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Günther Strobl

GÜNTHER STROBL: ZWISCHEN CAMPARI BAR UND COCKTAIL-WETTBEWERBEN

Der gebürtige Niederösterreicher Günther Strobl ist Barchef der Campari Bar im Kunsthalle Restaurant Basel. Mit MIXOLOGY ONLINE spricht der bekennende Cocktail Competition-Freund über die richtige Mischung aus Bar-Atmosphäre und maßgeschneiderten Drinks.

„Es war definitiv mein erklärtes Ziel zu gewinnen“, sagt Günther Strobl, der Ende Mai in den finalen Ring der Schweizer World Class 2017 gezogen ist und den zweiten Platz erreicht hat. „Es wäre schön gewesen, zu gewinnen“, zeigt er sich ein wenig enttäuscht, weil er bis zur letzten Entscheidung in Führung gelegen hatte.

„Doch dann habe ich es verspielt, weil ich nur sechseinhalb der mir zur Verfügung stehenden zehn Minuten Präsentationszeit genutzt habe“, sagt er. Doch auch der zweite Platz ist Grund zur Freude, schließlich zählten bereits Qualifizierung und Teilnahme am Schweizer Finale zu seinen Zielen. Richtig verärgert war der engagierte Barchef der Campari Bar, des beliebten Treffpunkts und Teil des Restaurants Kunsthalle in Basel-Stadt, im vergangenen Jahr, als er beim Havana Club Cocktail Grand Prix in Kuba um einen Punkt den dritten Platz versäumt hat.

„Da war ich wirklich enttäuscht“, erinnert sich der erst 25-jährige Bartender, der zur Zeit noch keine konkrete Wettkampf-Beteiligung im Visier hat, sich aber für das nächste Mal noch gewissenhafter in die Recherche stürzen will.

Günther Strobl, ein Freund der Recherche

„Es ist sehr zeitintensiv, und man sollte sich sofort nach dem Briefing mit dem jeweiligen Austragungsland auseinandersetzen, alles bis ins kleinste Detail durcharbeiten sowie Informationen über Juroren sammeln“, sagt er nicht ohne Grund, denn dass die World Class Swiss-Juroren Dennis Zoppi und Max la Rocca einen veganen und vegetarischen Lebensstil pflegen, sei den Finalisten erst wenige Tage vor dem Wettkampf mitgeteilt worden.

„Das ist natürlich eine Challenge für sich. Ich hatte mit meinen Cocktails Glück, aber vorher gewusst habe ich es nicht“, so Günther Strobl, dessen noch entferntes Ziel eine eigene Bar sein wird, vielleicht und aus heutiger Sicht in seiner Wahlheimat Basel. Aber: „Man weiß nie, was kommt.“ Bis dahin bleibt der Rum-Liebhaber zielstrebig, macht sich vorerst Gedanken über das Zukunftsprojekt Selbständigkeit und geht leidenschaftlich gerne zur Arbeit hinter dem Tresen, seit dem Vorjahr in der Campari Bar.

„Ich liebe meinen Job“, erklärt Günther Strobl. Das ist auch der Grund, weswegen er sich keinen Wechsel in den Tagesdienst oder zur Markenbotschaft vorstellen kann. Seine Passion: Bartending, das für ihn daraus besteht, auf Gäste und deren Wünsche einzugehen, um sowohl maßgeschneiderte Drinks zu kreieren als auch eine wunderbare Stimmung zu schaffen. „Eine gute Mischung aus Cocktail, Ambiente und Atmosphäre, die Gäste sofort spüren, muss gelingen“, erklärt der Absolvent der Hotelfachschule in Krems, einer Kleinstadt westlich der österreichischen Bundeshauptstadt Wien.

Schwierige Gäste als Herausforderung

Stets ist es der Gast, der seine Aufmerksamkeit erlangt, denn es sei die wichtigste Fähigkeit eines Bartenders, jenen zu verstehen. Schwierige Gäste könnten durchaus zur Herausforderung werden, doch selbst diese verdienen eine aufrichtige Behandlung: „Wir haben alle mal einen schlechten Tag, und auch ein mies gelaunter Gast will seinen Drink genießen, da müssen wir drüber stehen.“

Generell nimmt Günther Strobl den Bar-Besucher als informiert und an qualitativ und geschmacklich innovativen Drinks interessiert wahr. „Die Leute nehmen sich heute mehr Zeit dafür. Wenn sie eine Bar besuchen, wissen sie zumeist, welche Spirituosen, Produkte oder Cocktails sie favorisieren“, sagt der junge Österreicher, der durchaus mit seinen Gästen fachsimpelt und die von ihnen beispielsweise via Google vorgeschlagenen Cocktail-Variationen maßgeschneidert kreiert.

