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Two Fellas – Nanobrauen in der Berliner Kneipenküche

Two Fellas – das sind Michael Moineau und Robert Faber. Die beiden US-Amerikaner brauen Bier in Kleinstmengen. Kleiner als Craft, kleiner als Micro – Nanobrewing. Für dieses Vorhaben haben sie sich seit einem Jahr in einer viel zu großen Ex-Küche eines Pubs in Berlin-Gesundbrunnen eingerichtet. MIXOLOGY ONLINE hat sie dort besucht.

Der Bart ist ab – zumindest bei Michael Moineau. Kann man die Visitenkarten der Two Fellas, auf der die Gesichter der beiden Gründer durch Sonnenbrille, Haupt- und Barthaarpracht stilisieren sind, nun überhaupt noch verwenden? Natürlich, Bärte sprießen in der Hipsterhauptstadt schließlich wie Pilze aus dem Boden – ebenso wie Brauereien. Die Two Fellas gehen dabei, anders als viele andere Brau-Start-Ups, aber nicht den Weg des Auftragsbrauens, sondern fangen ganz klein an. MIXOLOGY ONLINE im Gespräch mit den beiden sympathischen, 34-jährigen Amerikanern.

Beginnen wir doch mit einer kleinen Vorstellungsrunde: Wer seid ihr und wie hat es euch nach Berlin verschlagen?

Mike: Ich kam bereits mit 20 nach Europa, um in England Literaturwissenschaft zu studieren. Dort lernte ich meine deutsche Frau kennen und folgte ihr hierher, zur Freien Universität Berlin. Seit meinem Studium war ich unter anderem als Ghostwriter und Englischlehrer tätig, doch ein Treffen mit Rob in Chicago änderte das schlagartig.

Rob: Genau. Ich bin eigentlich ausgebildeter Therapeut, habe z.B. viel mit Kindern gearbeitet. Als meine Frau 2014 eine Stelle in Berlin-Buch bekam, zogen wir aus Milwaukee hierher. Doch leider ist mein Deutsch lange nicht so gut wie das von Mike, da fällt das Arbeiten in meinem bisherigen Beruf schwer, und der Papierkram wäre auch die Hölle. Als leidenschaftlicher Heimbrauer war dies aber meine Chance, mich neu zu erfinden, also bildete sich zwischen uns der Gedanke, es in der aufblühenden Berliner Craft Beer-Welt zu versuchen.

Und wie kamt ihr in die Küche des Castle Pubs in Berlin-Gesundbrunnen?

Rob: Über einen Bekannten, der hier Pub Quiz veranstaltet hat. Über ihn lernten wir Ben Fisher kennen und erfuhren auch von der leerstehenden Küche.

Mike: Ab da war es eine Handschlagsache, die Besitzer haben es uns sehr einfach gemacht. Das müssen wir ganz klar herausstellen: Ohne die Unkompliziertheit der Leute vom Castle Pub gäbe es vielleicht keine Two Fellas Brauerei. Jetzt haben wir sogar einen eigenen Tap Room.

Moment, der Reihe nach! Wann habt ihr mit dem Aufbau der Brauerei begonnen?

Rob: Im Sommer 2015. Der erste Monat bestand aus Putzen, denn die Küche war zwischenzeitlich zum Lager verkommen, und eine Brauerei hat schon andere Hygienestandards. Dann haben wir nach und nach die Brauerei aufgebaut und nähern uns jetzt unserem Ziel, zwei Braugänge pro Woche machen zu können und endlich konstant Bier verfügbar zu haben.

Mike: Rob als der hauptverantwortliche Brauer sagt mir letztlich, was er braucht, und ich versuche, es irgendwo zu bekommen. Inzwischen können wir 300-Liter-Sude fahren, wobei das wirklich erst seit ganz kurzer Zeit läuft.

Das heißt, ihr habt ebenfalls das Erfolgsrezept vieler international erfolgreicher Craft-Start-Ups kopiert, wonach einer hauptverantwortlich braut, während sich der andere um Marketing und Verkauf kümmert – so wie etwa Mitch Steele und Greg Koch bei Stone oder Martin Dickie und James Watt bei BrewDog?

Mike: Das hat sich bei uns ganz logisch so ergeben. Rob ist erfahrener am Braukessel, ich kann besser Deutsch und habe mehr Erfahrung mit der hiesigen Bürokratie.

Rob: … und bald werden auch wir über ein Craft Beer-Imperium mit 500 Angestellten herrschen…

502 Fellas, sozusagen? Habt ihr denn ein bestimmtes Ziel und eine Brauphilosophie?

Mike: Vorerst reicht es uns, wenn unsere Brauanlage schnurrt und wir zu ganz normalen Berliner Kleinbrauern werden. Bisher waren unsere Biere eigentlich nur im Tap Room, bei den Bierfesten Handgemacht, Wurst & Bier und Gesundbrewing sowie bei einer Privatveranstaltung zu bekommen. Das soll sich ändern.

Rob: Es hat ein paar Monate gedauert, sich an die Eigenheiten des Systems zu gewöhnen, doch inzwischen ist die Qualität der Biere verlässlich und wir bekommen exakt, was wir haben wollten. Wir legen dabei Wert darauf, dass unsere Biere sowohl aromatisch herausfordernd als auch trinkbar bleiben. Unser Cream Ale mit 4,2% Vol. und unser Grapefruit Wit sind gute Beispiele dafür. Seasonable and sessionable, so könnte man es ausdrücken!

Aber vorerst gibt es euch nur im Fass?

Mike: Richtig. Wir hatten im Verlauf des letzten Jahres zu einem Zeitpunkt mal mehrere tausend Flaschen gekauft, aber die Abfüllung per Hand ist einfach noch zu aufwendig, und die meisten unserer Kunden wollen im Moment sowieso Fassbier. Flaschenabfüllung ist ein großer Schritt für so eine kleine Brauerei, und wir sind einfach noch nicht an dem Punkt, wo wir das effizient machen können.

Nun noch eine Frage: Eine Brauerausbildung hat eigentlich keiner von euch beiden, oder? Wieso dürft ihr dann dennoch eine Brauerei betreiben?

Rob: Weil die gesetzlichen Bestimmungen dazu vor ein paar Jahren gelockert wurden. Man braucht jetzt nicht mehr zwanghaft die Berufsausbildung oder das Studium. Da hat das EU-Recht gegriffen. Unsere Bezirksnachbarn von Vagabund haben ja auch ohne ausgebildeten Brauer angefangen, und wie man sieht, genießen ihre Biere einen exzellenten Ruf. Das kriegen wir auch hin.

Mike: Genau, und da wir nun auch unseren eigenen Tap Room im Castle Pub haben, wo wir unsere Sude konstant an vier Hähne bringen, kann es jetzt richtig losgehen!

Wir wünschen euch viel Erfolg dabei!

Nachtrag 5.12.2017: Two Fellas hat mittlerweile einen eigenen Brewpub eröffnet. Mehr dazu in unserem Schwestermedium Bier, Bars & Brauer.

Credits

Foto: Foto via Kate Wirth.

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