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Sechs Fakten: Wahrheiten und Unwahrheiten über Gin

Sechs Fakten: Wahrheiten, Unwahrheiten und Missverständnisse über Gin

Gin. Kaum eine Spirituose hat in den letzten fünfzehn Jahren einen derartigen Boom erlebt wie die Wacholderspirituose. Trotzdem kursieren immer noch einige Halbwahrheiten und Missverständnisse um das Thema Gin. Sechs davon wollen wir an dieser Stelle ausräumen.

Wer allabendlich hinter dem Tresen steht und die Ohren spitzt, erfährt nicht selten gefährliches Halbwissen. Manchmal schreitet man ein, manchmal lässt man die Dinge laufen. Auch rund um das Thema Gin bestehen nach wie vor Unklarheiten, trotz des Booms, den die Kategorie in den letzten fünfzehn bis zwanzig Jahren erlebt hat. Es scheint also nie zu spät, mit ein paar Gerüchten rund um die Wacholderspirituose aufzuräumen.

1) Gin wird aus Wacholderbeeren destilliert

Klingt unglaublich, aber den Satz „Gin ist wie Vodka, wird aber statt aus Kartoffeln aus Wacholderbeeren hergestellt“ kann man teilweise immer noch hören. Nur kurz für die nächste Bar- bzw. Homebar-Runde: Gin kann aus so ziemlich allem hergestellt werden, was sich destillieren lässt. Per Definition ist Gin eine Spirituose mit Wacholdergeschmack, die durch Aromatisieren von trinkbarem Alkohol mit Wacholderbeeren gewonnen wird.

2) London Dry Gin muss immer aus London kommen

Nein. Ein Hamburger muss nicht aus Hamburg kommen, der Berliner (Krapfen) nicht aus Berlin, und selbst ein Wiener Schnitzel lässt sich hervorragend in Köln zubereiten, wenn man sich an Kalbfleisch hält. Im Falle von London Gin handelt es sich nicht um eine Herkunftsbezeichnung, sondern um eine Qualitätsstufe. Unter anderem muss das Wacholderaroma durch eine erneute Destillation mit pflanzlichen Stoffen erreicht werden, um diesem Gütesiegel gerecht zu werden. Außerdem darf das fertige Destillat nur 0,1g Zucker pro abgefülltem Liter enthalten.

3) Man benötigt eine Destille, um Gin herzustellen

Es kommt drauf an, welche Art von Gin man produzieren möchte. Für einen Dry Gin braucht man tatsächlich eine Destille. Theoretisch reicht es allerdings, einen Alkohol zu nehmen und Aromen – die nicht einmal natürlichen Ursprungs sein müssen – hinzuzugeben. Eventuell noch schütteln, fertig ist der hausgemachte Gin. Es gibt bestimmte Botanicals, die sich großer Beliebtheit erfreuen, die zehn essenziellesten davon kann man hier nachlesen. Aber theoretisch kann man nach Lust und Laune experimentieren, was nicht zuletzt die Spielwiese des New Western Style Gin hervorgebracht hat. Welche Herausforderungen in Wahrheit bei der Umsetzung des eigenen Gins auf einen warten, haben wir in diesem Text noch einmal dargestellt.

4) Gin kann man nicht pur trinken

Eigentlich unfassbar, dass jemand diesen Satz fallen lässt, über etwas, das zum Konsum hergestellt wurde – trotzdem hört man ihn immer wieder. Gin mag nicht den Status als Sipping-Spirituose wie vielleicht Rum oder Whisky innehaben, aber dennoch verfügt Gin über eine sehr ausgefallene und eigene Aromatik, und viele Marken eignen sich hervorragend zum puren Verzehr. In besonderem Maße vor allem die fassgelagerten Sorten, die in letzter Zeit vermehrt auf den Markt kommen.

5) Gin wurde erst durch den aktuellen Trend groß

Es gab noch nie so viele Ginmarken wie heute auf dem Markt – daran besteht kein Zweifel. Hinzu gesellen sich in den letzten Jahren Pink Gin und (wenn man sie dazu zählen will) alkoholfreie Varianten. Gin aber war schon immer eine der wichtigsten Spirituosen hinter der Bar, nicht nur für den Gin & Tonic. Bereits vor fast 35 Jahren adelte Charles Schumann den Gin mit der Aussage: „Eine Bar ohne Gin ist wie die italienische Küche ohne Pasta. (…) Keine Spirituose konnte ihn je erreichen. Mit keiner anderen wurden so viele klassische Cocktails und Drinks kreiert.“ Dem ist nicht viel hinzuzufügen.

6) Der meiste Gin wird in England getrunken

Gin, wie wir ihn heute kennen und zu uns nehmen, geht auf England zurück, britische Marken nehmen am Jahresumsatz von Gin laut Statista auch den ersten Rang ein. Aber das liegt daran, dass die umsatzträchtigsten Marken dort produziert werden. Den höchsten Pro-Kopf-Konsum an Gin nämlich verzeichnen die Philippinen, dahinter wechseln sich die Niederlande, Großbriannien und Spanien ab. Nichtsdestotrotz verlangsamen sich im Allgemeinen die Wachstumsraten der Kategorie. Ob das nun wirklich das Ende des Gin-Booms bedeutet, wie vielfach prophezeit wird? Darüber lässt sich mit Sicherheit an manchem Tresen debattieren. Man kann sich dazu ja einige dieser sieben klassischen Gin-Cocktails mixen.

Credits

Foto: Diego - stock.adobe.com

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