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Barsymposium Cologne

Ein Auftakt nach Maß: Das erste Barsymposium Cologne

Und schon ist sie vorüber, die Debüt-Ausgabe des Barsymposium Cologne. Initiator Dominique Simon setzte in Köln auf Inhalte. Und fährt damit goldrichtig. Über ein Event, das auf die richtige Ausrichtung zur richtigen Zeit setzt. Jetzt muss nur die Jugend noch kommen. MIXOLOGY-Chefredakteur Nils Wrage mit einem ersten, kurzen Rückblick.
Wenn man einmal ganz ehrlich ist, war es überfällig. Überfällig, innerhalb der deutschen Barszene endlich eine zweite Fachveranstaltung an den Start zu bringen. Denn mittlerweile kann eine Veranstaltung wie der immens gewachsene Bar Convent Berlin den Wissensdurst der Branche nur noch in Teilen stillen, zumal der BCB mittlerweile eine deutlichere Fokussierung in Richtung Messe genommen hat – was nicht die Tatsache überdecken soll, dass auf den Bühnen in Berlin nach wie vor einige der weltweit renommiertesten Fachleute in Erscheinung treten.

Barsymposium Cologne: Nein zum Messecharakter

Gerade aber auch diese Internationalisierung und Expansion des BCB mögen weitere Gründe dafür gewesen sein, weshalb das Barsymposium Cologne, das am 23. und 24. April in Köln über die Bühne gegangen ist, mit vielen Vorschusslorbeeren ausgestattet worden war: Ein fachliches, edukatives Event für die deutsche bzw. deutschsprachige Szene, veranstaltet von Bartendern für Bartender und mit einem deutlichen „Nein“ in Richtung Messecharakter.
Und – um das Resümee gleich einmal vorwegzunehmen – diese Lorbeeren waren nicht umsonst. Das Barsymposium Cologne konnte die hohen Ansprüche, die durch das ambitionierte Programm und die selbstbewussten Absichten von vornherein herrschten, erfüllen, und zwar mit Bravour!
Das liegt in erster Linie daran, dass die Macher um Dominique Simon ihr nicht zu überbordendes Bühnenprogramm sorgsam kuratiert und die beiden Stages mit klarem Profil versehen haben:
So standen auf der Hauptbühne generelle und aktuelle Fragestellungen des Business auf dem Programmplan: Wie geht man als Bartender oder Barbetreiber mit den Anforderungen der Digitalisierung um? Wie wird man vom Bartender zum Spirituosenhersteller? Wie sorge ich dafür, dass ein Barkonzept langfristig erfolgreich ist und möglicherweise skalierbar wird?


Ein ganz besonderes Highlight war die Podiumsdebatte zum Thema „Finanzierung“ der eigenen Bar. Hier diskutierten Maximilian Gradl (u.a. Herzog, München), Sven Riebel (u.a. The Tiny Cup, Frankfurt) und die beiden Kölner Barbetreiber Attila Kiziltas (u.a. Shepheard) und Indika Silva (Toddy Tapper) anhand ihrer eigenen Erfahrungen die unterschiedlichen Finanzierungsmöglichkeiten und Rechtsformen für ein eigenes Unternehmen. Für viele potentielle Selbstständige sicherlich ein Augenöffner. Das von der DBU durchgeführte Panel zum Thema „Perspektiven des Bartenders“, an dem auch der Autor dieses Textes teilnehmen durfte, nahm zwar nur langsam Fahrt auf und erging sich in einigen Gemeinplätzen, sorgte aber wiederum in der zweiten Hälfte durch rege Wortmeldungen und Anstöße aus dem Publikum dann doch noch für die Beleuchtung strittiger Sachverhalte in Bezug auf die Karriereplanung als Bartender.

