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Wenn zwei sich streiten, freut sich der Bierenthusiast

Der kreative Kopf hinter der dänischen Biermarke Mikkeller hat einen Zwillingsbruder, der ebenfalls braut. Die beiden sind zerstritten und Jonah Weiner hat die Brüder für die New York Times besucht und mit ihnen übers Phantombrauen, den Geschmack von Bier mit Blaubeeren und Geschwisterfehden gesprochen.
Den ersten Besuch stattete Jonah Weiner dem Zwilling Mikkel Borg Bjergso, Besitzer der Mikkeller-Mikrobrauerei in Kopenhagen, ab. Der Däne ist ein Phantombrauer, denn er hat keine eigene Brauerei, sondern er entwirft die Sorten im Kopf und lässt seine Visionen dann von anderen umsetzen.
Kreatives vom Phantombrauer
Zum Beispiel von de Proef, einer belgischen Brauerei in Lochristi. Mikkel sagt, es mache ihm keinen besonderen Spaß selbst zu brauen, er entwerfe lieber Rezepte. Ergebnis davon ist, dass Mikkeller im letzten Jahr mit 124 verschiedenen Bieren aufwartete. Kreative Freiheit setzt der Däne vor den Anspruch nach Massentauglichkeit.
Diese Ideen Mikkels, die verschiedene Brauereien nach den detailgenauen Anweisungen des Phantombrauers umsetzen, bekommt man abgefüllt in Flaschen an Bars von Barcelona bis Honkong, sowie im Kopenhagener Noma oder dem Cellar de Can Roca, den zwei besten Restaurants der Welt. Auch in der Kopenhagener Mikkeler Bar und seit 2013 in der zweiten Dependance Mikkeler &Friends werden die Sorten verkauft, sowie im Mikkeller Bottle Shop und seit letztem Jahr zusätzlich in der ersten Mikkeller Bar außerhalb Dänemarks, in San Francisco.
Wie die Oasis Brüder
Mikkel hat seine Augen weit offen, was den Biermarkt angeht und eine Brauerei beobachtet er ganz genau. Und zwar die seines Zwillingsbruders Jeppe Jarnit-Bjergso in Brooklyn. Von Kindheit an waren sie einander zwar eng verbunden aber zugleich die stärksten Konkurrenten. So durchlief die Geschwisterliebe ein Auf und Ab bis es vor einigen Jahren zum Bruch kam. Jeppe hatte 2005 mit Olbutikken ein unter Kennern beliebten Bierladen in Kopenhangen eröffnet, der Naturwissenschaftslehrer Mikkel begann in seiner Freizeit mit dem Bier brauen und die Geschichte nahm ihren Lauf. Zunächst blieb die Symbiose – Mikkel braut, Jeppe verkauft- stabil. Das Verhältnis geriet zunehmend in Schieflage, nachdem Mikkel seinen eigenen Mikkeler Flagship Store in Kopenhagen eröffnete. Das ist einer von vielen Gründen, warum es zum Bruch zwischen den zwei Brüdern kam. Die Konsequenz war, dass Jeppe einen Ozean zwischen sich und seinen Zwilling brachte und nach Brooklyn umzog. Dort begann er vier Jahre nach Mikkel selbst mit dem Phantombrauen als Evil Twin und eröffnete seine Bar Torst.
Das Bier vereinte und trennte
Jeppes Ziel war es, den New Yorker Biermarkt aufzumischen und so zirkuliert der etwas kleinere Wirkungskreis vom Evil Twin Bier um New York. Gegenseitig beobachten die Bjergso Brüder das Schaffen des jeweils anderen aus der Distanz und man kann sagen, dass die gemeinsame Leidenschaft für Bier wohl auch das ist, was die beiden entzweite.
Im Mai wird Mikkeller sein jährliches Bierfestival in Kopenhagen veranstalten, zu dem ausgewählte Brauer geladen sind. Auch Jeppe. Letztes Jahr sagte der Exilzwilling im letzten Moment ab, aber in diesem will er erscheinen. Das wäre das erst Aufeinandertreffen der Brüder seit sehr langer Zeit.
Der ganze Artikel von Jonah Weiner über die Gebrüder Bjergso und mehr über das Bier der beiden findet sich in der New York Times.

Credits

Foto: Flußpferde via Shutterstock - Post-Production: Tim Klöcker

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