TOP
Inventur am 14. Juli 2019 - Motel Beer & die Pale Ale Margarita

Inventur am 10. Mai 2020 – das Clyde Common schließt & Bars in Hongkong dürfen wieder öffnen

Aus Sicht der Bars war es eine Woche wie auch die davor. Und die davor. Und nochmal davor. Tatsächlich war es für die Bars eine ganz besonders niederschmetternde Woche: Denn vor ein paar Tagen kamen sie endlich, die ersten Meldungen: Ab Mitte Mai wird die Gastronomie wieder öffnen dürfen, freilich unter strengen Bestimmungen. Niedersachsen machte den ersten Schritt, viele Bundesländer haben rasch nachgezogen.

Schnell wurde aber erneut klar: Bars gehören zu den „Schankwirtschaften“, denen auch weiterhin das Öffnen nicht gestattet wird. Zudem – und das schmerzt besonders – kommt die Politik nicht weg von der völlig irrtümlichen Annahme, dass eine Cocktailbar mit einem vollen Nachtclub oder einem Bierzelt vergleichbar sei. Das Gegenteil ist der Fall. In vielen Bars geht es gesitteter zu als in so manchem BBQ-Restaurant. Wer würde diesen Irrtum mehr bedauern als wir? Unser Online-Chef Stefan Adrian hat diesen fatalen Blick der Politik auf die Bar zum Anlass für eine zwar persönliche Liebeserklärung genommen, die aber auch gleichzeitig ein nachvollziehbares Pamphlet in Richtung der Politik ist. Mit einer klaren Aufforderung: Gebt die Bars endlich frei! Doch schauen wir nun, was die Spirituosenwoche sonst noch so gebracht hat.

Das Clyde Common ist Geschichte

Letzte Woche hatten wir an dieser Stelle das erste barkulturelle Corona-Opfer von Weltrang zu betrauern, nämlich den Pegu Club in New York, der nicht wieder öffnen wird. Am Montag kam dann die nächste Meldung, die in der internationalen Community auf ähnliche Resonanz treffen dürfte: Das Clyde Common in Portland/Oregon wird nach der Corona-Schließung als neuer Betrieb wiedereröffnen und dann ein Hybrid aus Lebensmittelmarkt und Kneipe sein, wie Eater berichtet.

Das Clyde Common war nicht nur sinnbildlich für die Entwicklung Portlands zu einem kulinarischen Zentrum in Nordamerika, die Restaurant-Bar war auch die langjährige Wirkungsstätte von Jeffrey Morgenthaler, einem der einflussreichsten Bartender unserer Zeit. So gilt das Clyde etwa als Geburtsort des Barrel Aged Negroni, mit dem Morgenthaler als einer der ersten experimentiert hat. Zahllose Preise und Nominierungen, u.a. beim renommierten James Beard Award, gehören zur Geschichte des Clyde, das für viele Barflys nun zu einem nie besuchten Sehnsuchtsort werden dürfte.

Been there, done that: Hongkong macht die Bars wieder auf

Während, siehe oben, in Deutschland noch die Tür zu bleiben muss, hat man andernorts schon wieder mehr Oberwasser: In Hongkong, also einer Region, in der die Covid-19-Pandemie als erstes rollte und die bereits in einer stabileren Phase angekommen zu sein scheint, dürfen Bars und Kneipen seit Freitag wieder ihren Betrieb aufnehmen.

Freilich gelten auch dort die mittlerweile fast global obligatorischen Regeln in Sachen Abstand und Kontaktlosigkeit, aber immerhin: Vier Personen dürfen in Hongkong gemeinsam an einem Tisch sitzen und Drinks genießen, für Restaurants wurde die erlaubte Personenzahl pro Tisch sogar auf acht erhöht. Die Erlaubnis gilt zunächst für zwei Wochen und wird danach in ihren Auswirkungen neu bewertet.

Wissen sie’s noch? Als Johnnie Blue der krasseste Whisk(e)y war

Als Johnnie Walker Blue Label auf den Markt kam, war die Welt eine andere: 1992 gab es kein Internet (jedenfalls nicht wirklich), die Chicago Bulls waren das Maß aller Dinge im Basketball, Helmut Kohl hatte noch rund sechs Jahre Kanzlerschaft vor sich und niemand ahnte, dass Leute mal vierstellige Beträge für eine Flasche Bourbon zahlen würden.

Damals jedenfalls war „Johnnie Blue“ eine Einzigartigkeit, und das, obwohl er nichtmal ein Single Malt ist, sondern ein Blended Scotch mit schlichten 40% Vol. – die einzigen Spirituosen, die ähnlich viel kosteten, waren Cognacs mit XO-Klassifikation. Klingt nach schöner Drink-Nostalgie, oder? Dann sollten Sie sich das nicht entgehen lassen: Die Kollegen vom Punch Magazine blicken in einer herrlichen Geschichte auf das Leben von Johnnie Walker Blue zurück. Gerade in den aktuellen Tagen ist eine Revue in die Vergangenheit ja manchmal tröstlich.

Für den Bademantel: fünf White Russians

Nach Wochen über Wochen der häuslichen Isolation (und wahrscheinlich ohne Friseurbesuch) dürften sich einige unserer Leser tendenziell vorkommen wie der „Dude“ im legendären Film The Big Lebowski aus dem Jahr 1998: Warum auch was anderes anziehen als einen Bademantel, wenn man eh höchstens zum Bäcker geht? Insofern passt es auch, sich bei Lust auf einen Kaffeecocktail momentan nicht an unsere drei Varianten des Espresso Martini zu wenden – das wäre eigentlich viel zu mondän.

Viel passender und eben absolut Dude-konform ist dafür die Aufstellung der Kollegen vom Imbibe Magazine, denn die schlagen uns gleich fünf Versionen des White Russian vor, von dem Jeff Bridges alias Jeffrey Lebowski sich im Lauf des noch immer herrlich schrägen Films doch so einige rührt. Wobei man natürlich fairerweise sagen muss: So ein echter, klassischer White Russian mit einem Häubchen aus „Whipped Cream“ geht ja eigentlich anders. Aber bitte nicht dem Dude sagen

Credits

Foto: Everett Historical / shutterstock.com

Kommentieren