Ein Pale für alle Fälle
Nachdem wir vor Kurzem ein wenig Verkostungstheorie gewälzt haben, ist es an der Zeit, praktisch zu werden. Schließlich lässt sich Bier immer noch am Angenehmsten am flüssigen Objekt studieren. Heute steht das Maisel & Friends Pale Ale auf dem Prüfstand. Ein Bier, das einen lockeren Einstieg in die schöne neue Bierwelt bietet.
Denn wo das IPA, der Flaggschiffstil der amerikanischen Craft-Beer-Bewegung, den Hopfenhammer auspackt und damit nicht für jeden unbedarften Gaumen geeignet ist, da bildet das Pale Ale mit leichter Frische und feiner Aromatik das ideale Brückenbier für den deutschen Konsumenten. Richtig gebraut verschreckt es nicht wie sein großer Bruder mit zu viel Alkohol, Bitterkeit und Malzschwere. Vielmehr sorgt es in der amerikanischen Variante mit zitralen und tropischen Aromen für einen Aha-Effekt, bleibt dabei aber ein Durststiller für den ganzen Abend.
Das Neue
Solch ein unkompliziertes und dennoch interessantes Trinkvergnügen möchte auch die Brauerei Gebrüder Maisel mit ihrem Pale Ale bereiten. Unter dem Label Maisel & Friends bringt die Traditionsbrauerei seit einer Weile Spezialbiere auf den Markt, die sich außerhalb des Standardportfolios, in der neuen deutschen Bierbewegung platzieren. Neuester Zugang: das Maisel & Friends Pale Ale.
Auf und Ab der Geschmäcker
Auf den ersten Blick wirkt das Bier gar nicht so frisch. Zwischen dunklem Gelb und hellem Braun, mit stabilem, weißem Schaum, macht es eher einen kräftigen Eindruck. Der Geruch straft die Optik aber mit einer ordentlichen Portion Zitrone Lügen. Hinter der Säure schiebt sich langsam malzige und fruchtige Süße hervor. Honigliche Getreidenoten auf der einen Seite, Papaya, etwas Banane und Ananas auf der anderen. Sehr passend, da Papaya auch als Frucht erst mit einem Spritzer Zitronensaft ihr volles Potenzial entfaltet. Lecker, jetzt will der Durst gestillt werden. An der Zunge schäumt das Bier cremig auf und trägt die Aromen gut in den Mund. Wieder steht die Zitrone im Vordergrund, daneben ein bisschen Papaya und Mango. Im Ausklang lösen Bitterkeit und Malzsüße die Säure in einem fließenden Übergang ab.
Ist das Bier die durstige Kehle hinabgeflossen, fördert das Ausatmen nochmal die tropischen Früchte zu Tage, dank Bitterkeit jetzt mit einem starken Grapefruitanteil. Ein schöner Abschluss des nachvollziehbaren und harmonischen Verlaufs.
Fröhlich fruchtige Frische?
Zurück zu unserem Frischeversprechen: Das hält das Maisel Pale Ale nur teilweise ein und wirkt insgesamt eher bauschig und robust. Es bietet dadurch ein wenig mehr Gegengewicht, wenn es um die Kombination mit Essen geht. Helles Gebäck und friedlicher Käse sind eine angenehme Begleitung.
Sogar die Indische Küche rückt in Reichweite, zu der die fruchtigen Aromen gut harmonieren, während der Malzkörper kräftig genug ist moderate Schärfe abzufedern.
Als Fleisch ist generell aromatisches Geflügel eine gute Wahl. Grillen und Braten funktioniert dabei über die Malzarmoatik ebenso gut, wie Kochen über die fruchtigen Hopfen. Ist das Fleisch jedoch blass, liegt der Griff zu einem schlankeren Vertreter nahe.
Foodpairing war gestern
Bier kann nicht nur zu Essen kombiniert werden. Insofern ist Beerpairing wohl der passendere Begriff. Bei Spirituosen ist alles spannend, was noch durch Frucht und Süße ergänzt werden kann. Vodka und unkomplizierter Gin, Mezcal, klare Brände und weißer Rum bieten sich an. Das Bier bildet einen kräftigen Konterpart zu einem leichten Weißwein, der selbst ein paar beerige oder tropische Aromen mitbringt. Auch mit leichten roten Vertretern kann es mithalten, wenn man beispielsweise ein Essen aus zwei verschiedenen Richtungen begleiten möchte.
Mit Zigarren dürfte sich das Maisel etwas schwer tun, aber dank des runden Körpers könnte eine sehr leichte Zigarre mit milden Blumen- und Schokoladennoten noch passen.
Die Äußeren Werte zählen
Geschmacklich eher kräftig als filigran, ist auch das Etikett der dynamischen Longneck-Flasche passend urban. Der Hintergrund erinnert an brüniertes Metall, die Ränder der hellen Flächen sind ausgefranst. Hier wird Handwerk vermittelt. Damit passt das Pale Ale gut zu den griffig gestalteten Ginflaschen der neuesten Craft Distilleries im Backboard.
Offenlegung: Verkostung durch Robert Pazurek. Er ist Mitbegründer der deutschen Bierverkostungsplattform www.bier-index.de.