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the clumsies greek forest

Auf einen Waldspaziergang mit Vasilis Kyritsis: der Greek Forest

Der Greek Forest von Vasilis Kyritsis aus dem The Clumsies ist sowohl atemberaubender Drink wie bewusstes Statement. Und er beweist einmal mehr, dass nach dem monetären Infight zwischen Griechenland und dem Rest Europas die Bar-Szene des Landes ungeachtet der wirtschaftlichen Lage aufblüht.

Wie übersetzt man ein Land in einen Drink? Flüssiges „nation branding“ mag als Fleißkärtchen-Aufgabe für Competitions nicht zu den Herzensangelegenheiten von Bartendern zählen. Im Falle Griechenlands sieht das ein wenig anders aus. Denn die Imagepolitur für den Peloponnes wird derzeit nur von wenigen so eifrig angerührt wie von den international höchst erfolgreichen Bars. Spitzenplatzierungen bei Wettbewerben (etwa für Loreta Toska bei der diesjährigen Bacardi Legacy) sind ein Ding, doch auch die Gastschichten in Athen sind weltweit gefragt.

Und nicht zuletzt faszinieren die Filler und Spirituosen – siehe auch die Nominierungen für die besten neuen Bar-Produkte bei den „MIXOLOGY BAR AWARDS 2018“ – aus Hellas die Kollegenschaft ebenso wie die Gin-Kultur im vielfach immer noch mit Ouzo-Orgien assoziierten Urlaubsland.

Ein echter mediterraner Cocktail aus dem The Clumsies

Vasilis Kyritsis, der mit seiner Bar The Clumsies eine der angesagten Athener Adressen bespielt, versteht seinen Tribut an Griechenland als Teil einer größeren Identität. Auch wenn der Greek Forest die Herkunft schon im Namen trägt, sollte es nach dem Willen seines Erfinders „ein echter mediterraner Cocktail“ sein. Als Herzstück dabei sollte die maritime Flora fungieren: „Wann immer es geht, möchte ich diesen Charakter in meinen Drinks ausdrücken“, so der Bar-Chef. Dass man als griechischer Bartender dabei schnell auf Mastika – so endemisch griechisch wie Agaven in Mexiko – kommt, liegt nahe.

Ungewöhnlicher wird es allenfalls bei den Kräutern, die im The Clumsies in Form eines Basilikum-Pulvers zum Einsatz kommen. Die Anleihe bei der Molekularküche und dem damit einhergehenden Stickstoff-Nebel vertreibt ein anderer Griechenland-Klassiker aber mit einem aromatischen Sonnenaufgang. Die Wahl seiner Basis-Spirituose – der Sieben-Stern-Weinbrand von Metaxa – begründet Vasilis dabei aber nicht nur mit patriotischen Gefühlen, sondern als Profi auch mit den Geschmackseigenschaften: „Er besitzt ein balanciert florales Profil, das Frische und die mediterrane Art verknüpft“.

Diese Attitüde, man kann sie wohl als „laid back“ bezeichnen, wollte der The Clumsies-Bartender damit auch in den Cocktails bringen. „Nachdem wir in Griechenland sind, will ich auch gerne dieses Ambiente in meinen Drinks widerspiegeln“.

Sammelschale für Harz und Aromen im The Clumsies

Die Inspiration für diese Getränk gewordene Landeskunde holte sich Vasilis Kyritsis beim Waldspaziergang: „Wenn du Dich jemals in einem griechischen Wald wiederfinden solltest, wirst du rundherum genau diese Gerüche und Geschmäcker entdecken.“ Diesem Ziel dient auch der Rest der griechischen Zutaten, nachdem das Land auch für erstklassiges Gemüse „und eine Topqualität beim Honig bekannt ist“.

Um die Mischung aus Würz-Kräutern, Rosenblättern und Baumharz auch optisch ansprechend zu verpacken (und natürlich damit wieder eine hellenische Story zu erzählen), griff das The Clumsies-Mastermind zu einem ungewöhnlichen Behältnis. Der Ton-Becher spielt auf die Gewinnung des Harzes auf Chios und anderen Mastika-Hochburgen an. Und: Nein, Herr Schäuble, er ist nicht als Sammelschale für deutsche Euros gedacht, sondern als Sammelbecken für griechische Bar-Aromen!

Credits

Foto: Foto via Tim Klöcker.

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