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Inventur

Inventur am 13. Dezember 2020 – Chinas Bars sind wieder voll & Diageo startet World Class 2021

Zeit für unseren ersten „Last Call“ des Jahres: Heute begrüßen wir Sie zur letzten „Inventur“ im schrägsten aller bisherigen MIXOLOGY-Jahre. Für die beiden letzten Sonntage des ausklingenden 2020 lassen wir unseren wöchentlichen Nachrichtenüberblick ruhen – einerseits, weil die Redaktion sich demnächst in den Weihnachtsurlaub begibt, andererseits aber auch, da erfahrungsgemäß die Frequenz an News-Themen in den kommenden Tagen rapide abnehmen wird.

Wer MIXOLOGY Online schon länger kennt, weiß aber auch, dass wir die Feiertageszeit sowie die Phase „zwischen den Jahren“ traditionell für ein paar kleine Geschenke nutzen: Auch diesmal werden wir Ihnen an den kommenden Sonntagen (und anderen Tagen) auf MIXOLOGY Online wieder ein paar ausgewählte Artikel präsentieren, die im Laufe des abgeschlossenen Jahrgangs zunächst exklusiv in unserer Print-Ausgabe erschienen waren. Freuen Sie sich auf einige Schmankerl und ganz unterschiedliche Texte etwa über die Trinkkultur auf dem Kaukasus, selbst gefertigtes klares Eis, das Nachtleben im früheren Beirut oder aber über die Anforderungen, wenn man in der Bar eigenes Tonic Water anbieten möchte. Schauen wir nun aber, zum letzten Mal in diesem Jahr, auf die neuesten Themen und Nachrichten der internationalen Bar- und Spirituosenbranche.

Auch wegen Corona: Wein und Spirituosen anders beschreiben?

Die Art und Weise, wie wir das Aromenprofil von Spirituosen beschreiben und kommunizieren, variiert stark je nach Kontext: Sprechen wir mit einem Fachmann, einem Bartender oder einem vergleichsweise gering informierten Verbraucher? Oder aber muss man unterscheiden zwischen einem Einzelgespräch, einem Vortrag oder einen Online-Tasting?

Besonders der letzte Punkt wurde freilich dieses Jahr zentral, seit sich Menschen immer öfter gemeinsam-distanziert vor dem Bildschirm zu einer Verkostung „treffen“. Genau diesen Gedanken hat sich der Autor, Spirituosenhändler, Sommelier und ehemalige Bartender Nat Harry in einem interessanten Beitrag auf SevenFiftyDaily gewidmet: Wie sollen wir über Wein und Spirituosen sprechen, wenn die Kommunikation immer mehr ins Abstrakte und Digitale wandert? Und ja: Wir müssen uns vielleicht auch wieder jene Buzzwords erlauben, die unter Profis eher vermieden werden, wenn doch letztlich Konsumenten erreicht werden sollen.

Diageo gibt World Class 2021 bekannt

Einen angesichts der aktuellen Lage mutigen Schritt geht der weltgrößte Spirituosenkonzern Diageo: Wie das Australian Bartender Magazine und weitere Fachmedien diese Woche an die Öffentlichkeit trugen, soll Diageos „World Class“-Competition im nächsten Jahr tatsächlich ausgetragen werden, und zwar Anfang Juli in Madrid.

Die 2009 gegründete „Diageo Reserve World Class“, wie der Wettbewerb mit vollem Namen heißt, ist der mit Abstand größte und reichweitenstärkste globale Cocktail- und Bartenderwettbewerb, bei dem inzwischen jedes Jahr Finalistinnen und Finalisten aus über 60 Ländern bzw. Märkten zusammenkommen um aus ihrer Mitte den World Class Bartender of the Year zu küren. 2020 musste der gesamte Contest abgesagt werden, wie etwa auch Bacardis „Legacy“, der einzige andere Wettbewerb mit einer vergleichbaren Größenordnung. Ursprünglich wäre Sydney als Destination geplant gewesen, das nun 2022 Ort des Finales sein soll.

