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heimlichTreu Berlin

heimlichTreu: Gemütlichkeit und Glamour im Berliner Hinterhof

Exemplarisch für eine steigende Anzahl hochwertiger Berliner Gastronomien versteckt sich auch das heimlichTreu auf einem Hinterhof. Dort probiert man sich in aller Ruhe an einem frisch-fröhlichen Speisekonzept moderner Prägung und zelebriert leidenschaftlich das Thema Cocktail.

Das heimlichTreu verlangt von seinen Besuchern genau das, was der Name verheißt: Bleibt uns treu und lasst uns heimlich! Also: Pssst!!! Nicht weitersagen. Wobei, wenn alsbald die große Sommerterrasse öffnet und aus dem Bar-Kabuff auf dem Hof weitere Drinks geschickt werden können, dann reicht der Raum auch für deutlich mehr Gäste als jene 65, die in den historischen Räumlichkeiten mit Vintage-Möbel und Industrie-Charme Platz finden.

Angenehm gemischtes Publikum

Gleich am Eingang des heimlichTreu empfängt der Bartresen die Besucher, überaus charmantes Service-Personal nimmt Garderobe wie auch Gäste in Empfang, um sie danach an die Bar oder in den gemütlichen Gastraum zu geleiten. Ein markanter Holzboden trägt metallene Gitterstühle und rustikale Sofas mit hellem Vintage-Leder darauf. Als zentrales Kunstwerk blickt das Bild einer skeptisch dreinblickenden, jungen Frau von der Wand. Hinter ihr wird durch große Fenster der vielversprechende Außenbereich sichtbar.

An der Bar Platz zu nehmen bedeutet einen hohen Unterhaltungsfaktor. Man überblickt den Gastraum, wirft einen Blick auf die quirligen Aktivitäten am Pass zur Küche oder kann die Eintretenden mit kritischem Blick überprüfen. Das Publikum ist angenehm und bunt gemischt. Originelles Kreativvolk trifft auf nachbarschaftliche Vertrautheit und lebendige, junggebliebene Senioren. Die Schwingungen sind angenehm und verströmen keineswegs die zwanghafte Eintönigkeit vieler aktueller Kreuzberg-mittiger Hipster-Locations. Eine wundervolle Lichtgestaltung lässt das heimlichTreu gleichsam gemütlich und dezent glamourös erscheinen.

Von Affen und Zedar im heimlichTreu

Der erste Drink ist rasch gewählt: The Fern Tree. Flüssige Baumfarne werden versprochen, mit Minze, Zitrone, Bombay Sapphire East und Zedar, ein ätherisches Pflanzenöl. Der duftige Drink wird serviert in einer gigantischen Kokosnuss mit Affengesicht, in der sich das Glas versteckt. In dem Tumbler prangt ein gewaltiges Kräuterbündel und stimuliert die Nase auf Anhieb immens aromatisch.

Moment – duftig und Affenschädel?! Wer denkt dabei nicht unmittelbar an Arnd Henning Heißen, jenen Kreativ-Pfiffikus aus dem The Curtain Club im The Ritz-Carlton Hotel zu Berlin? Seine Hingabe zu den Fragrance-Drinks, die – von Parfümdüften inspiriert – in stimulierende Getränkekreationen verwandelt werden, sind sein Markenzeichen geworden. Tatsächlich wirkte Heißen als Berater und Kurator für die Getränkekarte des heimlichTreu. Eine gemeinsame Münchner Vergangenheit verbindet ihn freundschaftlich mit einem der Betreiber.

Der Drink jedenfalls ist ausgewogen und doch intensiv. Und er benötigt viel Platz auf dem Tresen – ein absoluter Hingucker mit klappbarem Schädel. Es passt auch sehr gut, dass ausgerechnet Heißen die zehn Drinks der Cocktailkarte betreut, beheimateten die historischen Werkshallen doch zu DDR-Zeiten das „VEB-Kosmetik-Kombinat Berlin“, kurz „VEB BeKo“. Hier wurde also früher bereits mit Düften experimentiert.

Die Getränkekarte ist einigermaßen knapp gehalten. Sechs Cocktails mit Alkohol à la Heißen, vier Aperitifs, vier originelle Limonaden und vier Biere. Mit 12 bis 13 Euro sind die Cocktails nicht allzu günstig. Der The Firn Tree ist sein Geld jedoch wert. Ein weiterer Drink namens Vendome Fizz besteht aus Gin, Bergamotte und Mandarine und wird von einem anderen Mitglied des Teams zubereitet. Der Drink zeigt in Ausführung und Geschmack, warum das heimlichTreu noch auf der Suche nach einem professionellen Tresenverantwortlichen ist.

Die Küche des heimlichTreu überzeugt auf ganzer Linie

Der- oder diejenige kann dann auf ein wohlsortiertes Rückbuffet zurückgreifen. Neben den derzeit obligatorischen 20 Gin-Sorten steht eigentlich alles bereit, um köstliche Abwechslung zu zaubern. Schöne Tequilas, nette American Whiskeys, feine Wermuts oder auch eine vorzeigbare Auswahl an Obstbränden.

Wenn die Tage demnächst wärmer werden, werden die Getränkebeauftragten sicher einiges zu tun bekommen, denn die Terrasse im dritten Hinterhof ist wirklich zu schön und wird zur Einkehr veranlassen. Das Bar-Häuschen auf dem Hof wird dann auch über alles verfügen, was eine Mixstation so benötigt. Auch über Zapfhähne, beispielsweise für ein erfrischendes Brooklyn Lager, das aber mit 4,50 für 0,25 Liter auch andeutet, dass man sich zumindest preislich an die gehobene Gastronomie heranpirschen mag.

Wo bei den Getränken noch Luft nach oben ist, da überzeugt die Küche auf ganzer Linie. Die Vor- und Hauptspeisen sind allesamt zum Teilen gedacht und spielen höchst erfreulich mit Augen und Gaumen. Herrlich der Pulpo mit Chorizo-Emulsion. Knusprig der Schweinebauch, dem mit Meerrettich und Brokkoli zugleich Deftigkeit und Süße in herrlicher Balance gelingt. Spannend auch das Dessert mit einer Kombination aus Schokolade, Erdbeere und Wasabi. Von 12 bis 14 Uhr bietet das heimlichTreu auch einen Mittagstisch ab 7,50 Euro, bei dem drei Happen gereicht werden. Oder vier für 9,50 Euro. Vorbeikommen lohnt sich also jederzeit.

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