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Inventur

Inventur am 12. September 2021 – Kommen neue Gastro-Beschränkungen im Herbst?

Sie ist mittlerweile eine nette Tradition geworden, die „Negroni Week“, die einst von Campari und dem amerikanischen Imbibe-Magazin erfunden worden war. Die Grundidee ist seither immer gleich: Eine Woche lang verkaufen Bars rund um den Erdball möglichst viele Negronis für einen guten Zweck. So kamen in den letzten Jahren meist je über eine Million Dollar zusammen, die die Bars entweder in einen gemeinsamen Spendentopf geben oder direkt an eine wohltätige Einrichtung ihrer Wahl senden konnten.

Bevor es im Herbst womöglich wieder mit strengeren Corona-Beschränkungen für die Gastronomie losgeht (s.u.), startet die Negroni Week 2021 morgen also in einem ziemlich günstigen Zeitraum. Bis nächsten Sonntag, den 19. September, haben Genießer dann die Möglichkeit, sich den bitteren, roten Drink in zahlreichen Bars zu einem edlen Zweck genehmigen zu können. Eine nach Orten und Bar-Namen sortierte Suchfunktion auf der offiziellen Website der Negroni Week macht das Auffinden teilnehmender Bars ziemlich einfach. Bevor es also morgen startet, schauen wir, welche interessanten Nachrichten es für die Bar und Gastronomie es in der ausklingenden Woche gegeben hat.

Christian Drosten befürchtet neue Beschränkungen für den Herbst

Als Gastronom liest man solche Dinge natürlich ungern, doch selbstverständlich liegt eine neuerliche Welle an Infektionen im Herbst wie eine latente Bedrohung über allen bisherigen Fortschritten. Diese Befürchtung teilt auch Virologe Christian Drosten, der seit Beginn der Pandemie zu den führenden Experten rund ums Covid-19-Geschehen zählt.

In der ersten Folge der neuen Podcast-Staffel vom NDR Info Coronavirus-Update zeigt sich Drosten enttäuscht über den mangelnden Fortschritt der deutschen Impfkampagne. Ebenso sei nicht absehbar, dass sich die Quote der vollständig geimpften Deutschen (aktuell bei etwas über 60%) in naher Zukunft signifikant erhöhen würde. Im Zuge dessen geht er davon aus, dass im Lauf der kalten Jahreszeit wieder zu neuen Kontaktbeschränkungen kommen werde. Ein echter Lockdown scheint zwar aktuell unwahrscheinlich, dennoch weiß man mittlerweile natürlich, welche Betriebe als erste schließen oder unter erheblichen Einschränkungen leiden müssen – die Gastronomien.

Die Destillerie als Teil der Ganzheitlichkeit: Matchbook Distilling

Eine hoch interessante, wahrscheinlich einzigartige Brennerei haben die Kollegen vom Punch Magazine für einen aktuellen Beitrag besucht. Was Gründerin und Inhaberin Leslie Merinoff-Kwasnieski da mit ihrer Firma Matchbook Distilling auf Long Island tut, ist definitiv bemerkenswert. Denn grundsätzlich gilt bei ihr: Wirkliche Grundsätze gibt es nicht.

Mit einer ähnlichen Herangehensweise wie die Dänen von „Empirical“ aus Kopenhagen lotet die Brennerin aus, was sich aus unterschiedlichen, nicht wirklich gängigen Produkten fermentieren und destillieren lässt. So entsteht etwa ein Brand aus gebackenem Topinambur, dessen Aromatik in Richtung Mezcal geht. Besonders spannend am Ansatz von Merinoff: Sie bezieht nicht nur fast all ihre Produkte aus er unmittelbaren Umgebung; vielmehr nimmt sie sogar Bauern explizit jene Waren ab, die sonst nicht verkauft werden. Damit wird Matchbook Distilling in seiner Gegend sogar zu einem wichtigen Teil einer ganzheitlichen landwirtschaftlichen Wertschöpfungskette.

Erster alkoholfreier Pink Gin: Lyre’s gibt weiter Gas

Langweilig wird es offenbar nie bei der australisch-stämmigen Marke „Lyre’s“. Innerhalb kürzester Zeit und dank mehrerer Kapitalisierungsrunden ist aus dem Start-Up eine der global erfolgreichsten Marken im Bereich „alkoholfreier Spirituosen“ geworden. Der große Unterschied zu anderen Big Playern wie etwa Diageos Marke „Seedlip“: Lyre’s bietet nicht einfach eine eigene, hermetische Range, sondern (mal abgesehen von Tequila) zu praktisch allen gängigen Spirituosenkategorien mindestens eine alkoholfreie Alternative.

Nun zieht die Marke nach und lanciert auch den unseres Wissens allerersten alkoholfreien Pink Gin der Welt. Damit zeigt sich dann wohl definitiv der Boom beider Gattungen: Flavored Gins und alkoholfreie Destillate. Zusätzlich flankiert Lyre’s sein normales Portfolio noch mit einer neuen Reihe an vorgemischten alkoholfreien Drinks. Wie gesagt, es wird da nicht langweilig.

Hawker Chan verliert seinen Michelin-Stern

Schade, da geht eine nette kleine Randnotiz verloren. Denn genau das war das „Hawker Chan“ ein paar Jahre lang gewesen. Der Hühnchen-Imbiss in Singapur wurde zum kulinarischen Kuriosum, als der Guide Michelin ihm 2016 einen Stern verlieh. Das Hühnchen mit Reis und Chili von Koch Chan Hong Meng wurde somit zum mit Abstand preisgünstigsten Sternegericht der Welt.

Diese Geschichte kann man nun leider nicht mehr erzählen, denn wie Anfang dieser Woche bekannt wurde, wird Chans Schnellrestaurant in der neuen Ausgabe nicht mehr geführt, er hat seinen Stern somit offenbar verloren. Konservativen Kreisen dürfte das gefallen, denn die Prämierung von Chan und einigen anderen eher „unklassischen“ Gastronomien hatte in Gourmetkreisen zu durchaus hitzigen Debatten geführt, ob nicht eigentlich nur „richtige“ Restaurants im Guide auftauchen sollten.

Credits

Foto: Everett Collection – shutterstock.com

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