler“. Die Madeleine mag anders als bei Marcel Proust in Oberfranken nicht zum Alltagsgebäck zählen, doch Erinnerungen „an ein gutes Stück Brot oder einen Kuchen“, die die Bartenderin als Inspiration angibt, kennt man auch da. Und so darf im Marcel Prost der Birds Weissbrand die Rolle des Brötchens geben, das mit Kümmel (konkret: Gilka Kaiser-Kümmel) gewürzt wurde. Und die Fritz Limo steuert den Rhabarber für einen Drink bei, der „wie ein alter Freund auf Heimaturlaub“ sein sollte. Und für Bar-Fliegen lässt die Bergstadt durchaus Urlaubsgefühle aufkommen.

Marcel Prost

(Nicole Espinoza, Freiraum, Bamberg)

Rezept:

4 cl Birds Weissbrand

1 cl Gilka Kaiser-Kümmel

3 Gramm Kurkuma-Wurzel

20 cl Fritz-Spritz Bio-Rhabarbersaft-Schorle

1 Gramm Südzucker Puderzucker

Glas: Longdrink

Garnitur: Rhabarber-Twist

Zubereitung:

Die Kurkumawurzel in dünne Scheiben schneiden. Weißbrand und Kaiser-Kümmel in den Shaker geben. Puderzucker durchsieben, Kurkuma hinzugeben. Mit dem flachen Stößel Kurkuma in der Mischung andrücken (für ca. 20 Sekunden oder bis die Farbe aus dem Kurkuma austritt). Kräftig shaken. Das Longdrink-Gästeglas mit Eis befüllen und die Rhabarbersaftschorle eingießen. Anschließend die Mischung doppelt und langsam über die Eiswürfel in das Gästeglas gießen. Vorsichtig verrühren.

Blütenträume aus Basel: Christoph Stamms „Hanami“

Eine Brücke, die tiefenpsychologisch ebenfalls in die Kindheit, dermal allerdings im Fricktal im Kanton Aargau, zurückführt, schlug Christoph Stamm. Der Weg von Basel nach Nippon mag weit sein, doch die Aromen passten. Der Zweitplatzierte des Made in GSA-Finales erinnerte an den Brauch des Kirschblüten-Betrachtens, als „Hanami“ jedem Japaner vertraut.

Der Angels‘ Share-Bartender selbst wuchs mit den Schweizer Blüten im April auf und so heißt der Cocktail – in dem Revolte Rum folgerichtig auf satte 4,5 cl Humbel No. 22 „Brenzer Hochstamm Kirsch“ trifft – auch Hanami. Dafür sahnte er auch in der Sonderkategorie „Obstbrand“ ab. Während der deutsche Rum dem Kirschbrand Tiefe verleiht, sorgt der „Veilchenlikör von Tempus fugit für das Blumige“, so Stamm, „was wieder an die Blüten erinnert.“ Kalkulatorisch wurde der Schweizer Twist zum teuersten Drink an der Ritz-Carlton-Rooftop Bar. Aber es ist schließlich auch nur einmal im Jahr Kirschblüte-Zeit.

Hanami

(Christoph Stamm, Angels‘ Share, Basel)

Rezept:

3 cl Revolte Rum

4,5 cl Humbel Nr. 22 „Brenzer Hochstamm Kirsch“

0,5 cl Liqueur de Violettes (Tempus Fugit)

2 cl Zuckersirup

2 cl frischer Limettensaft

Glas: Coupette

Garnitur: Rosenblütenblatt

Zubereitung:

Alle Zutaten in den Shaker geben, auf Eis 20 Sekunden gut schütteln und doppelt in die vorgekühlte Cocktailschale abseihen. Rosenblütenblatt mit einer Klammer am Glasrand festklemmen.

Anna Bornschlegels „Wanderlust“ führt zum Kirschbaum

Dass man sich nicht nur in Basel auf den Umgang mit Kirschbrand versteht, demonstrierte Anna Bornschlegel, die eine Geschichte erzählte, die wie ein Witz beginnt, aber schmackhaft endete: „Sitzt ein eleganter Schweizer mit einer süßen, roten Berlinerin in einer Bamberger Bar. Kommt ein würziger Oberbayer und fragt: „Was seid ihr für ein seltsames Paar?“ Antwortet sie trocken: „Wir überlegen, wie wir nach Wien kommen“. Darauf er: „Nehmt mich mit! Mit mir ist gut Kirschenessen und eure Zugkraft steigt um 51%.“

Die Story der drei „Bamberger Stadtmusikanten“ endete dementsprechend nicht mit einer schwachen Pointe, sondern einem kräftigen Cocktail namens Wanderlust. Und dem vierten Platz für die Bartenderin aus dem Schwarzen Schaf.

Wanderlust

(Anna Bornschlegel,Schwarzes Schaf, Bamberg)

Rezept:

4 cl Slyrs Bavarian Single Malt 51%

1,5 cl Humbel Nr. 22 „Brenzer Hochstamm Kirsch“

1 cl Belsazar Vermouth Red

2 cl frisch gepresster Zitronensaft

1,5 cl Giffard Rohrzucker-Sirup

0,2 cl und 1 BL The Bitter Truth Chocolate Bitters

Glas: Coupette

Garnitur: Geraspelte Bitterschokolade

Zubereitung:

Alle Zutaten in einem Shaker auf Eiswürfeln kräftig schütteln. Eine vorgekühlte Cocktailschale mit Chocolate Bitters benetzen und den Drink doppelt ins Glas abseihen. Bitterschokolade hauchdünn über den Drink raspeln.

Lukas Lehmanns „Alpenvogel“ pickt gerne Beeren

Mit Vogelbeerbrand zu mixen muss man sich mal trauen. Und wir reden nicht vom finalen Parfümieren mit der Marzipan-Note, sondern einer Führungsrolle für 5 cl Lantenhammer Vogelbeerbrand. Lukas Lehmann (Monte Lago, Rottach-Egern) kennt sich allerdings mit dem Aromen-Pairing aus, der 29-Jährige ist gelernter Koch. „Deshalb lege ich auch an der Bar viel Wert auf Regionalität und hochwertige Zutaten.“ Mit Salbei als Gegenpart verband Lehmann nicht nur intensive Zutaten in Balance, sondern er erinnerte mit dem Drink auf Platz 5 des fünften Made in GSA-Contests auch an die Landschaften rund um die Alpen. Der Alpenvogel hat Ecken und Kanten wie die Berge, auf die er von der Wirkungsstätte am Tegernsee blickt.

Alpenvogel

(Lukas Lehmann, Monte Lago, Rottach-Egern)

Rezept:

5 cl Lantenhammer Vogelbeerbrand

3 cl frischer Zitronensaft

2 cl Riemerschmid Zuckersirup

2 cl Belsazar Vermouth Red

5 frische Salbei-Blätter

Glas: Tumbler

Garnitur: Zitronenzeste/Salbei

Zubereitung:

Die frischen Salbeiblätter im Shaker leicht andrücken, Vogelbeerbrand, Zuckersirup und Zitronensaft zugeben. Mit Eis 30 Sekunden shaken, in vorgekühlten Tumbler strainen und mit Belsazar floaten. Zum Schluss mit dünner Zitronenzeste und einem Salbeiblatt garnieren.

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