In China sind die Bars schon wieder voll

Während sich die europäische Barszene fest in der eisernen Faust von Zweiter Welle und Lockdown befindet, stabilisiert sich die allgemeine Lage im Ursprungsland der Corona-Pandemie immer stärker – was freilich auch der Gastronomie extrem zu Gute kommt.

So berichtet der Branchendienst The Spirits Business mit Bezug auf eine Erhebung des Umfragedienstleisters CGA, dass in China inzwischen rund 90% der gewohnheitsmäßigen Barbesucher wieder regelmäßig in Bars einen Drink nehmen. Eine erfreuliche Entwicklung, waren es nach dem Ende des ersten Lockdowns nur knapp 50%. Gut zwei Fünftel der Befragten geben überdies trotz der wirtschaftlich angespannten Gesamtlage an, im kommenden Jahr mehr Geld in Bars ausgeben zu wollen als etwa 2019, dem letzten validen Vergleichsjahr. Insgesamt können chinesische Gastronomen also optimistisch ins kommende Jahr blicken, nachdem sich das Covid-19-Geschehen im Herkunftsland des Coronavirus mittlerweile extrem abgeflacht hat.

Sind die Corona-Hilfen für die Gastronomie zu hoch?

Eine für Bars und Restaurants erschreckende These kommt aus dem industrienahen Kölner Institut für Wirtschaft (IW): Die angekündigten Novemberhilfen für geschlossene Gastronomien könnten laut Berechnungen der Einrichtung dazu führen, dass so mancher Wirt am Ende bei verschlossener Tür mehr Umsatz oder gar Gewinn einnimmt als im Vorjahresmonat, wie aus einem umfassenden Beitrag in der Zeit vom Mittwoch hervorgeht.

Ebenfalls, so IW-Sprecher Hentze, führten die Hilfsgelder zu einer Verzerrung des Wettbewerbs, sinnvoller seien gestaffelte Hilfszahlungen, die sich auf die Fixkosten fokussierten – ein Modell, dass die Politik ohnehin schon für den Januar angekündigt hatte. Ein weiteres Problem, das in der Tat besteht, ist die bisherige hilfstechnische Vernachlässigung vieler Betriebe, die sekundär vom Gastro-Lockdown betroffen sind, also so gut wie alle zuliefernden Produzenten und Dienstleister. Dass das IW allerdings seine Aussagen so formuliert, als würden Gastronomen nun teilweise ohne Arbeit mehr verdienen als 2019, grenzt mit Blick auf das Gesamtjahr aus unserer Sicht an Hähme. Und das sogar, wenn die Novemberhilfen, die inzwischen zur Dezemberhilfe geworden sind, irgendwann mal fließen…

Meininger Verlag startet Gastronomie-Offensive „move“

Wir beenden unsere letzte Inventur des Jahres mit einer Bekanntgabe in eigener Sache: Im kommenden Frühsommer werden wir von MIXOLOGY gemeinsam mit unseren Redaktionskollegen aus dem Meininger Verlag – konkret mit den Publikationen Meiningers Sommelier, Fizzz und Getränke Zeitung – ein neues Event-Format auf die Straße bringen.

Die Formulierung „auf die Straße bringen“ passt dabei tatsächlich, denn unter dem Titel move. – gastronomie neu denken wollen wir angesichts der großen Umwälzungen und Herausforderungen eine neue Roadshow-Plattform für die besten Gastronomen, Sommeliers und Barleute etablieren, ein Forum für Wissen, Vernetzung, Weiterbildung und Inspiration. Nähere erste Infos finden sich unter dem Link – und ab nächstem Jahr folgen weitere Details. Auf ein hoffentlich besseres 2021!

Credits

Foto: Everett Collection - shutterstock.com

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