Inventur am 14. August 2022 – Coca-Cola übernimmt Three Cents für 45 Millionen
Was haben Sie eigentlich in drei Wochen vor? Falls Sie noch unsicher sind, hätten wir da vielleicht etwas für Sie, um den langsam aufschimmernden Ausklang des Sommers angenehm zu gestalten: Vom 2. bis 4. September findet im Münchener MVG Museum die Finest Spirits statt, die seit 2019 zum Meininger Verlag gehört, unter dessen Dach auch Mixology erscheint.
Erstmals wird sich im Herzen der Messe übrigens auch eine Aperitivo Bar finden, an der unsere Redaktion gemeinsam mit den beiden bekannten Münchener Bartenderinnen Frederike Behrens (Ménage Bar) und Natalie van Wyk (Schumann’s / Les Fleurs du Mal) zu fairen Preisen auf leichte, erfrischende Aperitivi einlädt. Tickets für die Messe gibt es ausschließlich vorab und online zu bestellen, eine Tageskasse ist nicht eingerichtet. Sehen wir uns dort? Für den Moment schauen wir nun natürlich wie gewohnt auf die flüssigen News der Woche.
Coca-Cola übernimmt Three Cents für 45 Millionen Euro
Das hätten sich die Three-Cent-Jungs vor acht Jahren (wahrscheinlich) nicht so ausgemalt: Wie mehrere Wirtschaftsdienste am Dienstag berichteten, übernimmt der Coca-Cola-Konzern in Form seiner griechischen Tochter Coca-Cola HBC die Filler-Marke Three Cents für den Preis von 45 Millionen Euro, der Kauf soll bis Jahresende abgeschlossen sein.
Gegründet worden war Three Cents 2014 durch die vier Athener Bartender George Bagos, Dimitris Dafopulos, George Tsirikos und Vassilis Kalantzis, die u.a. eng verbunden sind mit der berühmten dortigen Bar „The Clumsies“. Mit der Übernahme baut Coca-Cola offenbar langfristig seine Strategie im Premium-Filler-Bereich aus: Als echte Eigenmarke besitzt der Konzern lediglich die Einzelhandels-Brand Kinley, darüber hinaus verfügt Coca-Cola in zahlreichen Märkten über die Vertriebs- oder Markenrechte für Schweppes (nicht aber in Deutschland, wo die Rechte bei Krombacher liegen). Mit Three Cents kommt nun eine eigene Marke hinzu, die im hochwertigen Bar-Kontext bereits gut etabliert ist. Ob und wann Three Cents auch in Deutschland durch Coca-Cola distribuiert werden wird, steht noch nicht fest.
The Pink Factor? Rosa Spirituosen gehen durch die Decke
Es ist nur schwerlich übersehbar: Rosa Spirituosen haben sich in den letzten Jahren sprunghaft vermehrt. Vor allem aus den beiden Bereichen Aperitivo und Pink Gin ist ein starkes Anwachsen der Vielfalt rosiger bis pinker Produkte zu verzeichnen. Ein überraschender Effekt? Nicht unbedingt, wenn es nach der Auffassung von Journalistin Jessica Dupuy geht, die das Thema für SevenFiftyDaily genauer betrachtet hat.
Der Trend zum Rosigen kam zunächst vom Wein, wo das Thema Rosé schon länger ein großes Wachstumsgebiet ist. Das setzt sich nun bei Spirituosen fort: „Pink Tequila“ sei in den USA letztes Jahr um fast ein Sechstel gewachsen, „Pink Gin“ um ebensoviel, und das nachdem sich dessen Verkäufe in den Jahren davor fast vervierfacht hatten. Liegt uns Rosa am Ende doch einfach im Blut? Dupuy geht der Sache auf den Grund.
Wein-Kritik: Die Vielfalt der „Parkerization“
Er gilt als so etwas wie der globale Wein-Papst: Robert Parker. Der inzwischen 75-jährige ehemalige Rechtsanwalt mischt seit über 40 Jahren im Wein-Journalismus mit und hat mit seiner kostenpflichtigen Plattform The Wine Advocate und der berüchtigten 100er-Skala der „Parker-Punkte“ das eindeutig mächtigste Bewertungssystem für Wein aufgebaut, insbesondere innerhalb der USA.
Schon lange gibt es daher in der Weinbranche den meist vorwurfsvollen Begriff der „Parkerization“. Dahinter verbirgt sich die Kritik an Parkers Macht, den Weinbau so massiv zu beeinflussen, dass viele traditionelle Wein-Stile verschwinden, weil immer mehr Winzer:innen sozusagen nach seinem Geschmacksdiktat produzieren, weil Parker-Punkte im High-End-Bereich wie eine zweite Währung sind. Doch kann wirklich ein Mann allein für jene Parkerization sorgen? Der Fachautor John McCarroll sieht das anders und überzeugt bei Punch mit einem umfangreichen Artikel zum Thema.
Es hört nicht auf: Geschmacklose Hitler-Weine in Italien
Die Nachricht ist nicht neu: Immer wieder wird darauf aufmerksam gemacht, dass in Italien Wein verkauft wird, bei dem es sich nicht um den Inhalt, sondern die Verpackung dreht. Die Rede ist von Flaschen, deren Labels Darstellungen Adolf Hitlers zeigen, jeweils angereichert mit Schlagworten oder Parolen aus dem nationalsozialistischen Sprachgebrauch, die wir hier nicht wiedergeben werden. Wohlweislich sind etwaige Hakenkreuze auf den Etiketten geschwärzt, dennoch ist so etwas natürlich an Geschmacklosigkeit kaum zu übertreffen.
Traurigerweise scheint ein Markt für derartige Produkte zu bestehen, wie The Drinks Business diese Woche mit Blick auf einen längeren Beitrag der britischen Times beschreibt. Demnach seien die besagten Weine vorwiegend beliebt bei deutschen Reisenden. Zu haben sind übrigens auch Weine mit Stalin- oder Lenin-Etikett und die Times hat nach eigenen Angaben auch einen der Produzenten ausfindig gemacht: Die Firma Vini Lunardelli, die sich auf ihrem Facebook-Profil als solidarisch mit der von Russland überfallenen Ukraine darstellt, bringt die Hitler-Weine hervor. Jenseits aller journalistischen Neutralität erlauben wir uns einfach mal, das alles schlicht ekelerregend zu finden.
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