Ursprünglich wollte Günther Strobl Koch werden, hatte jedoch das Gefühl, für diesen Beruf nicht genug Praxis nach der Schule gesammelt zu haben. Nach Beendigung seines Bundesheer-Dienstes steigt er in den Service ein und landet durch Zufall hinter einer Hotelbar im tirolerischen Seefeld. „Dann hat es mich gepackt“, sagt der aus der 100-Seelen-Gemeinde Jarolden stammende Naturliebhaber, Wanderer und leidenschaftliche Skifahrer.

Initialzündung im Les Trois Rois

Danach verschlägt es ihn als Commis de Bar nach Italien, um im November 2011 unter die Fittiche von Thomas Huhn, Barchef des Baseler Fünfsternhotels Les Trois Rois, zu geraten. „Thomas ist für mich eine inspirierende Persönlichkeit, die mich super gecoacht hat. Durch ihn bin ich vorangekommen“, beschreibt Günther Strobl, der nach seiner Mitwirkung als Bar Supervisor an der Neueröffnung des Shangri-La Hotel, At The Shard im „zwar hektischen, aber mit einer innovativen und dichten Bar-Kultur versehenen London“ auch in der Züricher Clouds Bar an der Seite des damaligen und nunmehrigen Cinchona-Barchefs Michael Kampmann sein Schaffen perfektionieren kann.

Ein idealer Dienstabend bedeutet, wenn die an italienische Aperitif-Kultur mit Apéro und Antipasti-Plättli angelehnte Campari Bar mit seiner großen Gin- und breit gefächerten Spirituosenauswahl nicht gerammelt voll ist und auch Zeit für individuelle Cocktails besteht, wenngleich er an den intensiven Arbeitstagen rund um die Kunstmesse Art Basel Gefallen findet.

,Weniger ist mehr’ lautet sein Motto für die Barkarte, die nur bis zu 15 spezielle Cocktails beinhaltet, dafür aber öfter und saisonbedingt – derzeit stehen sommerlichen Drinks bzw. Wermut- oder Negroni-Varianten darauf – gewechselt wird. Klassische Cocktails werden nicht eigens angeführt, die beherrscht das dreiköpfige und auch privat befreundete Team, das dadurch eine dementsprechend angenehme Atmosphäre für Besucher erzeugt und sich nach Dienstschluss gerne noch mit Kollegen und Kolleginnen im Baseler Angel’s Share trifft, ohnehin perfekt.

Aktiv im Verein der Basel BarTender

„Was die Tales Bar für Zürich, ist das Angel’s Share für Basel“, sagt Strobl. Was man auf seiner Karte findet, sind Eigenkreationen. „Sie sind ein Grund, uns zu besuchen, denn Mojito kennen die Gäste seit 30 Jahren“, findet Strobl, der gerne Cocktails mit Produkten aus regionalen Brennereien wie zum Beispiel dem Schweizer Gin The Seventh Sense, Amaro Tonic als Alternative zu Aperol Spritz vorschlägt.

„Gäste freuen sich in allen Bereichen über neue Empfehlungen“, so der Wahlbaseler, der sich in Form von Workshops, in Arbeitsgruppen oder Schulungen für Nachwuchsbartender aktiv im Verein der Basel BarTender engagiert. „Dieses Netzwerk ist eine enorm wichtige Anlaufstelle für uns alle, wir sind wie eine große Familie“, fühlt er sich der Community sehr verbunden.

Neben Chloé Merz, Gewinnerin der Made in GSA Competition 2017, Martin Bornemann, der die Schweiz am Weltfinale der Bacardi Legacy Global Competition in Berlin vertreten hat, oder Roger Grüter aus dem Angel’s Share, der als Schweizer Chivas Master 2017 zum Finale in Tokio reist, macht auch Günther Strobl Basel alle Ehre und leistet mit seiner Performance als Gastgeber einen wesentlichen und persönlichen Beitrag dazu, die Barkultur der drittgrößten Stadt der Schweiz zu professionalisieren und ihr Image nach Außen zu transportieren.

Credits

Foto: Foto via World Class.

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