Iain McPherson im Interview über die Edinburgh Bar Show: „Für die schottische Gastfreundschaft werben.“
Heute startet die erste „Edinburgh Bar Show“. Der Anspruch dahinter ist klar und anspruchsvoll: Ein Fachevent auf internationalem Niveau mit einem Schwerpunkt auf schottische Produkte und die dortige Gastronomie. Im Interview verrät Mit-Veranstalter Iain McPherson, was die Pläne für die Premiere sind – und für danach.
MIXOLOGY: Lieber Iain, zwischen dem 8. und 10. April findet also die Edinburgh Bar Show statt. Wie kam es dazu und was ist die Idee dahinter?
Iain McPherson: Die Idee ist, eine großartige jährliche Bar Show zu veranstalten, die nur dem On-Trade gewidmet ist. Edinburgh hat alles, was es braucht, um ein wirklich guter Gastgeber für eine Bar Show zu sein: Wir haben eine wirklich geschichtsträchtige, wunderschöne Stadt, und es ist sehr einfach, sich zurechtzufinden und von A nach B zu kommen. Es gibt so viele großartige schottische Spirituosen in unserer Nähe, nicht nur Scotch, woran man natürlich immer zuerst denkt. Außerdem gibt es eine völlig neue Generation schottischer Bartender. Wir schätzen uns alle gegenseitig, aber ich habe das Gefühl, dass wir ein stärkeres Gemeinschaftsgefühl entwickeln könnten, so wie damals, als ich hier als Bartender anfing. Die Bar Show soll dabei helfen. Sie bringt die Leute zusammen. Ich freue mich sehr, dass ich Teil des „Educational Programs“ sein kann und dass all diese hochkarätigen Bartender wie Erik Lorincz und andere großartige Persönlichkeiten aus der Barwelt kommen und Vorträge halten.
MIXOLOGY: Die Bar Show hat sich selbst als internationales Ereignis mit einem deutlich schottischen Blickwinkel vorgestellt, aber was bedeutet das in der Praxis?
Iain McPherson: Es gibt so viele großartige internationale Barmessen, aber ich glaube nicht, dass es viele Länder gibt, die eine solche Bandbreite an Produkten haben wie Schottland mit seinen Spirituosen, Likören und Bieren. Deshalb werden wir uns auf diese Produkte konzentrieren. Wir haben Aussteller aus allen Teilen Schottlands wie Aberdeen, Glasgow und den ländlicheren Gebieten, die zeigen werden, was schottische Produkte ausmacht. Natürlich sind auch andere Marken beteiligt, die nicht schottisch sind, aber wir bitten sie immer, eine ihrer schottischen Produkte einzubeziehen und diese zu ihrem Hauptprodukt für die Veranstaltungen zu machen. Außerdem gibt es in der Stadt viele Destillerien, in denen die Gäste der Bar Show Brennerei-Touren machen können. Das ist etwas, was man bei anderen Bar Shows meiner Meinung nach nicht wirklich bekommt.
Andererseits wollen wir nicht, dass jede Bar hier jeden Abend eine Gastschicht hat. Wir versuchen, sie zu ermutigen, nur eine Gastschicht während der Show zu machen, denn nur dann verstehen die Gäste wirklich die Atmosphäre der Stadt und was die Bars ausmacht. Auf diese Weise können wir wirklich für die schottische Gastfreundschaft werben.
»Wollen nicht, dass es nur eine weitere „Herren-Bar-Show“ wird. Wir versuchen, Frauen in der Gastronomie einzubeziehen und Organisationen wie das „Ada Coleman Project“ und „Celebrate Her“ zu fördern. Wir wollen die Veranstaltung so LGBTQ+-freundlich wie möglich gestalten.«
— Iain McPherson
MIXOLOGY: Was macht denn Deiner Meinung nach die schottische Gastfreundschaft in den Bars aus?
Iain McPherson: Eines der Dinge, die ich an der schottischen Gastfreundschaft immer geliebt habe, ist die echte Freundlichkeit. Wenn Leute uns hier besuchen, ist das immer das erste, was sie erwähnen. Wenn ein Tourist auf eine Karte schaut und sich auf der Straße verirrt, gibt es immer Leute, die auf ihn zugehen und ihn fragen, ob sie helfen können. Und dann ist da noch der schottische Charme. Ich weiß, das ist ein bisschen klischeehaft, aber es ist wahr. In unseren Bars herrscht immer eine sehr positive Atmosphäre. Die Leute arbeiten hart, der Service ist schnell, aber hat diese Art von Wärme, als ob man eine Familie ist. Ich denke, das ist es, was an der schottischen Gastfreundschaft wirklich einzigartig ist.
MIXOLOGY: Es gibt bereits viele Bar-Shows auf der ganzen Welt und es werden immer mehr. Was hebt die Edinburgh Bar Show von Anderen ab? Was macht sie besonders?
