Gin & Julep in Nürnberg: zwischen Vintage und Veilchen
In einer kleinen Gasse in der Nähe des Nürnberger Hauptmarktes hat Gianni Ripa mit dem Gin & Julep eine Speakeasy-Bar eröffnet. Dort serviert er verschiedene Variationen von Juleps und eine limitierte Anzahl von Signature-Drinks. Generell scheint hier das Motto zu sein: weniger ist mehr.
Der Mint Julep ist bekanntermaßen einer der Urahnen der Cocktailkultur, der zunächst Mitte des 18. Jahrhunderts in den Südstaaten der USA populär wurde – mit viel Eis, (damals noch) Rum und frischer Minze war er der perfekte Durstlöscher gegen die südstaatliche Hitze.
Gin & Julep gibt es jetzt auch in Nürnberg
Knapp 150 Jahre und viele Cocktailkreationen später hat nun in Nürnberg eine Bar namens Gin & Julep aufgemacht – in Anlehnung an den Klassiker. Nicht unweit des Hauptmarktes (ja, dort wo auch der berühmte Christkindlesmarkt stattfindet) liegt sie in einer kleinen Gasse. Durch die gläserne Vorderfront mit dem Gin & Julep-Schriftzug schaut man in einen langgestreckten Raum mit Holzgarnitur und einer voluminösen Bar – warmes Licht unterstreicht die Schummrigkeit des Interieurs.
So einladend der Eindruck von außen ist, desto schwieriger ist es, hinein zu kommen, denn Inhaber Gianni Ripa hat anstelle einer Eingangstür eine Telefonzelle im Vintage-Style (sehr schmal!) samt Telefon mit Wählscheibe installiert. Nur wer den Hörer abnimmt und die Eins wählt, kommt hinein; besser gesagt lässt der Bar-Chef per Knopfdruck hinein, und da wir das Jahr 2017 schreiben, hat er den Türöffner, einen kleinen Responder, in seiner Hosentasche.
„Von Anfang an wollte ich hier etwas besonderes schaffen und habe mich von den Speakeasy-Bars der 1920- und 1930er-Jahre inspirieren lassen“, erzählt der Bar-Inhaber.
Von Nürnberg nach Mallorca und zurück
Ripas Bartender-Karriere begann 1997 in Mallorca, wo er Touri-Party-Klassiker à la Piña Colada oder Swimmingpool mixte, bis ihn das Heimweh wieder packte und er zurück in seine Heimatstadt zog. „Hier lernte ich erst wirklich, was es heißt, zu mixen. Davor dachte ich allerdings, dass ich schon alles kann“, so der Nürnberger. Seitdem hat der 43-Jährige an vielen Wettbewerben teilgenommen und bildet sich stetig weiter. Das Gin & Julep betreibt er nun seit Anfang August. „Ich habe bereits in vielen größeren Läden gearbeitet, jetzt hatte ich Lust auf eine kleine Karte und einen nicht allzu großen Laden.“
Mit knapp 48 Quadratmetern und Platz für 28 Personen ist sein Reich überschaubar und mit zwei Classics sowie zehn Signature-Drinks ebenso die Cocktailauswahl. Frische Zutaten wie Zitrusfrüchte und Minze dominieren seine Karte, und passend zum Namen der Bar gibt es drei Variationen des Mint Juleps, wie etwa den Violet Julep aus Genever, Veilchensirup, Orange Bitters und Orangensoda. Erfrischend leicht kommt dieser daher, mit einer zarten Veilchennote zum Ende.
Gin & Julep im Klang der Jahreszeiten
Ripa mixt nach den Jahreszeiten, ab Ende September erwartet seine Nürnberger Gäste dann die Herbstausgabe, unter anderem mit einem Negroni, Fall 43 und einem Georgia Mint Julep. Zwischen acht und zwölf Euro kosten die Drinks. Eine dezente Bier- und Weinauswahl sowie alkoholfreie Limonaden zum Selbermischen runden die Karte ab. „Ich will mein Publikum zum Genießen bringen, daher eine begrenzte Auswahl und ansonsten keine weiteren Getränke“, so der Bar-Chef. Deshalb verzichtet er auch wenn möglich auf künstlichen Zucker und greift auf 100%ige Fruchtpürees und gefrorene Früchte zurück, anstatt Säfte zu benutzen.
Der reguläre Barbetrieb findet Donnerstag bis Samstag statt, zusätzlich veranstaltet er einmal im Monat ein Dinner für 22 Personen in Zusammenarbeit mit Nürnberger Gastronomen – von italienischer bis japanischer Küche ist alles dabei. „Einen richtigen Restaurantbetrieb möchte ich aber nicht, damit der Event-Charakter bleibt”, erklärt Ripa. Ein paar Antipasti bietet er allerdings an, und für die kältere Jahreszeit kommt noch ein Pastagericht hinzu.
Das Gin & Julep hat auch VIP-Karten
Auch Tastings sollen monatlich ab Oktober stattfinden, denn „obwohl ich erst einen Monat geöffnet habe, ist viel los“. So viel, dass er auch schon Gäste abweisen musste – um auf Nummer sicher zu gehen, kann man aber auch reservieren. Ein zusätzlicher Service sind die VIP-Karten. Die personalisierten Chipkarten, die jeder Gast beantragen kann (nur solange der Vorrat reicht), ermöglichen den Eintritt ins Gin & Julep ganz ohne Telefonhörer, fungieren also auch als Türöffner. Darüber hinaus haben die VIPs das Vorrecht auf die Tastings und Dinner-Veranstaltungen.
Aber auch ganz ohne Sonderstatus lässt es sich in Nürnberg im Gin & Julep verweilen – auf einen Afterwork-Drink oder am Wochenende auf ein, zwei frische Kreationen des Bar-Chefs.
Credits
Foto: Foto via Gin & Julep