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Uhudler

Oh, wilde Traube: Das alte Lied vom Uhudler

Uhudler, ein Wein, der schmeckt wie ein Mittelding aus sehr feinem Rosé, Erdbeere und Dingen, die wir in der Jugend auf Parkplätzen getrunken haben, feiert ein Comeback. Was aber hat es mit dem Wein auf sich, der weltweit auf nur 800 Hektar angebaut werden darf? Juliane Reichert hat sich zwischen Fuchsfell und Uhu-Frisuren umgesehen.

Uhudler – das hörte man zuletzt seitens des Freimeisterkollektivs, die mit der Uhudler-Traube einen ganz hervorragenden Wermut hervorzauberten. Das liest man aber auch immer häufiger auf Weinkarten.
Der verstörenderweise nach Erdbeere schmeckende Wein kommt ursprünglich aus dem österreichischen Südburgenland. Und, wie so oft in der Geschichte des Trinkens, hat der von Alkoholverboten profitiert.

Uhudler-Comeback: Befeuert durch Naturweine

Durch ein Gemauschel, demnach sich im Uhudler Fuselöle und Methanol befänden, wurde er zwischen den 1930-ern und den 1970-ern immer wieder verboten und irgendwann als „Haustrank“ erlaubt. Bis in die 1990er war er sogar gänzlich verboten.
Darüber unterhalten wir uns mit unserem Autoren und Weinspezialisten Manfred Klimek. Auf einen Uhudler, natürlich. Also, im Sinne von drei. Wie erklärt er sich, dass der Uhudler einen so polarisierenden Ruf genießt? War er früher eher eine „Traube für Arme“, kommt er in den letzten Jahren scheinbar wieder zu neuer Geltung. Wird die Traube in der letzten Zeit tatsächlich wieder anders wahrgenommen, und wenn ja, woran liegt das?
„Das liegt an dem Hype der Naturweine“, so Klimek. „Uhudler ist ja etwas archaisch-autochtones, das zudem auf der ganzen Welt nur auf etwa 800 Hektar angebaut wird. Polarisierend war er immer in den letzten 50 Jahren, weil er zwei Hauptgeschmäcker hat: das Fuchsfell und die Erdbeere. Das kann man mögen, muss man aber nicht. Richtiger Wein wird Uhudler nie sein. Eine Traube für Arme war er nie, denn die veredelte Traube ist Massengut. Immer schon.“
Früher wurden dem Uhudler mystische Kräfte zugeschrieben; bei zu hohem Konsum soll ihm die Kraft der Metamorphose innewohnen. Und Frauen hysterisch und zornig machen. Vermutlich eine von vielen Männererklärungen für Unverständnis in den eigenen Reihen. „Und wenn’s dann noch rot ist, erklärt es bestimmt auch, warum Frauen so komisch sind.“
Nice try.

Die Erdbeere, ein properes Konzept

Nun möchten wir aber einmal gerne vom Herrn Klimek wissen, warum Uhudler so nach Erdbeere schmeckt. Oder ist das eine sehr blöde Frage, und es hat denselben Grund, weshalb Karotten eben nach Karotten schmecken? „Das ist eben das Geschmacksbild der Traube“, so Klimek auch erwartungsgemäß. „Sie soll den Wildtieren gut schmecken, die die Kerne mit dem Kot ausscheiden und so auch in einiger Entfernung neue Rebstöcke entstehen lassen. Und Erdbeere ist da wohl ein properes Konzept der Evolution.“
An irgendeiner Stelle hat der Uhudler im Selbstmarketing jedenfalls etwas richtig gemacht. Mittlerweile ist der Name Uhudler markenrechtlich geschützt, er darf nur im österreichischen Südburgenland verwendet werden und ausschließlich Weine, die einer strengen Verkostung standgehalten haben, das originale Uhudler-Etikett tragen.

Auf Uhu-Ausflug in Neukölln

Der Name des Uhudler stammt angeblich übrigens aus der „Haustrank“-Zeit des Uhudlers, in der die Weinbauern vom gemeinsamen, nun, sagen wir einmal ‘Verkosten’ der Weine zurück zu ihren Frauen kamen und diesen auffiel, dass die Frisuren auffällig viel gemeinsam mit der eines Uhus hatten. Schöne Geschichte, unsererseits gekauft.
Ein Selbsttest hat übrigens ergeben, dass Uhudler in gesunden Dosen und mit angenehmer Vermengung keinesfalls schädlich ist. Vielleicht stimmt aber die Sache mit der Metamorphose. Bewiesen hat das ein Schlendergang in die mittlerweile allseits bekannte Velvet Bar, und zwar auf einen Drink, der auf den Namen Zitronengras hört und folgende Zutaten enthält.
Wir wünschen einen angenehmen Resttag und sind wie immer froh, zur Abendgestaltung inspiriert zu haben.

Credits

Foto: Shutterstock

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