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Golvet: Beide Beine am Boden und den Gaumen in den Wolken

Das neu eröffnete Golvet in Berlin ist ein weiterer Meilenstein in der Kombination von Restaurant und Bar. Der im 8. Stock gelegene Gourmettempel beweist darüber hinaus, dass es zur Zeit an der Gegend um die Potsdamer Straße kein Vorbeikommen gibt.

„Dining ist das neue Clubbing“ – ein Satz der sich in den vergangenen Jahren immer wieder bewahrheitete. Event- und Partymacher der wilden Berliner 1990er Jahre begannen, eher die Köche in den Fokus zu rücken als die DJs. Allen voran Heinz „Cookie“ Gindullis mit seinen spannenden Restaurantadressen Crackers und dem vegetarischen Hotspot Cookies Cream. Weitere Projekte, deren Macher in der Party-Generation der 90-er Jahre wurzelten, folgten.

Nun bestätigt eine neue Adresse die anfänglich formulierte Theorie. Aus dem Club 40 Seconds wurde ein neuer Gourmettempel namens Golvet, der weiter dazu beiträgt, dass die Potsdamer Straße dringend und spätestens jetzt einen Platz im Bewusstsein jedes Berliner Gourmets einnehmen muss.

Gone in 40 Seconds

40 Sekunden war die Dauer der Aufzugfahrt hinauf in den 8. Stock in dem Gebäude zwischen Landwehrkanal und Potsdamer Straße. Die aktuelle Fahrtzeit wurde nicht gemessen, aber der Fahrstuhl fährt noch immer zuverlässig hinauf, um die Besucher dann unmittelbar vor einem gewaltigen Bartresen zu entlassen.

Das Personal ist freundlich bemüht, die Gäste immens freundlich und zuvorkommend zu empfangen, auch wenn die räumliche Situation unmittelbar vor der Bar etwas beengt erscheint. Bevor der Weg ins Restaurant führt, scheint ein Cocktail als Aperitif eine vorzügliche Idee zu sein.

Über 15 Meter reihen sich die Barhocker auf, ein opulentes Rückbuffet erstreckt sich über die gesamte Breite. Die darin enthaltene Vielfalt zeigt, dass das Barteam um Barchef  Andreas Andricopoulos darauf vorbereitet ist, jeden Kundenwunsch zu erfüllen. Gemeinsam mit Thomas Altenberger, einem guten alten Bekannten aus der Berliner Barszene und Preisträger „Gastgeber des Jahres 2014“ bei den MIXOLOGY BAR AWARDS, entwarf Andricopoulos das innovative Barmenü.

Altenberger brachte zuletzt neuen Schwung in die Vesper Bar am Kurfürstendamm. Die Bar im James Bond-Stil zählt ebenfalls zur 40 Seconds-Unternehmensgruppe, Design und Beleuchtungselemente im Golvet zeigen durchaus eine verwandte und elegante Handschrift. Kupfertöne, Leder und eine diskrete Beleuchtung wirken stimmig und souverän. Auf den bequemen Lederhockern entlang des Tresens nimmt man gerne Platz.

Das Golvet auf hoher See

Die Barkarte entpuppt sich rasch als Bordkarte und entführt den Gast auf hohe See. Gezeichnete Landkarten und Länderumrisse symbolisieren die Länder, entlang derer unser Kreuzfahrtschiff rings um Nord- und Ostsee unterwegs ist. Zahlreiche der Elemente der Gerichte von Küchenchef Björn Swanson sind skandinavisch inspiriert, entsprechend greift auch die Bar diese Region auf. Gemeinsam mit den Bartendern Martin Evans, zuletzt in der leider geschlossenen rivabar aktiv, und Maximilian Wicke, der aus dem Ellington Hotel in Schöneberg kam, wird der Anker gelichtet und andernorts wieder ausgeworfen.

Beispielsweise vor Schwedens Küste, wo uns ein Södermalm Fizz erwartet. Swedish Punch wird mit Holunderblütenlikör und Angostura Bitters vermählt und erhält durch Soda Water eine prickelnd-erfrischende Note. Aber auch exotische Hochseedrinks werden an Bord serviert. Beispielsweise eine Interpretation des Bahama Mama mit Rum, Banane, Kokos, Ananas und einem köstlichen Weizenbier-Himbeer-Schaum.

Selbstverständlich ist auch Berlin im Menü vertreten, der Kreuzberger Mokka vermählt roten Wermut, Cold Brew Coffee, Bitter- und Raucharomen mit dem Golvet Rum Panama und Trinidad-Jamaica-Hausblend. Das Ganze serviert in einem Affenkopf-Tiki-Mug. Die Preise der Cocktails leigen zumeist im Bereich 12 bis 15 Euro.

Ein besonderer Schwerpunkt der Bar liegt auf dem Thema Aquavit, der gerne im Cocktail, aber auch pur serviert wird. Eine gute Auswahl an den nordischen Kümmelschnäpsen bietet die Golvet Bar, wie den Aalborg Bernstein Aquavit. Andricopoulos ist von den Produkten begeistert und reiste eigens nach Skandinavien, um sich mit der Materie sorgfältig auseinanderzusetzen. Er verrät mit schelmischem Grinsen: „Mit Aquavit haben wir noch so einiges vor. Unsere Gäste dürfen gespannt sein.“

Auf dem Boden der Tatsachen

Golvet ist norwegisch und bedeutet: Boden. Auch wenn der Name geerdet klingt, so ist es durchaus möglich, dass die Küchencrew nach den Sternen greift. Großartige Fischgerichte, ein beeindruckender Robata-Grill und eine gehörige Portion Kreativität am Herd der offenen Küche werden noch für allerlei Zungenschnalzen sorgen.

Der Autor zeigte sich besonders begeistert von der Kartoffel im Salzteig mit Ziegenquark, Frankfurter Grüne Sauce und Hoi-Sin-Makrele. Sensationll auch der Nussbutter-gebeizte Wildlachs mit krosser Haut, eingelegtem Rhabarber, Dillblüten und Miso-Mayonnaise.

Die Getränke im Restaurant verantwortet Benjamin Becker, der vielen Berlinern aus seiner Zeit im einsunternull bekannt sein dürfte. Seine Weinempfehlung sind wohlüberlegt, treffen souverän den Geschmack auch schwieriger Gäste. Dazu kommt eine zeitgemäße Bierauswahl, die moderne Restaurants und  aktuell aufgestellte Sommeliers heute einfach nicht mehr ignorieren können.

Die Berliner Craft-Brauerei Malz & Moritz liefert das Hausbier, das ergänzt wird von Gerstensäften aus dem Hause Schönram, Mashsee oder Ayinger. Skandinavien ist auch mit dabei, repräsentiert durch ein Kirsch-Roggen-Sauerbier aus Norwegen.

Das Golvet als Symbol einer Symbiose

Bar trifft Restaurant. Restaurant trifft Bar. Immer öfter erleben wir im deutschsprachigen Raum jene Symbiose, die im englischspracheigen Ländern bereits Gang und Gäbe ist. Wie erhöht sich doch Freude und Aufenthaltswert, wenn Tresen und Herd gleichermaßen die Gäste bezaubern. Das Golvet setzt dabei nicht nur einen hohen Anspruch an sich selbst, sondern auch einen neuen Maßstab für diese zeitgemäße Art von Gastronomie.

Credits

Foto: Foto via Golvet.

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