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Wiener Couture: Lady Hammonds neues Kleid

Fünf Jahre, nachdem sie in die Hammond Bar gestolpert ist, hat Sigrid Schot sie übernommen. Nach Umbauten trinkt man nun unter einem Seifenblasen-Meer.
 Zu Besuch in der neu gestalteten Bar im Zweiten Wiener Bezirk, die Disneyland Konkurrenz macht – im guten Sinne, versteht sich.

„Lachen wie ein Superschurke. Kekse backen. Grimassen schneiden. Tretboot fahren.“ ­– Die Hammond Bar im Wiener Karmeliterviertel empfängt den Gast gleich einmal mit 30 Dingen, die das Leben verbessern. Es geht darum, Spaß zu haben an diesem Ort, das macht schon die erste Seite der neuen Barkarte von Sigrid Schot klar. 2012 begann die gebürtige Deutsche hier im Zweiten Bezirk zu arbeiten, Anfang des Jahres übergab Gottfried Pertot seiner ehemaligen Barchefin die Trinkstätte.

„Ganz ging es sich nicht zu meinem Geburtstag aus, aber mit 28 selbständig zu sein, ist ja auch nicht schlecht“, lacht die frisch gebackene Barchefin. Entrepreneur-Ship dürfte dabei in den Genen liegen; auch Sigrid Schots Vater startete einst mit 35 Jahren sein eigenes Business.

Aufmunternde Fragen für Neulinge in der Hammond Bar

Der Stammkunden-Anteil ist hier merklich groß; jeden vierten Gast verabschiedet die Chefin mit einem Küsschen, doch selbst die Habitués „brauchten eine Zeit, bis ihnen die Veränderung auffiel“. Denn im Zuge des Hammond-Umbaus im Sommer verbannte Schot alle Flaschen vom Tresen in eigene Kästchen. Wie ein übergroßer Art déco-Adventkalender prägt dieses Element nun die Bar, an der mit Dominik Oswald eines der großen Wiener Bartalente werkt.

Den gewünschten Drei-Teiler mit Mezcal erweitert er mit einem Hauch der Bergamotte-Spirituose „Italicus“. Das Ergebnis hat die Zitrusfrische eines Gin-Shortdrinks, aber die Kraft eines Mexikaners – wohlgemerkt schüttelt Oswald das bei vollem Freitag-Abend-Betrieb aus dem Handgelenk.

Dass Drinks wie dieser zwischen 9,50 und 11,50 Euro kosten, sorgt in der 60-Sitzplätze-Bar für entsprechenden Zuspruch aus dem kreativen Viertel rund um den Wiener Augarten. Denn auch weniger Bar-Affine holen die Suggestivfragen in der Cocktailkarte ab: „Hörst Du die Trommeln?“, wird ein Pisco-Drink erklärt, Eigenkreationen leitet Sigrid Schot auch mit der Frage ein: „Traust Du Dich diesen Drink zu bestellen?“

Projektarbeit aus dem Nussholz-Schrank

Die Holzkästen mit ihren goldenen Knäufen wirken, wie erwähnt, recht klassisch, die taubenblaue Wandfarbe bricht diesen Anflug von Strenge aber gleich wieder auf. Und spätestens, wenn der Blick auf die Beleuchtung der Bar fällt, muss man angesichts der 65 gläsernen Seifenblasen zwischen den runden Glühbirnen schmunzeln. „Viele Ideen kamen von meinem Mann, einiges hat sich beim Renovieren ergeben“, erzählt Schot, wie es zum Amerikanischen Nussholz kam, das nunmehr Tresen und „Flaschen-Spinde“ ziert.

Einen Umbau erfährt auch die Karte mit dem Wintereinbruch. Dann wird wieder ein neues „Project“ umgesetzt. Der wechselnde Teil des Hammond-Menus dekliniert einen Drink-Klassiker in mehreren Varianten durch. Aktuell führt man noch den Sommer-Bestseller des Gartenbetriebs, die Piña Colada, weiter. Von der leichten Version mit Kokoswasser bis zur reichhaltigen Peanut Colada mit Erdnussbutter reicht die aktuelle „Projektarbeit“, wobei sich hier auch potentielle Bestseller testen lasten. Die Peanut Colada etwa lieben die Gäste, „auf der Winterkarte wird es dann aber das Bobby Burns Project geben“. Dann werden drei historische Versionen und zwei moderne Twists des Whiskey-Drinks serviert werden.

Es darf gespielt werden in der Hammond Bar – und am liebsten mit den Aromen. Glückshormone verspricht schließlich auch die neue Webseite: „The happiest place on Earth isn’t Disneyland anymore“. Kitsch versagt man sich dennoch, auch (optische) Unruhe soll es keine geben in der Bar, so lautete das Credo beim Schneidern des neuen Kleides für Lady Hammond.

Credo der Hammond Bar: weniger Geschmack wegwerfen!

Es läuft sichtlich für Sigrid Schot, die nach der Auszeichnung als „Bar des Jahres Österreich“ bei den MIXOLOGY BAR AWARDS 2017 auch in diesem Jahr wieder nominiert ist. Zeit für die bekannt verspielten Garnituren bleibt in der Hammond aber allemal. Die aus den getrockneten Resten des hausgemachten Falernums gebackenen Meringues führen aber zu einem weiteren aktuellen Herzensprojekt Sigrid Schots: #wasteforthetaste steht in der Karte für alle Drinks, die verhindern, „dass gute Aromen weggeworfen werden“, wie es die Barchefin formuliert.

Ist der Zitronensaft gepresst, wird aus der Schale ein Oleo Saccharum gewonnen, die Schalenreste ergeben dann getrocknet einen Rim für den nächsten Drink. Auch wenn man weitgehend auf Plastik-Strohhalme verzichtet – mit Zero Waste („irgendetwas wirst du immer wegschmeissen“) hat das weniger zu tun als mit der „Rettung“ von Aromen.

Neue Geschichten erzählt „Sigi“ gerne mit vergessenen Zutaten, und so kommt nicht nur der Piment-Oleo Saccharum beim Il Mulino (9,50 Euro) zum Einsatz, auch der wenig bekannte Pommeau de Normandie hat hier seine Fans. Alle eigens im Haus zubereiteten Zutaten werden in der Karte mit dem Zusatz „HB“ gekennzeichnet, wenngleich das nur für die Spirituosen gilt. Denn das im Kardamom-Staub gewälzte Marshmallow servieren Sigrid Schot und Team ohne weitere Erwähnung zum Martiniglas. Weil es Spaß macht. Und schmeckt!

 

Credits

Foto: Foto via Tom Weilguny/Traum und Wahnsinn

Comments (2)

  • Doll -schot

    Liebe Sigi, herzlichen Glückwunsch- du machst es toll. Weiter so- Viel Erfolg

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  • Doll -schot

    Liebe Sigi, herzlichen Glückwunsch- du machst es toll. Weiter so- Viel Erfolg

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