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Drei verschiedenen Varianten Espresso Martini

1 Drink – 3 Versionen: Der Espresso Martini

Er ist einer der großen Wachmacher der Bar und ohne Zweifel der bekannteste Kaffeecocktail der Welt: der Espresso Martini. Wir präsentieren drei spannende Varianten von Yvonne Rahm, Bettina Kupsa und Tobias Nerb.

Wann genau Cocktails wie Manhattan, Old Fashioned oder Daiquiri entstanden sind, lässt sich schwer auf das Jahr oder gar den Tag genau datieren. Zu viel Geschichten sind passiert, zu viel Papier verblichen, zu viel Zeit verstrichen.

Bei modernen Klassikern wie dem Espresso Martini, einem Kind der 1980er- und 1990er Jahre, kann das nicht passieren. Möchte man meinen! Denn auch bei diesem, in Cocktailjahren höchstens als Teenager zu bezeichnenden Drink, variieren die Angaben. Sein Ursprung liege in der Fred’s Bar in London, heißt es da, andere Quellen sprechen von der Soho Brasserie als Erfindungsort. Laut Simon Difford soll der Drink dort im Jahre 1983 erfunden worden sein.

Der Erfinder ist über jeden Zweifel erhaben

Zweifelsfrei ist nur eines: Der Erfinder dieses vermutlich bekanntesten Kaffeecocktails der Welt ist der – 2016 leider zu früh verstorbene – Dick Bradsell, erfunden wurde der Cocktail in London. So Bradsells Geschichte stimmt, kam eines Tages ein junges, amerikanisches Model zu ihm an die Bar und verlangte nach einem Drink, der sie aufweckt und dann umhaut. „Wake me up, and then fuck me up“, sollen die legendären Worte gewesen sein. Wer dieses später weltberühmte Model war, hat Gentleman Bradsell der Welt nicht verraten.

Drei verschiedenen Varianten Espresso Martini

Corretto Martini

Zutaten

4 cl Humbel XT eXtra Traube
2 cl Rehorik Espressolikör Brasilien Spätlese
1 Espresso
1 BL Dunkler Karamellsirup mit Olivenöl
2 Dashes Fee Brothers Aztec Chocolate Bitters

Die Mutation des Espresso Martini

Der Drink, den er erfunden hatte, wurde ursprünglich auf Eis serviert und hieß zu Beginn Vodka Espresso. Als Bradsell später in die Match Bar wechselte, wurde der Cocktail zum heute bekannten Espresso Martini. Die Bezeichnung „Martini“ kommt wiederum nicht von ungefähr, waren die 1990er doch die Jahre, in denen Vodka die unangefochtene Nummer Eins war und Cocktails, wenn sie denn überhaupt getrunken wurden, zumeist in Martinischalen serviert wurden, wie beispielsweise der große Smash-Hit dieser Zeit, der Cosmopolitan.

Als Bradsell später mit Damien Hirst in dessen Pharmacy zusammenarbeitete, bekam der Espresso Martini den Namen Pharmaceutical Stimulant verpasst – eine Tatsache, die heute – so viel lässt sich behaupten – kaum jemanden interessiert. Der Espresso Martini hatte zu diesem Zeitpunkt sein Eigenleben entwickelt und war auf dem Weg zum globalen Phänomen.

Der berühmte Wachmacher

Als solcher ist der Espresso Martini heute nach wie vor der erste Drink, der den meisten Menschen einfällt, wenn sie das Bedürfnis nach einem Wachmacher haben. Er, oder der Corpse Reviver No. 2 für etwas baraffinere Gäste. Es gibt deswegen kaum eine Bar, die auf einen Espresso Martini verzichtet, selbst wenn sie ihn nicht eigens auf der Karte anführt.

Die klassische Variante aus Vodka, Kaffeelikör und Espresso wollen der Innovation verpflichtete Bars mittlerweile aber doch einer Verjüngungskur unterziehen. Deswegen ist der Espresso Martini einer der beliebtesten Drinks, denen man mit einem eigenen Twist eine individuelle Signatur verpasst.

Der italienische Twist aus Regensburg

Die Bar Palletti gibt es in etwa so lange wie den Espresso Martini selbst, sie ist ein Fixpunkt in der Regensburger Innenstadt. Tobias Nerb hat die Bar vor etwa zehn Jahren übernommen und sie zu einem Ort verwandelt, der Nachmittagscafé, Aperitifkultur und abendliche Cocktailbar gekonnt vereint. Es ist somit definitiv ein Ort, in dem guter Kaffee in allen Varianten geschätzt wird.

