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FÜNF! mal Sazerac

Der Sazerac gehört zu den Säulenheiligen der Barwelt. Für viele Bartender und Connaisseurs ist er so gut wie unantastbar. Doch ein wenig sollte auch der knapp 200 Jahre alte Herr aus New Orleans zum Spielen einladen dürfen. FÜNF! Varianten, die allesamt Respekt vor dem Original mitbringen, schauen wir uns heute an.

Kaum ein Drink ist so sehr weltweit Liebling vieler Bartender wie der Sazerac. Die Kombination aus Rye Whiskey oder Cognac, Zucker, Peychaud’s Bitters und einem mit Absinth ausgespültem Glas ist im Prinzip ein spezifischer Old Fashioned — jedoch einer, der es geschafft hat, sich als offizieller Drink einer der wichtigsten Cocktailstädte überhaupt zu etablieren: der Sazerac ist das flüssige Aushängeschild von New Orleans, mehr noch als Hurricane oder Ramos Gin Fizz.

Ist es ein Frevel, den Sazerac abzuwandeln? Und wo beginnt ein „Twist“? Wo endet er und wird zu einem neuen Rezept? Im Falle des Sazerac führt für Puristen kein Weg am Cognac vorbei, obwohl mehrere aktuelle cocktailhistorische Arbeiten darauf verweisen, dass er in seiner einfacheren Urform höchstwahrscheinlich auch im frankophilen „Big Easy“ häufig mit dem wesentlich günstigerem Rum zubereitet wurde. Hinzu kommt, dass mit dem typischen Peychaud’s Bitters eine ganz bestimmte Marke verlangt wird, an der zu kratzen bereits für viele Kenner ein wahres No-Go ist.

Wir wissen uns also frei von der Vermessenheit, den Sazerac verbessern zu wollen. Aber mit ihm spielen kann man doch wohl ein wenig, oder? Da die Drinks alle fast ähnlich einem klassischen Sazerac zubereitet werden, wollen wir uns die genauen Zubereitungsangaben sparen und lediglich auf die Zutaten eingehen. Auf nach New Orleans!

1)  The Satchmo Cocktail

Der Satchmo Cocktail huldigt den flüssigen Vorlieben des legendären Jazztrompeters, Sängers und Komponisten Louis Armstrong, der denselben Spitznamen trug. Die Kombination aus Bourbon, Campari und Gin mag auf den ersten Blick ungewöhnlich wirken, macht aber tatsächlich Freude und sorgt für eine prägnante Aromatik, die zwischen der Würze des Whiskey und den fruchtig-herben Noten von Gin und Likör hin und her schwingt.

Aber Vorsicht: Der Drink zeigt trotz seiner aromatischen Balance rasch Wirkung und macht klar, dass die Stimme Louis Armstrongs nicht von ungefähr kam. Cheers!

2) Honey Lemon Sazerac

Nein, keine Angst, da kommt kein Zitronensaft hinein. Dafür aber hocharomatischer Sirup aus Zitronenhonig. Den kann man ganz einfach selbst anfertigen, indem man guten Honig mit etwas Wasser und Zitronenabrieb aufkocht und dann abseiht. Das Ergebnis macht dann nicht nur auf dem Frühstückstisch eine gute Figur, sondern ebenfalls im Sazerac. Die restliche Architektur des Drinks bleibt unberührt, außer, dass der Zuckersirup ersetzt wird durch den würzig-frischen Honigsirup. Eine Note, die sich geradezu hervorragend mit den vegetalen und blumigen Tönen des Absinth verbindet und dem Sazerac eine schöne, sommerliche Richtung gibt, ohne ihn zu sehr zu verfälschen. Definitiv einen Test wert.

3) Leonardo Sazerac

Diesem italienisch inspirierten Sazerac verhalf einst der US-Cocktail-Guru und Haudegen Gary Regan zur Beachtung. „Italienisch“ wird der Drink durch die Verwendung zweier typischer Produkte an den beiden wichtigsten Eckpunkten des Sazerac: Sambuca übernimmt die Rolle des Absinth, während der Mailänder Campari gemeinsam mit Orange Bitters in die Rolle des floralen Peychaud’s Bitters schlüpft.

Gerade an dieser Stelle, an der wir schon mehrfach sehr hart mit dem Sambuca ins Gericht gegangen sind, muss man sagen: es funktioniert. Zwar wird das Anisaroma etwas weniger komplex als bei der Verwendung von Absinth, aber gerade im Verbund mit Bourbon und Campari kommt eine interessante Melange ins Glas. Die Schwere des Sambuca wird außerdem durch den verlangten Kamillensirup aufgefangen. Insgesamt auf sensorischer Ebene schon recht weit weg vom „echten“ Sazerac, aber dennoch spannend.

4) Rebecca Rebouché’s Satsuma Sazerac

Ein wahrer „Twist“ auf den klassischen Sazerac, der jedoch ein erstaunliches Ergebnis hervorbringt — einerseits ganz eindeutig ein Sazerac, aber mit einem komplett veränderten Antlitz, kommt der Cocktail aus der Feder einer Frau, die eigentlich bildende Künstlerin ist, als echte Alternative auf den Tisch.

Allein durch den Austausch der Bitters sowie den Einsatz von dunklem Demerara-Zuckersirup erhält der Drink ein wesentlich „wärmeres“ Fundament. Der Einsatz des amerikanischen „Herbsaint“, eine US-Antwort auf den zeitweise verbotenen Absinth (samt Wortspiel), bringt frischen Wind hinzu. Das eigentliche Highlight ist jedoch die Zeste der Satsuma, einer hocharomatischen Mandarinenart, die mit ihren ätherischen Ölen eine tolle Verbindung zwischen braunem Zucker, Bitters und Whiskey herbeiführt. Unbedingt ausprobieren!

5) Sazeroni

Ein wahrer Geniestreich gelang René Förster aus Dresden 2012 mit seinem Sazeroni, einer Verschmelzung des Sazerac mit dem Negroni. Es ist erstaunlich, wie sehr sich beide Drinks in dieser Rezeptur die Waage halten: Cognac, Bitters und Absinth sagen klipp und klar „Sazerac“, während Campari und Cinzano Orancio die wunderbar erfrischende, herbe Fruchtigkeit des Negroni in den Cocktail bringen.

Man könnte nun einwenden, das sei kein Sazerac mehr. Oder man sieht ein, dass Försters Kreation Geschichtsbewusstsein mit handwerklicher Perfektion und Respekt vor beiden Drinks verbindet. Der Sazeroni war übrigens ein Wettbewerbsdrink. Der Preis für Försters Sieg? Eine Reise nach New Orleans!

Credits

Foto: Sazerac via Shutterstock

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