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Augen auf mit Mastiha: It’s not a Cup Cake!

Die geniale Kreation aus der Bryk Bar mit dem etwas sonderbaren Namen „It’s not a Cup Cake – It’s a Mai Tai“ setzt auf den griechischen Likör Mastiha. Der Cocktail ist dabei das beste Beispiel, wie sehr Liköre – richtig eingesetzt – einem Drink häufig erst die nötige Tiefe verleihen können.

Die Barwelt ist eine Männerdomäne. Dieses oftmals von Laien vorgetragene, nicht selten im Feuilleton anrüchiger Männerzeitschriften gerne vermittelte Credo strotzt nur so vor Fehleinschätzungen und Vorurteilen. Zwar mag jenes reichlich antiquierte Weltbild auf eine längst vergessene Zeit durchaus zutreffen, doch hat sich im Laufe der Jahre nicht nur unsere Wahrnehmung von einem qualitativ hochwertigen Cocktail gewandelt, sondern auch die des Barmannes – oder eben der Barmaid, die ihn zubereitet. Nun mögen Bartender männlicher Natur auch heute noch den Großteil der Aufmerksamkeit auf sich ziehen, allerdings liegt dies viel eher in ihrer Präsenz innerhalb der Barszene begründet als in der eigentlichen Arbeit, die sie verrichten.

Cordula Langer ist eine Frau in dieser vermeintlichen Männerwelt. Nach Stationen im Lebensstern und der Monkey Bar arbeitet die Berliner Bartenderin mittlerweile als Barchefin in der Bryk Bar in reiner Frauenbesetzung. Nirgendwo sonst ist dies der Fall im Gender-Debatte-pflegenden Deutschland des 21. Jahrhunderts. Potential gibt es jedoch in Hülle und Fülle. Betty Kupsa, Elaine Müller und auch Lea Herwig – um nur einige zu nennen – zeigen seit Jahren, dass Frauen in der Barwelt mindestens auf Augenhöhe mit dem männlichen Geschlecht agieren. Auch Cordula Langer sieht diese Entwicklung und spricht aus eigener Erfahrung: „Als Frau wird man schon respektiert wie ein Mann, aber das liegt natürlich auch an der Stadt, in der man arbeitet. Ich hatte es da mit Berlin sehr einfach, andere vielleicht etwas weniger“.

Gerade um dieser klassischen Rollenverteilung vorzugreifen und die Rolle der Frau in der Barszene zunehmend zu unterstreichen, organisiert Langer auch dieses Jahr wieder die „Barmaid Olympics“ – einen Wettbewerb ausschließlich für Frauen, der Jahr für Jahr ein größeres Medien-Echo erfährt. Und dennoch – gerade vielleicht wegen all dieser Debatten – kokettiert sie selbst sehr gerne mit den Rollenbildern und präsentiert den heute vorgestellten Drink durchaus im femininen Gewand: Likör – Schäumchen – Glitzer.  Optisch sexy – geschmacklich überragend.

Greek Mixology: Mastiha plus X

Beginnen wir mit dem Likör: Wer kennt sie nicht, die Griechische „Mixologie“? Natürlich gab es sie nie wirklich, allerhöchstens in Form des allabendlichen Metaxa-Shots in der Homebar. Doch hätte es sie einst wirklich gegeben, so hätte Dionysos mit Sicherheit große Krüge voll mit Mastiha bereitgestellt (und nun genug der Klischees, vor allem die Athener Barszene ist natürlich mittlerweile auf einem grandiosen Level angekommen). Der hierzulande noch immer relativ unbekannte Likör wird aus Mastix gewonnen. Dabei handelt es sich um das Harz von Pistazienbäumen der beschaulich-kleinen griechischen Insel Chios, das mit Alkohol zusammen in kupfernen Alembic Stills destilliert und mit Zucker sowie neutralem Quellwasser zum Likör vollendet wird.

„Thomas im Lebensstern hat mich damals mit Mastiha vertraut gemacht. Letztes Jahr dann habe ich einen Freund in Athen besucht. Am Abend gab es Mastiha-Shots, das hat mich umgehauen – da wusste ich: damit will ich mixen!“ so Langer über den griechischen Likör, der in Deutschland mittlerweile auch von Lukas Motejzik als Import vertrieben wird.

So bildet der süßlich-aromatische, Harznoten aufweisende und nach Kräutern duftende Mastiha zwar nicht die Basis des von Langer und ihrem Team entworfenen „It’s not a Cup Cake – It’s a Mai Tai“, doch vereint er Süßequelle und alkoholische Komponente. Diese wird in ihrer Herkunft und Rolle im Cocktail noch durch ein Pistaziensirup verstärkt, aber gleichzeitig auch mit frisch gepressten Limettensaft konterkariert und balanciert. Der Clément Créole Shrubb stellt mit seinen Anklängen nach Bitterorangen in Harmonie mit Rum den nötigen Kontrast dar und verleiht dem Cocktail eine weitere Geschmacks-Dimension.

Girls Be like …

„Schäumchen ist halt immer gut“, so Langer zwinkernd über die den Drink abrundende, optische Akzente setzende Joghurt-Espuma. „Wir haben uns für die Verwendung von blauer Lebensmittelfarbe entschieden, weil wir damit Assoziationen zum die Insel Chios umgebenden blauen Meer wecken wollten.“ So kann man das Fernweh im Drink nicht nur schmecken, man kann es auch über andere Sinne wahrnehmen. Letztlich also nicht alleine die Spiegelung von Urlaubs-Eindrücken in einem Cocktail, sondern auch seine optische Wahrnehmung als fremdes Objekt in der Bar. „Als wir den Drink fertig gemixt haben, machte mich mein Team darauf aufmerksam, dass der noch namenlose Cocktail aufgrund der Farbe und des Schaums einem Cup-Cake zum Verwechseln ähnlich war. Da fehlte nur noch der Goldglitzer, um dies zu überspitzen“, so Langer grinsend

Ein Drink voller ungeahnter Überraschungen also: So fügt sich der als Geschmacks-Teppich agierende Joghurt mit seiner Säure gut mit dem an Bitterorangen reichen Clément Créole Shrubb, während sein Einsatz als Espuma gleichermaßen Brücken hin zum süßlichen Mastiha und dem Pistaziensirup baut. Entstanden ist ein Drink gedacht für Spice Girls und Bad Boys. Ganz unpolitisch. Ganz gender(un)spezifisch.

Credits

Foto: Cordula Langer

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