Gojiwulf, der Aperitif-Wolf im Likörmantel
Bocksdorn hat viele Vitamine und trägt in China den Namen Gojibeere. Aus ihr hat man einen Likör gewonnen, der besonders die Aperitifkultur bereichern soll. Doch was stecken für besondere Aromen in den Beeren, die in der chinesischen Küche weit verbreitet sind?
Nicht erst seit gestern sind Liköre, aufgefüllt mit Schaumwein, ein beliebter Aperitif. In den letzten Jahren konnten sich dabei vor allem die Geschmacksrichtungen Rhabarber und Holunder in den Vordergrund spielen und stoßen dabei, zumindest bei denen die sie zubereiten müssen, mittlerweile auf gemischte Gefühle. Dabei gibt es auch noch andere Aromen die sich zur perlenden Erfrischung eignen und neue Akzente setzen.
Chinesische Wohlfühlbeere
Die Kulinarische Tafelfreuden GmbH mit Sitz in Nürnberg hat sich dieser Thematik nun angenommen und in Eigenregie einen Likör kreiert, der mit einem weitestgehend unbekannten Aroma spielt, nämlich dem der chinesischen Wolfsbeere oder auch Gojibeere. Im Grunde kennt man die Pflanze als gemeinen Bocksdorn, aber unter diesem Namen einen Likör herzustellen, dürfte marktwirtschaftlichen Interessen im Wege stehen. Der bis zu vier Metern hohe Strauch und seine roten Beeren sind mittlerweile auf der ganzen Welt beheimatet, wird in Deutschland und Europa allerdings eher als Zierpflanze betrachtet, während die Beeren in China eine lange Tradition als Zutat der heimischen Küche haben. Das zur Tafelfreuden GmbH gehörende Schlossrestaurant in Reichenschwend hat sich bereits vor einiger Zeit mit der Gojibeere vertraut gemacht und verwendet diese ausgiebig in einer Vielzahl von Gerichten. An Vielseitigkeit scheint sie der Preiselbeere recht nahe zu kommen.
In der chinesischen Küche und auch in der Medizin schätzt man die Beere aufgrund ihres Vitamingehalts und ihrer positiven Wirkung auf das Immunsystem. Tugenden die in einem Likör nicht die oberste Priorität besitzen aber sicherlich nicht schaden. Neben der Gojibeere finden im Likör noch weitere Kräuter und Früchte ihren Einsatz, welche das sind und wie sie verwendet werden, soll aber laut Hersteller geheim bleiben. Auch der Blick auf die Flasche verrät einem keine Details. Die von einem Wolf gezierte längliche Flasche beinhaltet einen roten Likör und eine Handvoll getrockneter Gojibeeren die sich im Flaschenhals sammeln. Auch wenn man den gemeinen Bocksdorn in Europa findet, vertraut man bei der Herstellung auf chinesische Beeren die in der Provinz Ningxia wachsen. Angeblich finden die Pflanzen dort die idealen Bedingungen, um ihr volles Aroma zu entfalten.
Die Verkostung
Welches Aroma das ist, soll die Verkostung zeigen. Neben einigen getrockneten Beeren findet sich der Likör im Glas wieder und verströmt eine fruchtige Süße. Begleitet werden diese Aromen durch eine leichte Würze die an Süßholz erinnert. Ein angenehmer erster Eindruck. Verkostet wird der Likör zunächst pur und bei Zimmertemperatur. Die sehr dominante Süße verlangt aber nach der Zugabe von etwas Eis. Leicht abgekühlt und verwässert geht die Zuckrigkeit ein wenig zurück und schafft mehr Raum für Frucht und beerige Noten. Nicht ganz greifbar ist der Geschmack der Beeren. Fruchtig und etwas trocken erinnern sie leicht an Cranberry, besitzen aber ein eigenes, schwer zu beschreibendes Profil. Die getrockneten Früchte, die unweigerlich mit im Glas landen, erinnern an Rosinen. Im Abgang eher kurzlebig bietet es sich an das Produkt in einem Cocktail zu probieren.
Angepriesen wird die Variante eines Kir, also eine kleine Menge Likör und ein paar Beeren aufgefüllt mit Schaumwein. Es empfiehlt sich ein sehr trockener Schaumwein, da ansonsten der Drink deutlich zu süß ausfällt. Dann macht er aber genau das was er soll, die Geschmacksnerven anregen und die Frage aufwerfen: Was genau ist das? Hat man mit Gojiwulf nun die eierlegende Wollmilchsau unter den Likören erfunden? Eher nicht, zudem man mit über 25 Euro für die 0,7l Flasche schon im gehobenen Preissegment für Liköre kratzt. Wer aber nach einem neuen und nicht zu aufwendigen Aperitif für den Sommer sucht, der könnte in Gojiwulf durchaus eine interessante Komponente zum Mixen finden.