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FÜNF! Klischees über Bartender

Obwohl sich der Beruf des Bartenders in den vergangenen Jahren immens professionalisiert hat, halten sich doch bei vielen Gästen einige Klischees und Vorurteile auf teils erstaunlich hartnäckige Weise. Wir haben uns FÜNF! davon einmal angesehen und stellen erneut fest: es gibt noch viel zu lernen!
Jeder Job bringt seine Stereotypen mit sich. Mögen es Lehrer, Ärtze, Juristen oder Fliesenleger sein. In kaum einem Feld ist das Dickicht an Klischees derart farbig und facettenreich wie bei der Bewertung von Berufen. Der Bartenderberuf ist – sogar mit Verlaub – keine Ausnahme.
Auch jenseits der Plattitüde „wer nichts wird, wird Wirt“ schlagen selbst dem besten Bartender in gewisser Regelmäßigkeit einige haarsträubende Unwahrheiten entgegen. Wie stark und in welcher Häufung, mag vom jeweiligen Arbeitsplatz abhängen, doch jeder – und jede! – dürften von folgenden FÜNF! Klischees ein Lied singen können.
1) Party!
Bartender, so denken viele Gäste, feiern eigentlich nur. Ihr Geld bekommen sie primär für das Versprühen guter Laune in Tateinheit mit ein wenig Mixen. Vor allem Herren im mittleren Alter kommen gern ins Schwelgen, wenn sie am Tresen sitzend erzählen, dass sie vor 25 Jahren neben dem Studium auch „am Brett“ standen und was für eine Mordsgaudi das jedesmal gewesen wäre. Damit meinen sie wahrscheinlich eher das jeweilige, sich an die Schicht anschließende Gelage, ohne an den eigentlichen Job zu denken: die Hochschulnostalgie verklärt dann auch den Job.
Freilich ist eine gewisse Konzeption von „Party“ Teil des Berufs. Aber wer denkt, der Barmann auf der anderen Seite sei zum Feiern hier, der irrt gewaltig. Oder wischen Sie nachher für ihn die Bar und bringen Altglas, Leergut und den Müll raus?
2) Saufen!
Vielleicht das schlimmste, übelste Vorurteil, das einem sich etablierenden Berufsbild immer noch anhaftet: Bartender saufen grundsätzlich im Dienst. Fragezeichen? Ernsthaft? In anderen Berufen käme eine solche, explizit ausgesprochene Unterstellung einer Beleidigung gleich. Nicht so am Tresen, zumindest, wenn es nach der Wahrnehmung der Gäste geht.
Gewiss, Bartender sind üblicherweise keine Waisenknaben, und es soll hier nicht um den G&T gehen, den man sich zur Rush Hour genehmigt. Aber ein Klischee, das sich nur daraus speist, dass derjenige, der mit Alkohol handelt, seine Arbeit durchgehend betrunken verrichtet, ist prinzipiell kein Klischee, sondern ein Angriff, gegen den es sich eigentlich zu wehren gilt. Fragen sie auch Ihren Apotheker, ob er grundsätzlich auf Morphium ist?
3) Grenzenloser Reichtum
Eine ganze Menge Bartender arbeitet in Kleidung, die landläufig als chic und elegant gilt: Weste, Jackett, Fliege oder Krawatte. Vor allem in exklusiven Hotels wird ein hohes Niveau gepflegt. Dieser Umstand, gepaart mit der Tatsache, dass teilweise extrem hochpreisige Drinks verkauft werden, scheint bei nicht wenigen Menschen die Vermutung zu erwecken, dass man sich am Tresen vor einer regelrechten Gehaltsflut gar nicht wehren könnte.
Die Realität sieht, trotz Smoking und Manschettenknöpfen, anders aus. Es gilt für viele hochqualifizierte Profis eher die alte Regel: das Gehalt zahlt die Fixkosten, das Trinkgeld dann das „Leben“. Über Bezahlungsmodalitäten in der professionellen Gastronomie wird immer wieder gesprochen – aber offenbar leider nicht an den richtigen Stellen. Und das Klischee vom shakerschwingenden Großverdiener hält sich weiter.
4) Girls, Girls, Girls…
Wie, Sie arbeiten an der Bar und schleppen nicht jede Nacht eine andere Frau ab? Dabei ist die „Verfügbarkeit“ an Mädels doch fast grenzenlos. Prinzipiell Punkt 2 nicht unähnlich, gehen viele Gäste davon aus, dass das Barpersonal geschlossen aus höchstspezialisierten Schürzenjägern besteht. Das spricht für das eloquente, charmante Verhalten des Teams, aber gegen den Gast. Steht vielleicht eine Bartenderin am Tresen? Dann wird meist gebaggert, dass die Theke wackelt.
Sicher, wenn es zum Barkonzept passt, sei es jedem selbst überlassen, wie er sich den Gästen präsentiert. Das eine oder andere Zwinkern mag dann zur Stimmung passen. Störend ist jedoch der Umstand, dass es in der gedanklichen Matrix vieler Menschen nicht vorgesehen scheint, dass auch Bartender monogame Beziehungen führen und gar eine Familie haben können. Warum? Weil auch Bartender erwachsen werden.
5) Der Bartender ist Dein bester Kumpel
Zugegeben: wenn der Bartender seinen Job gut macht, hast Du genau dieses Gefühl. Aber er macht eben seinen Job. Das heißt nicht, dass er Dich nicht mag – aber bitte beweise ein bisschen Fingerspitzengefühl! „Don’t ‚bro’ me, if you don’t know me!“ sagt ein englisches Sprichwort: „Falls wir uns nicht kennen, mach hier bitte nicht auf ‚bester Kumpel’“, könnte man das etwa übersetzen.
Trotzdem kommt es jedes Wochenende zu distanzlosen Verbrüderungsmanövern an den Tresen dieser Welt. Letzte Runde? Hat der Bartender jetzt schon zweimal für Dich verlängert? Nein, du darfst nicht hinter die Bar! Nein, auch nicht, wenn Du hier heute Abend echt viel Geld ausgegeben hast. Was macht Deine Hand schon wieder auf der Schulter des Barmannes? Und bitte frag nicht nochmal nach der Telefonnummer der Kollegin. Und auch nicht schon wieder nach Gratis-Shots!

Credits

Foto: "Mann öffnet Hemd" und "Bar" via Shutterstock; Post-Production by Tim Klöcker

Comments (1)

  • John

    Cooler Beitrag 🙂
    „Don’t ‚bro’ me, if you don’t know me!“ <– behalte ich im Hinterkopf

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