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Mezcal Bozal Borrego

Die MIXOLOGY-Verkostungsrunde März 2018

Was kann der neu erhältliche Bozal Borrego? Und was macht den Teeling Stout Cask zum Sieger der Herzen in dieser Runde? Nach ein paar Schlückchen vom The Basil wissen wir mehr!
Neues Jahr, neues Glück – so auch für die MIXOLOGY-Verkostungsrunde, die aus ihrem Winterschlaf zurückkehrt. Bevor wir uns mit dem Teeling Stout Cask und dem neu verfügbaren Mezcal Bozal Borrego zuwenden, gibt es aber zunächst zweifachen Limonadenspaß. Oder doch nicht? Lesen Sie selbst!

Soda Libre The Basil

Allein die Farbe lässt wenig Mutmaßung offen – hier geht es entweder um ein Grünkohl-, ein Spinat- oder um ein Basilikumgetränk. Wer nun auch noch daran riecht und sich in einer italienischen Küche voller frisch gemörserter Pestopasten wiederfindet, weiß Bescheid: Basilikum. Wenn Basilikum keine Pflanze, sondern eine Limonade wäre – mit dem Wurf der Firma Soda Libre wäre die Transformation perfekt: eine würzige Schärfe, kombiniert mit einer fleischigen und opulenten Öligkeit, der eine weiche Süße hinzugefügt wird. Durch ihre Intensität möglicherweise nicht als Limonade geeignet, von der man gerne drei Stück hintereinander trinken möchte, sind zumindest zwei davon an einem heißen Sommertag gut denkbar. Und mit Gin erst. Aufgefüllt mit einem Sipsmith, werden die säuerlichen Noten angenehm hervorgehoben, die würzige Süße nimmt zu und die Schärfe ab. Abgesehen von dem für die Bar in der 330-ml-Flasche etwas unpraktischen Format, dürfte dieses Soda am Tresen seine Cocktail-Klientel für warme Tage gefunden haben.

Enzo

Mit ansprechendem Etikettendesign war diese Limonade zentraler Fokus unserer Vorfreude. In der Nase erdig, im Mund auch, nach hinten endlich feinherbe Enziannoten. Man muss die schwierige Prämisse sehen: Hier soll ein traditioneller Hochprozenter alkoholfrei abgebildet werden – das gelingt definitiv sauber und dezent. Vielleicht ein bisschen zu dezent. Man muss schon genau hinschmecken um den eingearbeiteten Aromen gerecht zu werden; unsicher, ob der an intensivere Aromen gewöhnte Gaumen sich hier einfindet. Allerdings hilft Enzo selbst weiter und empfiehlt die Limonade mit Single Malt. Wir entscheiden uns für einen 14-jährigen Oban, der den würzigen Zitrusnoten auf die Sprünge hilft, der steinigen Erdigkeit ebenso und die Limo so zu einem Filler macht, der zwar zunächst schüchtern ist, mit ein paar Umdrehungen allerdings auftaut. Fazit: schöne Idee, gut gemacht, ruhig noch mutiger werden!

Werner Wermut PN Rosé

Bereits im Herbst letzten Jahres angekündigt, legen die Macher von Werner Wermut aus Kleinfischlingen an der Weinstraße nach der Riesling-Füllung nun mit zwei Pinot-Noir-Qualitäten nach. Den Anfang macht der PN Rosé, wobei das Kürzel freilich für die Rebsorte steht.
Dabei ist der Werner PN Rosé ganz eindeutig in der fruchtig-süffigen Spielart angesiedelt – Terrassengeschäft, ick hör’ Dir trapsen. Doch das bedeutet nichts Schlechtes, im Gegenteil: Satte, beerige Frucht, weinige Säurestruktur und eine eleganter Gesamteindruck. Gekeltert (wie auch der Normalfall beim Wermut) als Weißwein, zeichnen also Botanicals und Süßung für die Farbe verantwortlich. Sicherlich kein Wermut für Martini- oder Manhattan-Spielarten, aber einer, der sich für die sommerliche Verwendung mit Sodas geradezu aufdrängt.