„Der Espresso Martini und seine verschiedenen Twists werden bei uns gern und viel bestellt. Am frühen, wie auch am späten Abend“, so Nerb. „Der Ansatz unseres Corretto Martini ist, die beiden Grundideen von Espresso Martini und Caffè Corretto in einem Drink zu vereinen. Der Humbel XT bringt die Frucht der Traube und die Herbe des Tresters, ähnlich einem guten Grappa, und harmoniert wunderbar mit dem Espresso. Den Espressolikör haben wir von unserer Regensburger Rösterei Rehorik. Er verbindet die beiden Aromen und bringt die nötige Süße.“

Das Ergebnis ist ein Cocktail, bei dem Karamell und Bittere für ein entsprechendes Mundgefühl, Körper und Länge sorgen. Und das passt immer, ob am frühen oder späten Abend.

Der vietnamesische Twist aus Berlin

In Berlin hat Yvonne Rahm ihren Espresso-Martini-Twist Kräuter & Bohnen erst vor wenigen Wochen auf die Karte genommen. „Ich habe eigentlich nur rumgespielt, aber dann ist die Version unter uns rasch populär geworden“, so Yvonne Rahm. „Ich mag Kaffee, mein Weg hat auch als Barista begonnen. Die Gäste kennen Espresso Martini, so wie sie auch White Russian kennen. Der Drink passt auch zu unserem Cocktail-Bistro-Konzept.“

Yvonne Rahm verzichtet auf Kaffeelikör, da diese entweder zu süß oder zu teuer seien. Ihr Twist, der als Basis auf klassischen Vodka setzt, besticht durch die Kombination von vietnamesischem Kaffee und Amaro, abgerundet von Vanillesirup. „Vanille und Kräuter geht immer, Kaffee und Kräuter geht immer“, so die deutsche World-Class-Siegerin 2018 in salopper Souveränität. „Ich halte Rezepte gerne so einfach wie möglich. Man sollte sie nachbauen können. Dadurch unterstützt man auch Produzenten, die Zeit in ihre Spirituosen investieren.“

Was einfach klingt, ist ein süßlicher, komplexer und erstaunlich weicher Espresso Martini, der alleine einen Besuch im Bonvivant lohnt.

Kräuter & Bohnen

Zutaten

5 cl Grey Goose Vodka
3 cl Vietnamesischer Drip Coffee
1,5 cl Amaro Freimeisterkollektiv
1,5 cl Vanillesirup *

Drei verschiedenen Varianten Espresso Martini
Espresso Martini geht auch mit Tequila
Drei verschiedenen Varianten Espresso Martini
Kräuter & Bohnen von Yvonne Rahm
Drei verschiedenen Varianten Espresso Martini
Coretto Martini von Tobias Nerb

Insomnia

Zutaten

5 cl Tequila Añejo
2 cl Borghetti Espresso Likör
1 cl hausgemachter Vanillesirup*
1 Espresso

Der mexikanische Twist aus Hamburg

„Ich bin lange und viel wach, Espresso Martini begleitet mich schon mein Leben lang“, lacht Bettina Kupsa. „Ich bin kein Freund davon, Alkohol bei der Arbeit zu konsumieren, aber ein Espresso Martini, in drei kleinen Chugs konsumiert, ist um 2 Uhr morgens durchaus ein Teammotivator, den ich für die letzen Meter gutheiße. Bei mir reicht auch manchmal nur der Geruch, um einen Effekt zu haben.“

Kupsas Version Insomnia im The Chug Club ist – natürlich – mit Tequila, in diesem Fall Tequila Añejo, dessen Fassnoten sich nicht nur gegen den Kaffee behaupten, sondern dessen Aroma auch wunderbar aufgreifen. „Es wird gerne über den Likör gesprochen, aber die Key-Zutat in einem Espresso Martini ist eindeutig der Espresso. Wir haben viel probiert, auch gekühlte Varianten. Aber das beste ist ein frisch gezogener Kaffee. Wie ein Daiquiri, kann aber auch ein Espresso Martini nicht kalt genug sein. Den Shaker daher randvoll mit Eis machen. Wir machen danach nochmal einen Dry Shake, der die Crema verfeinert.“

Wake me up …

Welche Variante des Espresso Martini man nun auch bevorzugt: Das Wake me up ist garantiert. Das Fuck me up muss dann jeder selbst herausfinden.

Credits

Foto: ©Mixology

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