Inventur am 12. März 2023 – ein besonderer Nachruf auf Wayne Collins
Hereinspaziert! Wahrscheinlich erwischen wir vielen von Ihnen heute während eines Besuchs auf der Internorga in Hamburg, die erstmals seit Beginn der Corona-Pandemie wieder in altbekannter Manier stattfindet – praktisch auf den Tag genau drei Jahre nach dem Beginn des ersten Lockdowns in weiten Teilen Europas.
Daher wollen wir Sie auch gar nicht lang aufhalten, denn so ein Messetag rauscht meist ohnehin in rasanter Geschwindigkeit vorbei. Falls es Sie jedoch bei einer kleinen Kaffeepause nach den Schlagzeilen und flüssigen Themen der letzten Tage gelüstet, präsentieren wir Ihnen selbstverständlich auch heute die News der ausklingenden Woche. Bis denn dann!
Betrunken shoppen: eine Frage der Generation?
Viele von Ihnen werden es wissen: Alkohol stimuliert angeblich das Belohnungszentrum des Gehirns. Dazu passt die Nachricht, die The Spirits Business diese Woche brachte. Demnach haben 2022 rund 17% aller US-Amerikaner:innen alkoholisiert Online-Shopping betrieben und dabei im Schnitt 309 Dollar pro Person ausgegeben. Insgesamt kommt so eine Summe von 14 Milliarden zusammen.
Zwar liegt dieser Wert unter dem des Vorjahres, doch das verwundert nicht angesichts der Lockdowns, die es 2021 weitflächig gegeben hat. Viel interessanter ist jedoch die Verteilung. So scheint das angeschickerte Shoppen – übrigens vor allem von Kleidung, Schuhen, Lebensmitteln und auch Alkohol – primär ein Steckenpferd jüngerer Menschen zu sein: Besonders unter Millennials und Angehörigen der „Gen Z“ ist der Anteil extrem hoch, während unter den Babyboomern nur 2% „ja“ zum beschwipsten Einkauf sagen. Doch lesen Sie selbst.
Eine Würdigung für Wayne Collins
Vor rund zweieinhalb Wochen verstarb mit Wayne Collins einer der prägenden Akteure der letzten drei Bar-Jahrzehnte, auch wir berichteten kurz. Die Nachricht zog rasch ein Echo nach sich, das deutlich machte, wie groß und nachhaltig der Impact war, den der sympathische und immer korrekt gekleidetete Mann auf die Szene hatte, vor allem auf jene in Großbritannien.
Das dortige Class Magazine hat nun einen umfangreichen Nachruf auf Wayne Collins veröffentlicht, in dem sein langjähriger Freund und Wegbegleiter Jason Crawley versucht, das Wirken und das Wesen von Collins zu würdigen und auch einzuordnen. Denn Collins, geboren 1970, kam als junger Mann noch in eine Barwelt, die sich viele von uns wahrscheinlich gar nicht mehr vorstellen können. Ein berührender Artikel, der uns nicht nur Wayne Collins näherbringt, sondern auch besser verstehen lässt, wie das Engagement einzelner Personen viele Menschen weiterbringen kann.
Warum Brian Flanagan uns zeigt, wie weit wir gekommen sind
Eine großartige kleine kulturgeschichtliche Einordnung haben uns diese Woche die Kollegen von VinePair beschert: Den Film „Cocktail“ mit Tom Cruise aka Brian Flanagan müssen wir hier wohl nicht näher erläutern, oder? Ebensowenig muss klargestellt werden, dass es sich dabei objektiv um keinen guten Film handelt. Unter Barleuten genießt er allerdings einen gewissen, wenn auch oft ironischen Kultstatus. Und genau dort setzt Autor Rich Manning mit seiner Analyse an.
„Cocktail“, so der Journalist, zeigt jedem Angehörigen der Bar- und Spirituosenbranche, wie weit sich die Szene in den letzten 35 Jahren entwickelt und professionalisiert hat. Denn in der Tat lässt sich nicht abstreiten, dass der Film durchaus viel der damaligen bar-kulturellen und gastronomischen Realität abgebildet hat. Um es mit Mannings Worten zu sagen: „Wenn man den Film einfach anschaut, ist er schrecklich. Wenn man ihn aber beobachtet, ist er eigenartig faszinierend.“ Eine unglaublich unterhaltsame Lese-Empfehlung!
Mehr als vier Jahre Haft für spektakulären Wein-Diebstahl
Dieser Hangover dürfte länger dauern als zunächst geplant: Wie mehrere Zeitungen und Fernsehsender diese Woche berichteten, hat ein Gericht in Madrid ein Paar aufgrund eines spektakulären Wein-Diebstahls verurteilt. Die Richter sahen es als erwiesen an, dass die Frau und der Mann rare Weine im Wert von insgesamt rund 1,7 Millionen Dollar aus einem Restaurant gestohlen hatten.
Die Tat war durch die beiden offenbar von langer Hand geplant und vorbereitet worden, bevor die Täter:innen in einer Oktobernacht 2021 den Weinkeller des berühmten spanischen Sternerestaurants „Atrios“ um insgesamt 45 Flaschen erleichterten. Gefasst worden waren die beiden im Sommer 2022, der Verbleib der Weine ist ungeklärt. Das Gericht verurteilte die Frau zu vier, den Mann zu viereinhalb Jahren Haft, überdies müssen sie Schadenersatz von mehr als € 750.000 leisten. Ob die beiden in Berufung gehen, ist noch offen. Mehr Details zu diesem skurrilen und letztlich missglückten Coup gibt es zum Beispiel hier.
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