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Gabriel Pötschke im Porträt

Gabriel Pötschke will mit dem Montez die Konventionen in München herausfordern

Nach einem klassischen Werdegang als Gastronomie- und Hotelfachmann hat sich Gabriel Pötschke ganz dem Tresen verschrieben. Nun prägt er als Bar Manager die Bar Montez des neuen Münchner Boutique-Hotels Rosewood. Zeit für ein Porträt des weitgereisten Bartenders.

„Der Marmortresen war letztes Mal noch nicht da“, sagt Gabriel Pötschke und drückt mit dem Zeigefinger gegen die gläserne Tür mit gusseisernem Art déco-Griff in der Hausnummer Eins der Kardinal-Faulhaber-Straße. In wenigen Wochen öffnen hier die Tore des Luxushotels Rosewood Munich, deren Bar den Namen „Montez“ tragen wird und unter der Ägide von Gabriel Pötschke den Münchner:innen und der Welt zeigt, was es bedeutet, auf internationalem Niveau an den regionalen Reglern der Barszene zu drehen. Zusatz: „Ich kann dir sehr empfehlen, mal den Namen Lola Montez zu googeln.“

Diese war eine imposante Persönlichkeit, eine irische Tänzerin und Geliebte König Ludwigs I. von Bayern. „Sie hat immer ihr Ding gemacht und die Münchner mitunter sehr verärgert. Entsprechend modern wollen wir auch sein, Gästen etwas Neues bieten, was noch nicht so vertraut ist, und Konventionen herausfordern“, so Pötschke. Umdenken, Herausfordern, dabei lokal bleiben – so lautet seine Devise.

Ein Rendering, wie die Bar Montez des Rosewood Hotels in München aussehen wird
Ein Rendering, wie die Bar Montez des Rosewood Hotels in München aussehen wird

Von Berlin in die Welt und zurück. Und wieder hinaus.

So oft Gabriel Pötschkes Name aufgrund diverser Competitions auch gefallen sein mag – das Internet hat er jungfräulich unberührt gelassen. Anstatt ihn also zu fragen, was sich seit dem letzten Interview so zugetragen habe, darf man endlich einmal wieder die Frage nach Biorafie und Werdegang fragen: die kleinen Journalistenfreuden. Und dann gleich so spannend beantwortet: Geboren in Berlin, ist der inzwischen 31-jährige bald nach Bayern gezogen, hat drei Jahre in Moskau gelebt, war außerdem in der Schweiz, wieder in Berlin und ist dann nach München zurückgekehrt, wo er inzwischen eine Familie gegründet und Bar-Expertise am Tresen der Izakaya und Ory Bar auf dem Buckel hat. Ja, das sind Hotelketten, das Roomers und das Mandarin, und wieder hat es ihn nun an eine Hotelbar verschlagen.

„Natürlich habe ich darüber nachgedacht, eine eigene Bar zu eröffnen, aber ich habe noch Zeit. Diese Form der Strukturiertheit mitsamt dem Netzwerk an elaborierten Bartendern ist eine schöne Chance der Weiterentwicklung, das will ich nicht missen“, sagt er und nimmt einen Schluck Tegernseer. Das passt, denn Lokalität wird auch bei Rosewood großgeschrieben. „Uns ist es wichtig, dass jedes Hotel den Spirit der Stadt widerspiegelt. Einkehren im Londoner Rosewood ist definitiv anders als in München:”

Noch gibt es keine Signature Drinks seitens der Rosewood-Kette, Pötschke selbst indes wird mit seinem Team eine Münchner Handschrift kreieren, die sich gewaschen hat. Hier werden Kräuter und lokale Zutaten vom Viktualienmarkt eine Rolle spielen, alkoholfreie Drinks werden bedacht und Zero Waste ist die Devise. Aus welcher seiner Barerfahrungen er am meisten mitgenommen hat? Schwer zu sagen, denn hier waltet ein kreativer Geist. Fest steht, dass er als seinen „Papa“ in puncto Bar Thomas Pflanz aus der Hildegard Bar in Berlin nennt. Sollte dieser den vorliegenden Artikel lesen – Pötschke findet, sie telefonieren deutlich zu wenig!

