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Portotonic – mehr als ein Bartenderdrink?

Im Wiener Schwarzen Kameel wurde zu einer Portonic Blindverkostung geladen. Das erklärte Ziel war es herauszufinden, welches Tonic am besten zu Dry White Niepoort Portwein passt. Hat Portonic das Zeug zum neuen Hugo? MIXOLOGY ONLINE war dabei.
Portonic oder Portotonic besteht aus weißem Portwein und Tonic Water. In Kombination sind die beiden vor allem in Portugal seit ein paar Jahren ein beliebter Longdrink. Aber auch Bartender in Europa schwören immer öfter auf die ungewöhnliche Kombination. Der portugiesische Portwein ist wie der spanische Sherry ein fortifizierter Wein. Der Wein wird also mit Branntwein versetzt und hat damit durchschnittlich 16 % Vol.Beliebt ist er außerhalb der Landesgrenzen vor allem in Großbritannien. Im deutschsprachigen Raum hingegen wird er nur selten bestellt und gilt zu Unrecht als Altweiberdrink.
Die Geschichte des Portwein
Im ausgehenden 17. Jahrhundert suchten englische Kaufleute in Spanien und Portugal nach exportfähigem Wein. Zu dieser Zeit waren nur Mönche in der Lage, genießbaren und lagerfähigen Wein herzustellen und so wurden die englischen Kaufleute in einem der Klöster fündig. Dort entdeckten sie den sogenannten „Priest-Port“. Das Geheimnis für die Haltbarkeit des „Priest-Port“  war es, dass die Mönche dem Wein während der Gärung Neutralalkohol zusetzten, um die Gärung aufzuhalten. Mengt man dem noch nicht voll vergorenem Wein Hochprozentiges bei, stoppt dies die Fermentation und das Resultat ist ein Wein mit Rest-Süße, was den Geschmack der Zeit damals traf.  Portwein war in Zeiten des Kolonialismus speziell unter Seeleuten beliebt, weil er auf den langen Reisen und selbst bei hohen Temperaturen nicht sauer wurde. Theoretisch ist Port ewig haltbar, auch wenn er mit der Zeit an Aroma verliert.
Die Renaissance des Portweins
Das Weingut Niepoort, mit der Wiener PR Agentur Wine and Partners im Rücken, will jetzt Portonic als beliebten Longdrink etablieren. Der Auftakt dafür war die Verkostung im Cafe Zum Schwarzen Kameel in der österreichischen Hauptstadt. Getestet wurden insgesamt elf in Österreich erhältliche Tonics: Fentiman´s, Fever Tree, Fever Tree Mediterranean (angereichert mit Rosmarin, Zitruöl, Mandarinen und Tymian), die italienischen J Gasco und Old Tonic, das spanische Original Tonic, Schweppes, die junge österreichische Marke Sens 321, 1721 Tonic sowie Thomas Henry und Thomas Henry Elderflower. Der Protagonist sollte der Dry White Port aus weißen Trauben der Sorten Malvasia Fina, Viosinho und Gouveio sein. Die Trauben werden noch mit den Füßen ausgepresst, dann spontan vergoren und mit Branntwein versetzt. Bevor er abgefüllt wird, lagert er ein Jahr in großen Eichentanks und danach noch mindestens dreieinhalb Jahre in kleineren alten Eichenfässern. Der Dry White ist halbtrocken, mit Tönen von Mandeln und Nüssen.
Welches Tonic passt?
Die Jury bestand aus Mitgliedern der Wiener Bar Community, Journalisten, Getränkehändlern und Produzenten. Durch die Verkostung führte MIXOLOGY-Autor und Bartender Reinhard Pohorec. Die elf Varianten wurden aus Weingläsern nacheinander blind verkostet und das ohne Eiswürfel oder Garnitur, um den Geschmack nicht zu verfälschen. Schnell stellte man fest, dass einige Tonics geschmacklich keine gute Kombination mit dem Port abgeben. Bei einigen Mixturen ging das Tonic-Aroma gänzlich verloren und bei anderen war der Geschmack in der Nase als auch auf der Zunge wenig stimmig. Das Thomas Henry Elderflower Tonic zum Beispiel verschluckte komplett den Geschmack des Portweines von Niepoort, bei anderen wurde der Longdrink zu süß. Die Voraussetzung für eine gelungene Kombination ist, dass man beide Longdrink-Komponenten herausschmecken kann.
Der Favorit verblüffte
Im Lauf der Verkostung stellte sich heraus, dass der Dry White am besten zum Schweppes Indian Tonic passte. Die leichte Bitterkeit kombiniert mit der Halbtrockenheit des Ports gefiel am besten. Das Ergebnis verblüffte und enttäuschte so manchen vielleicht sogar etwas. Festgehalten werden muss jedoch, dass an diesem Tag ausschließlich der Dry White von Niepoort zum Einsatz kam und die Versuchsanordnung damit eine sehr einseitige war. Zu anderen Portweinen passen andere Tonics besser. MIXOLOGY ONLINE hat bereits eine Verkostung beauftragt, in der verschiedene Varianten geprüft werden.
Richtig gemischt, im Verhältnis eins zu zwei, gut gekühlt und vielleicht mit einer Scheibe Zitrone, kann Portonic durchaus mit Hugo und Aperol Spritz ins Rennen um den beliebtesten Sommerdrink gehen.

Credits

Foto: Weisser Wein via Shutterstock

Comments (1)

  • Laura

    *1721 Tonic = 1724 Tonic

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