Ramazotti Amaretto

Also gut, wir geben es zu. Weihnachten ist vorbei und wir hatten ein bisschen Angst vor diesem hier. Ramazotti kennen wir, schätzen wir allein aus trinkhistorischen Gründen, und zu Amaretto kann vermutlich auch ein jeder seine drei-Cent-Geschichte beisteuern. Trotzdem und deswegen, die Vorfreude hält sich in Grenzen. Und das völlig zu Unrecht:
Mit kräftigen Röst- und Kaffeearomen im Abgang hat dieser Amaretto deutlich mehr zu bieten als das, woran wir uns erinnern, wenn wir uns an „Amarettozeiten“ erinnern. Er ist auf der Zunge deutlich weniger süß als in der Nase und in Gedanken, dabei überraschend angenehm bitter und verleiht sich selbst auf diese Weise eine schöne Spannung. Dass der Amaretto nun einmal Opfer seiner Kategorie ist, dafür kann er nichts. Und dafür schlägt er sich wacker. So wacker, dass wir uns anerkennend zunicken und beinahe austrinken. Gibt es im Handel übrigens nur von Februar bis Mai: nicht zwingend Amaretto-Zeit, macht aber nichts.

Mezcal Bozal Borrego

Klar mögen wir fancy Herstellungsmethoden. Zumindest, solange wir keine Allergien haben, Allesesser sind und niemand dabei zu schaden kommt. Nun, in diesem Fall musste zumindest eine Ziege dran glauben. Deren eines Bein, bespickt mit Früchten wie unter anderem Erdbeeren sowie Getreide mit in die zweite Destillation gegeben wurde. Das schmeckt dann nach Leder und Salz, hinterlässt Kreide und Kalk auf der Zunge und ist extrem unterhaltsam. Seine 52% Vol. schmeckt man dem Bozal Borrego nicht an, seine 144,99 Euro dafür schon. Tatsächlich ist diese Art und Weise der Mezcal-Herstellung ja auch gar nicht so speziell, wie sie manch einem scheinen mag, da doch die klassischen Mezcals de Pechuga (span. für „Brust“) immer mit einer Hühner- oder Truthahnbrust destilliert werden. Der adstringente und zunehmend animalische Abgang machen den den Bozal Borrego zu einer Spirituose, mit der man sich lange beschäftigen kann und die nach dem Mexiko-Urlaub mit Sicherheit anders schmeckt als zuhause: tut sie vermutlich zu jeder Zeit und an jedem Ort weil das Kopfkino, sich einmal das im Sud baumelnde Bein vorgestellt. Nichtsdestotrotz, sauberes Traditionshandwerk geht genau so, Vegetarier müssen hier eben einmal pausieren.

Teeling Stout Cask

Der allgemeine, zumindest aber der persönliche Gewinner der Runde ist Teeling’s Stout Cask Abfüllung. Er riecht nach Meerwasser auf heißem Stein, lag in 200 Fässern, in denen zuvor Fathoms Imperial Stout ruhte, und ist ein komplettes Herrengedeck in nur einem Getränk. In der Nase liegen Salz und Karamell, auf der Zunge auch, bloß noch viel mehr und gepaart mit Milchschokolade und destilliertem Müsli.
Den Whisky zeichnet einerseits eine tiefe und dunkle Komplexität voller Kaffee- und Röstaroma aus, auf der anderen Seite aber auch eine cremige Opulenz von Vanille und Karamell. Erinnerungen an Rum kommen auf, was bei Getränken im Stoutfass ganz und gar nicht ungewöhnlich ist – und hier außerdem noch einen ganz nachvollziehbaren Grund hat. Teeling gibt die ehemaligen Rumfässer, in denen Teelings Whisky Small Batch lagerte an die Brauerei, auf dass diese die Fässer mit Bier befülle. Danach werden sie dann wieder zurück zum Hause Teeling für ein sechsmonatiges Finish dieses Whiskeys gekarrt. Note eins in puncto Logistik und auch im Geschmack.
 
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Credits

Foto: Kathrin Bischoff

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