Das Rosewood und die Bar Montez sollen zugänglich bleiben

München-Berlin hat ja durchaus einen Spannungsbogen. Es gibt nicht viele Menschen, die es in beiden Städten mögen, schon gar nicht Gastronom:innen. Was den Münchner Gast auszeichnet? „Sagen wir mal so“, holt Pötschke aus, „was der Münchner nicht kennt, muss man behutsam an ihn heranführen. Ich werde zwar mit sehr regionalen Zutaten arbeiten, zugleich aber den mondänen Gast auf der Durchreise abholen.“ Dennoch wird es bisweilen Erklärungsbedarf geben. „Man kann aber auch dem Münchner Neues schmackhaft machen. Man muss ihn eben gekonnt aus seiner Komfortzone locken.“

Von Langeweile kann Pötschkes Team jedenfalls so gar kein Liedchen singen. Nicht einmal summen. Jeder Drink, der auf der Karte landet, durchläuft alle Zungen und Gaumen. „Ich will auch nicht, dass jeder einen Cocktail beiträgt und der Rest nichts damit zu tun hat; das ist unsere Karte und auf der steht kein Drink, den wir nicht alle für gut befunden haben“, definiert Pötschke. Für sich selbst macht er stetig Mindmaps auf seinem iPad-Zeichenprogramm, die beständig anwachsen, oftmals wird ein Drink aussortiert, niemals aber eine Datei gelöscht. „Schon allein der Negativbeispiele wegen. Wenn ich denke, der Drink ist interessant, aber nicht lecker, zugänglich und komplex genug, schafft er es nicht auf die Karte. Dabei bin ich der Letzte, der sagt, ein Cocktail darf keine Kante zeigen. Aber manche Drinks eignen sich dann doch eher für eine Runde mit Kollegen und nicht für die Karte; die muss – bei aller Bandbreite – den Gast abholen.”

In seiner Crew sind sie zum jetzigen Zeitpunkt zu acht, allerdings wird gewachsen: Bislang verrät er, dass Mario Schulz plus Entourage mit dabei ist, vorher Head Bartender im Andaz Hotel, sowie Tobias Köster, mit dem Pötschke schon im Ory gearbeitet hat. Apropos Zugänglichkeit: Was ihm am Rosewood-Konzept besonders gefällt, ist der gesonderte Eingangsbereich: „Man muss nicht an der Rezeption vorbei, sondern kann als ganz normaler Bargast kommen. Jede und jeder ist willkommen – ob man sich eine Übernachtung im Hotel nun leisten kann oder nicht.” Diese wiederum sind online ab 630 Euro aufwärts buchbar, die Getränke hingegen werden die 20 Euro-Grenze nicht überschreiten, Extrawünsche ausgenommen. Auch für eine Sache ist extra Platz in der Barkonzeption eingeräumt: Musik bzw. Live-Jazz.

Montez und Gruppenchat

Pötschke jedenfalls wirkt wie ein besonnener Geist, der kollegiale Strukturen schätzt. Nicht müde wird er zu betonen, wie sehr er sich über das Rosewood-Netzwerk an Bartender:innen freut, dem er Expertise und freundschaftlichen Rat abgewinnen darf: „Das sind Leute, die bis vor einigen Wochen noch unter meinen persönlichen Top Drei waren, und plötzlich bin ich mit denen im Gruppenchat und darf die Sachen fragen.“

Oft sind es die kleinen Dinge; in diesem Falle allerdings mit großem Namen. Zusammenfindet das ab nun für ihn ab Oktober 2023 im Montez. Wer ihn abends abseits seiner zukünftigen Wirkungsstätte treffen will, frequentiere Ort wie das Trisoux, die Bar Gabányi oder den Schwarzen Dackel.

Oder wie er im Stile eines weitgereisten Bar-Protagonisten sagt: „Wohin es mich halt treibt.“

Credits

Foto: Porträt: Stephie Braun

Comments (1)

  • Rothmayer

    Gefällt mir und bin sehr gespannt!

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