Grünzeug für Journalisten: Die Entstehung des Torino Smash
Deutschland, einig Smash-Land! Vor etwa zehn Jahren griff Mario Zils im Münchener Schumann’s zur Minze und überraschte einen Gast mit rotem Wermut: Der „Antica Smash“ war geboren. Der Drink war aber kein Selbstläufer, sondern entfaltete seine Wirkung erst mit der Zeit. Wir blicken mit seinem Schöpfer zurück auf die Entstehung des Drinks, der inzwischen den Namen „Torino Smash“ trägt.
Man darf es ruhig glauben. Die beiden tausendfach kopierten Smashes der letzten beiden Jahrzehnte verbindet eine Geschichte im Internet. Le Lion-Mastermind Joerg Meyer hat einen Eintrag seiner „Trinkabenteuer“ dem „Torino Smash“ gewidmet.
Dass der rote Wermut zur Entstehung des Beitrags nur selten als eigenständige Spirituose fungierte, merkt man einem zwei Mal vorkommenden Verschreiber an: „Antica Formular“. Denn mit dieser Hauptzutat (ohne „r“ am Ende) mixte Mario Zils seinen „Smash“, der aromatisch so ganz anders funktioniert als die übliche Kombination von Whiskey und frischen Kräutern, wie Joerg Meyer anerkennend herausstreicht.
Torino Smash
Zutaten
7 cl Carpano Antica
2 cl Zitronensaft
1 cl Zuckersirup
ca. 10 Blätter Minze
Am Anfang stand der fordernde Gast
Ob sein Cocktail im Jahr 2021 seinen zehnten Geburtstag feiert oder ihn schon im vergangenen Jahr hatte, weiß nicht einmal mehr Schöpfer Mario Zils mit Sicherheit zu sagen. „Ich habe den Antica Smash 2010 oder 2011 im Schumann’s für einen unserer jüngeren Stammgäste am Tresen gemixt“. Eines aber hat sich seit den Tagen im Schumann’s nicht geändert. Denn auch dieser Gast gehörte einer Minderheit an, „die auch neue Sachen immer ausprobieren“. Und nur so entstehen große Würfe, die am Tresen und nicht in der Denkstube vor einer globalen Competition ausbaldowert werden.
Ganz anders als am Reißbrett, beantwortete Mario Zils die Frage nach einem Drink „mit Minze, sommerlich, frisch und elegant, der kein Mojito oder Julep sein sollte“. Denn er griff in München zum Antica Formula, der damals relativ neu im Flaschenschrank stand. „Der Drink kam natürlich auch bei anderen Gästen gut an“, erinnert sich sein Erfinder heute in Flensburg an das weitere Schicksal des Drinks. „Wahnsinnig viel haben wir allerdings nicht verkauft“, kam der Erfolg des Wermut-Drinks dann auf Raten. Und auch seine wechselnden Namen erklären sich aus einer Geschichte, in der auch das erwachende Interesse an der Barkultur in Publikumsmedien durchschimmert.
Anschubhilfe kam vom Medien-Stammtisch
Die Süddeutsche Zeitung und vor allem die Redakteure des „SZ-Magazin“ pflegten damals einen Stammtisch, an dem viel mehr der „London Leaves” – eine Art Gin-Mojito mit Gurke, ebenfalls ersonnen von Mario Zils – konsumiert wurde. Hier entstand 2011 auch die Idee zu einer Serie von „Drinks mit Grünzeug“, die später auch mit einem Video der Cocktails begleitet wurde.
„Auf Wunsch der SZ sollten die Drinks auch alle nach Städten benannt werden“. So kam es nicht nur zu einem „Café de Paris – Schumann’s Version 2011” mit Fenchel oder dem „Tokio Cherry Blossom“, der Vodka, Sake, Kirschsaft und Thai-Basilikum verbindet. Durch die Medienproduktion wurde nicht nur der Cocktail selbst bekannter, so Zils: „Dadurch wurde der Antica Smash dann auch zum Torino Smash“!
Im Original lautete der Rezeptur für die Cocktail-Reihe „Junges Gemüse“ wie folgt:
Torino Smash
2 Stängel Minze
3 cl Zitronensaft
1 Barlöffel Puderzucker
6 cl Carpano Antica Formula
Im Shaker einen Minzestängel, Zitronensaft und Puderzucker mit einem Stößel andrücken. Mit Carpano Antica Formula, zerstoßenem Eis sowie Eiswürfeln kräftig schütteln und in ein Whiskyglas auf Eiswürfel abseihen. Mit zweitem Minzestängel garnieren.
Vom Viktualienmarkt bis zur Nordseeküste
Damals wie heute kann man eigentlich nur bei einer Zutat etwas falsch machen. „Es steht und fällt alles mit der Minze – mentha spicata (Spearmint, „Hemingway-Minze“), frisch und in Top-Qualität vom Gärtner des Vertrauens“! In München war das übrigens Herr Hollweck von „Rottler“ am Viktualienmarkt. Der lieferte auch die eingelegten Kirschen ins Schumann‘s. „Für die Minze kam er persönlich vorbei“, unterstreicht Mario Zils auch, dass die Suche nach perfekten Zutaten aus der Natur keine Erfindung 20-jähriger Nachhaltigkeitsbartender war.
Wer dieses, in mehrerlei Hinsicht „südliche“ Gegenstück zum nordischen (Gin Basil) Smash-Geniestreich Joerg Meyers mag, dem sei auch die weitere Entwicklung verraten. „Torino re-visited“ könnte man zu Mario Zils Version 2021 sagen, die der Bartender an seiner aktuellen Wirkungsstätte, dem „Das James” in Flensburg, mixt.
Credits
Foto: Sarah Swantje Fischer