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Experimentierfreudige Whiskybrenner bei Woodford in Kentucky

Schotten brennen ihren Whisky aus Malz und lagern ihn in gebrauchten Fässern. Amerikaner hingegen nutzen vor allem Mais und Roggen und ausschließlich neue Fässer. So weit so einfach, die Einordnung war bis dato immer sehr simpel und schnell zu verstehen. Doch jetzt macht Woodford einen Strich durch die Rechnung.
Gott sei Dank nur in Form einer speziellen und streng limitierten Abfüllung im Zuge der Masters Collection. Unter diesem Namen hat Woodford Reserve in den letzten Jahren immer wieder für Aufsehen gesorgt, indem sie teils sehr experimentelle Batches präsentierten.
Holz, Getreide und Lagerung
Begonnen hat man vor einigen Jahren mit der Abfüllung eines Sweet Mash. Böse Zungen unterstellten ein versehentliches Reinigen der Mash Bills und damit den Zwang, einen Sweet Mash zu produzieren. (Anm.: Im Sour Masse Verfahren wird der neuen Maische jeweils ein Teil der vorherigen Maische zugegeben, um einen gleichmäßigen pH-Wert zu garantieren.) Über Experimente mit verschiedenen Hölzern fürs Fass und zwei Varianten eines Rye Whiskeys gelangte man nun zur Double Malt Serie.
Amerikanischer Whiskey, der von Bourbon so weit entfernt ist wie der Teufel vom Weihwasser. Gemälzte Gerste ist das Ausgangsprodukt beider Abfüllungen, was sie zu engen Verwandten der schottischen Whiskys macht. Ein Teil des Destillats wanderte zur Reifung in neue, ungenutzte Fässer aus amerikanischer Eiche, so wie es bei einem Bourbon der Fall wäre, der andere Teil reifte in bereits benutzten Fässern von Woodford, so wie es bei einem Scotch der Fall wäre.
Laut Angabe von Woodford Reserve liegt der Altersunterschied beider Fässer bei etwa einer Woche. Etwa neun Jahre hatte das Destillat insgesamt Zeit, um sich im Fass zu entwickeln. Ein Zeitraum also, bei dem eine Woche Unterschied zu vernachlässigen ist und man somit perfekt sieht, welche unterschiedlichen Einflüsse neue und benutzte Fässer auf Whisky haben. Dies ist aber gleichzeitig der Punkt an dem wir die Erwartungen zurücksetzen müssen.
Verkosten konnten wir lediglich den Classic Malt. Während dieser bereits nur über Umwege in Deutschland erhältlich ist, hat es der Straight Malt erst gar nicht über den Atlantik geschafft. Aber auch der Blick auf die Classic Malt Abfüllung ist sehr aufschlussreich. Auch außerhalb Schottlands schafft man es, ein Aromaprofil zu kreieren, das man in der Form wohl auch von schottischen Brennern erwarten könnte und beweist einmal mehr, dass das Fass den wahrscheinlich entscheidenden Einfluss auf einen Whisky hat, egal ob aus Amerika, Schottland oder irgend einem anderen Land.
Die Verkostung
Strohgelb liegt der Classic Malt im Glas. 45,2% Vol. Alkohol sind in der Nase zu erahnen, wirken aber nicht übertrieben. Dunkle Aromen von Leder, Holz und Erde bestimmen den Geruch und wechseln sich ab mit Noten von Stroh, frischem Rasen und fruchtigen Tönen die an Birne erinnern.
Der Geschmack bestätigt diese Eindrücke. Leichte Bitternoten wie bei Kaffee oder Tee im Auftakt, die dann von einer dezenten Süße überdeckt werden, die an Honig und Toffee erinnert. Der Whisky ist sehr lang präsent am Gaumen und entwickelt sich noch eine Weile auf der Zunge. Ein toller Tropfen, der die Handwerkskunst um die Whiskyherstellung sehr schön beleuchtet. Nur schade, dass diese Abfüllungen von Woodford immer derart limitiert sind und man meistens kaum eine reale Chance hat, eine Flasche zu einem anständigen Preis zu erhalten. Wer sich am Preis nicht stört, wird mit etwas Glück noch bei einem der größeren Onlinehändler fündig.
 

Credits

Foto: Kentucky via Shutterstock

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