Barsymposium Cologne: erfrischend wenig Rezepturen

Den konkreten Gegenpol zu den abstrakteren Themen der Hauptbühne bildete die Konzeptbühne, auf der – ganz in der Tradition der Le Bar Rouge bei der Pariser Cocktails Spirits stehend – namhafte Barbetreiber ihre Konzepte und deren Realisierung vorstellten. Und auch dort ging es nicht nur um Drinks und Barkarten, im Gegenteil: Gerade komplexe Fragen wie Finanzierung, Rentabilität, Nachhaltigkeit, bauliche Probleme etc. waren auch hier teils bestimmende Elemente der Vorträge von Rednern wie Marian Krause und Freddie Knüll (The Grid, Köln), Boris Gröner und Andreas Schöler (One Trick Pony, Freiburg), Gonçalo de Sousa Monteiro (Buck & Breck, Berlin) oder René Soffner und Mattias Noori (The Black Dog, Frankfurt).


Vielleicht waren es genau jene Aspekte der Vorträge auf der Konzeptbühne, die eine zentrale Entwicklung der Barszene zeigen: nämlich die der Professionalisierung. Im Vordergrund steht nicht mehr einfach der Cocktail an sich. Auf dem gesamten Barsymposium Cologne wurde erfrischend wenig über Rezepturen und Drinks gesprochen. Wo die Atmosphäre für viele der „älteren Semester“ extrem an die Erstauflage des BCB im Jahre 2007 erinnerte, zeigen die Inhalte und deren Umsetzung auf den Bühnen, dass die Barszene verstanden hat, wie wichtig all jene „grauen“ Rahmenbedingungen sind, um mit nachhaltigem Erfolg ein Barprojekt zu bewirtschaften. Ein guter Old Fashioned und klares Eis reichen dafür meist nicht aus.

Allein die Jugend bleibt in Köln aus …

Diese Erkenntnis würde auch vielen Nachwuchsbartendern guttun, die zwar vielleicht noch keine eigene Bar planen, aber sich auf diese Weise dennoch mit einigen fachlichen Themen abseits der reinen Mixologie hätten auseinandersetzen können. Allein: Es kamen kaum welche. Der einzige große Minuspunkt, den man dem Barsymposium Cologne vielleicht ankreiden kann, ist der, dass man es kaum geschafft hat, jüngere Barleute zu erreichen bzw. zum Kommen zu animieren.
So war die Schnittmenge aller rund 300 Besucher tatsächlich überraschend alt und setzte sich zu einem erschlagenden Anteil aus Barleuten zusammen, die auch schon bei der BCB-Premiere vor fast 12 Jahren dabei waren oder zumindest dabei gewesen hätten sein können. Der Unmut darüber, dass in der nachkommenden Generation offenbar kaum Bartender bereit sind, die (wahrhaft überschaubaren) Unkosten eines entsprechenden Trips zum Symposium auf sich zu nehmen, war eines der Hauptthemen der Gespräche besonders am zweiten Tag des Events. Denn wer denkt, dass ein von einer Spirituosenmarke veranstalteter Ice-Carving- oder Fassreifungs-Workshop, der gratis angeboten wird, ertragreicher ist als eine Veranstaltung wie das Barsymposium Cologne, der liegt leider vollkommen falsch.

Barsymposium Cologne: großes Lob und bis zum nächsten Jahr

So bleibt zu hoffen, dass die zweite Auflage im kommenden Jahr, die vom Team um Simon und seinen beiden Mitstreitern Dominik Mohr und Felix Engels bereits bestätigt worden ist, auf mehr Resonanz unter jüngeren Bartendern stößt. Denn das Barsymposium Cologne muss sich sowohl mit seinen Inhalten als auch mit seiner Infrastruktur nicht verstecken. Die Location, der New Yorker Harbour Club, bietet fast ideale Rahmenbedingungen und herrlichen industriellen Charme. Die Bars in Köln sind sowieso immer eine Reise wert. Wenn noch ein wenig am Food-Konzept geschraubt wird, das noch arg dünn war, wäre eines der wenigen kleinen Mankos ebenfalls behoben.
In jedem Fall muss man den Machern des ersten Barsymposium Cologne ein ausdrückliches, großes Lob aussprechen: Ein toller, gewinnbringender Event, der die Branche und Szene hoffentlich noch in vielen weiteren Jahrgängen bereichern wird.

Credits

Foto: Roland Justynowicz

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