Iain McPherson: Ich denke, das sind verschiedene Dinge. Da Edinburgh eine wunderschöne, historische Stadt ist, können Bartender diese paar Tage hier als eine Art Urlaub nutzen und die entspannte Atmosphäre der Stadt genießen. Dann liegt der Schwerpunkt natürlich auf schottischen Produkten, wie ich bereits erwähnt habe. Außerdem wollen wir nicht, dass es nur eine weitere „Herren-Bar-Show“ wird. Wir versuchen, Frauen in der Gastronomie einzubeziehen und Organisationen wie das „Ada Coleman Project“ und „Celebrate Her“ zu fördern. Wir wollen die Veranstaltung so LGBTQ+-freundlich wie möglich gestalten. Uns ist klar, dass wir in unserem ersten Jahr die Gelegenheit haben, mit gutem Beispiel voranzugehen, und dass dies eine wirklich vielfältige und einladende Bar-Show sein sollte, nicht nur eine Bar-Show, die zu 99 Prozent aus Männern besteht. Wir versuchen unser Bestes, um das zu erreichen. Und wir versuchen, diese Veranstaltung für Bartender wirklich kostengünstig zu gestalten. Die Bar Show ist für Barleute komplett kostenlos. Wir haben also ein Modell geschaffen, bei dem wir selbst und die Marken im Grunde die gesamte Show sponsern, damit sie für die Bartender kostenfrei ist. Und genau das haben wir auch mit vielen der Unterkünfte versucht. Auf unserer Website bieten wir eine Menge Rabatte für Unterkünfte an. Es ist das erste Jahr für uns. Wir werden Fehler machen, aber wir werden uns bemühen, es jedes Jahr besser zu machen und es so einladend wie möglich zu gestalten.
»Wir haben mit den Marken gesprochen und ihnen gesagt, dass niemand zu ihren Seminaren kommen wird, wenn sie eine reine Markenschulung machen wollen.«
— Iain McPherson
MIXOLOGY: Da große Teile der Messe von Marken gesponsert werden, wie groß ist der Einfluss der Marken auf den Inhalt der Seminare und anderer Veranstaltungen? Die Marken wollen wahrscheinlich eine Gegenleistung für ihre Unterstützung.
Iain McPherson: Ja, natürlich. Die Marken müssen einen Return of Investment haben, was ich verstehe. In der Regel geben die meisten unserer Gäste, die eine Gastschicht machen, auch ein Seminar. Diese Seminare werden dann von bestimmten Marken präsentiert, aber wir versuchen, Marken mit Seminaren zu verbinden, die in dieselbe Richtung gehen, die etwas gemeinsam haben. So wird zum Beispiel Absolut das Team von Röda Huset mitbringen. Sie werden über Nachhaltigkeit in Bars sprechen, was mit den Überzeugungen und der Botschaft von Absolut übereinstimmt, die sie zu verbreiten versuchen. Sie werden also zu Beginn über Absolut sprechen, dann aber die Ideale und die Botschaft der Bar mit denen der Marke verbinden. Wir haben mit den Marken gesprochen und ihnen gesagt, dass niemand zu ihren Seminaren kommen wird, wenn sie eine reine Markenschulung machen wollen. Wir verstehen, dass sie auch über ihre Marke sprechen wollen, aber die Leute wollen auch diese wirklich talentierten Bartender und Barbesitzerinnen sehen. Die Marken verstehen und akzeptieren das aber sehr gut.
MIXOLOGY: Wie sieht es mit der Zukunft von Bar-Shows aus? Einige Barshows werden immer größer. Andere sind wieder verschwunden. Wo willst du die Edinburgh Bar Show in ein paar Jahren sehen?
Iain McPherson: Wir haben keine Ambitionen, so groß zu werden wie der BCB oder Tales of the Cocktail. Ich verstehe, dass diese Bar Shows immer größer werden wollen, aber ich stimme zu, dass einige von ihnen zu groß werden. Sie verlieren ihre Persönlichkeit. Dieses Jahr besteht die Bar Show im Grunde aus dem ersten Tag, an dem alle ankommen, und der Eröffnungsparty – und dann sind es zwei volle Tage. Wir wollen es also wahrscheinlich bei maximal drei Tagen belassen und uns auf die Tagesveranstaltungen konzentrieren, einschließlich ein bisschen Wellness tagsüber. Wir wollen keine ganze Woche veranstalten, da alle einen vollen Terminkalender haben. Es ist das erste Jahr, also wollen wir sicherstellen, dass wir es richtig durchführen können und dass es gut besucht ist.
MIXOLOGY: Lieber Iain, wir danken Dir für das Gespräch!
Credits
Foto: Iain McPherson