Der Collins & seine Anverwandten, Teil 13: Der Gin Buck
Gin Buck:
4 cl Dry Gin
1 cl Zitronensaft
7 cl Ginger Ale
Zubereitung: Im Highballglas mit Eiswürfeln zubereitet und serviert. Optional mit Zitronenzeste garnieren.
Der Gin Buck entwickelte sich aus dem Collins, indem man Sodawasser durch Ginger Ale ersetzte. Der ursprünglichste Buck ist der Gin Buck. Aus diesem entwickelten sich dann alle anderen Bucks. Grundsätzlich ist ein Buck eine Spirituose kombiniert mit Ginger Ale und Zitrussaft. Ursprünglich wurde in der Regel Limettensaft verwendet, man kann jedoch auch Zitronensaft einsetzen. Optional kann ein zusätzlicher Aromageber hinzugegeben werden, ebenso eine Zitruszeste.
Manchmal wird ein Buck auch als Taylor bezeichnet. Mit Scotch, Ginger Ale und Limette ist es ein Mamie Taylor. Mit Gin nennt man es Mamie Taylor‘s Sister, mit Rum Susie Taylor. Man beachte allerdings, dass Billy Taylor, mit Gin und Soda zubereitet, und Mamie Gilroy, mit Scotch und Soda zubereitet, keine Bucks, sondern Highballs sind.
Buck als Begriff taucht 1903 erstmals auf
Den ersten Hinweis auf einen Buck konnte ich in einem Zeitungsartikel des Jahres 1903 finden, der vielfach nachgedruckt wurde. Darin heißt es: „Fast jeden Sommer wird irgendein neues Getränk erfunden und wird in den Bars des Landes populär, aber bisher hat in dieser Saison keine von mehreren neuen Zubereitungen, die als die als sommerliche Modeerscheinung in der Getränkebranche entstanden sind, eine dauerhafte Popularität erlangt, sagt der Kansas City Star. … Das einzige neue Getränk, das in den führenden Hotels in Kansas City verlangt wird, ist der “Gin Buck”. Dieser ist recht beliebt. Er besteht aus dem Saft einer halben Limette, einem Jigger aus trockenem Gin, und dann wird das Glas mit Ginger Ale gefüllt. Der “Gin Buck” unterscheidet sich vom “Rickey” nur durch die Verwendung von Ginger Ale anstelle von Wasser.“
Erstmals in einem Rezeptbuch erschien der Gin Buck 1909 in „Applegreen‘s Bar Book“. Dort schreibt man über ihn, er sei „Dasselbe wie ein Gin Rickey, außer daß Ginger Ale anstelle von Seltzer verwendet wird“. Die zugehörige Rezeptur des Rickeys lautet: „Verwende ein mittelgroßes, dünnes Glas, in das der Saft einer halben Limette gepreßt wird. Lege ein Stück geschnittenes Eis hinein und lasse den Kunden den Tom Gin selbst hineingießen, oder, falls er es bevorzugt, miß ihn ab und gib einen Jigger hinein; danach fülle das Glas mit Seltzer auf.“
Gin Buck alternativ als London Buck bezeichnet
Man mag nun einwenden, dass der Buck kein Nachfahre des Collins sei, da ja kein Zucker verwendet werde. Jedoch war das 1903 verwendete Ginger Ale, wie bereits im Beitrag über den Highball dargelegt, süß, so dass kein zusätzlicher Zucker zugegeben werden muss, um die Säure der Limette auszubalancieren. Der dem Collins eigene Zuckerzusatz war also bereits im Ginger Ale mit enthalten. John Applegreen empfiehlt noch Old Tom Gin, doch in den Jahren danach nennen die Rezepte Dry Gin und Zitronensaft. Vermutlich in Anlehnung an einen London Dry Gin wird ein Gin Buck dann alternativ auch als London Buck bezeichnet.
Ausschlaggebend für einen Gin Buck ist sicherlich die Verwendung von Ginger Ale. Mit Ginger Beer, welches manchmal anstelle des Ginger Ales verwendet werden soll, verändert sich das Geschmackserlebnis. Die Rezeptbücher sind sich jedoch überwiegend einig, dass man mit Ginger Beer einen sogenannten „Fog Horn“ vor sich hat. Erstmals wird Ginger Beer übrigens von Frank Meier 1936 in „The Artistry of Mixing Drinks“ vorgeschrieben. Da Ginger Beer intensiver ist, empfiehlt es sich bei der Zubereitung eines Fog Horns, einen Overproof Gin zu verwenden, der sich gegen die Aromen durchsetzen kann. Ansonsten entspricht das Rezept einem klassischen Gin Buck:
Fog Horn:
4 cl Overproof Gin
1 cl Zitronensaft
7 cl Ginger Beer
Zubereitung: Im Highballglas mit Eiswürfeln zubereitet und serviert. Optional mit Zitronenzeste garnieren.
Manchmal wird auch behauptet, Mules seien Bucks, doch hier möchte ich widersprechen. Sie sind kein Buck im ursprünglichen Sinne, da sie mit Ginger Beer zubereitet werden, wohl aber eine Weiterentwicklung derselben. Als Beispiel für einen Mule kann man den Moscow Mule nennen, der mit Wodka, Limette und Ingwerbier zubereitet wird.
Auch der El Diablo ist ein erweiterter Buck, mit Cassis als zusätzlichem Aromageber. Gehen wir also an dieser Stelle kurz auf ihn ein.
El Diablo:
5 cl Tequila
1,5 cl Crème de Cassis
1 cl Limettensaft
5 cl Ginger Ale
Zubereitung: Im Highballglas mit Eiswürfeln zubereitet und serviert.
Der El Diablo wird erstmals von Trader Vic im Jahr 1946 veröffentlicht, unter dem Namen Mexican El Diablo. Ob er seine Erfindung war, ist nicht bekannt. Auch ist nicht näher angegeben, welche Art von Tequila zu verwenden ist. Moderne Rezepte verwenden alternativ auch Ginger Beer, doch davon möchte ich abraten.
Manche sagen, der El Diablo sei eine Weiterentwicklung eines Tequila Sunrise, der Tequila, Crème de Cassis, Limettensaft und Soda enthält und angeblich in den 1930er oder 1940er Jahren, vielleicht sogar schon in den 1920er Jahren entstanden sein soll. Der Gedanke ist nicht unbedingt verkehrt, aber wer kann es schon genau sagen, gibt es doch zahlreiche Überschneidungen und Weiterentwicklungen von Collins, Highball und Co. Für mich jedenfalls ist es nichts weiter als ein Buck, und der ist älter als der Tequila Sunrise.
Mit dem nächsten Beitrag, dem Americano, sind wir dann auch am Ende unserer Reise angekommen.
Die Geschichte des Collins & seiner Anverwandten
Teil 1: Sodawasser & Bäderkultur
Teil 2: Künstliches Sodawaser & Limonade
Credits
Foto: Sarah Swantje Fischer