Inventur am 14. Februar 2021 – Brauer müssen Bier vernichten & Tequila-Verband klagt gegen Desperados
Man mag vom Valentinstag halten, was immer man mag: Der schräge, konstruierte „Feier“-Tag der Verliebten kann dieses Jahr praktisch nirgendwo so begangen werden wie sonst – und sogar das fehlt mittlerweile, sogar ein gewohnter Valentinstag wäre ein Scheibchen Normalität. Und per Zoom machen romantische Dates zum Valentinstag wohl eher weniger Sinn.
Aber: Mit etwas Glück ändert sich das alles ja in einigen Wochen, denn noch immer setzt das gesamte Gastgewerbe seine Hoffnungen in den Frühling, der vielleicht eine Linderung der Lage bringen könnte. Und wer weiß, vielleicht wird dann in den neu geöffneten Bars das eine oder andere Date nachgeholt? Für diesen Fall haben wir ihn noch einmal hervorgekramt, unseren kleinen Leitfaden mit den fünf Drinks, die man beim ersten Rendez-vous auf keinen Fall ordern sollte. Keine Lust auf Dates und Drinks? Macht nix, schauen wir stattdessen auf die News und Themen der hinter uns liegenden Bar-Woche.
Für den Ausguss: Brauer müssen Unmengen Bier vernichten
Da schaudert’s uns doch direkt: Wie u.a. Der Spiegel am Mittwoch berichtete, dauert der Lockdown mittlerweile so lange, dass das Bier schlecht wird. Und das ist keine Metapher: Das Bier, das im Oktober gebraut und abgefüllt wurde, nähert sich in diesen Februartagen der Überschreitung seines Mindesthaltbarkeitsdatums.
Für Flaschenbier in den Regalen der Einzelhändler ist das weniger von Bedeutung, anders sieht es allerdings beim Thema Fassbier aus. Denn spätestens seit Beginn des „Lockdown Light“ Anfang November sind sämtliche Zapfhähne des Landes stillgelegt – und das Fassbier „läuft ab“, sei es in den Kühlhäusern der Bars und Kneipen oder aber in den Lagerhallen der Brauereien und Großhändler. Laut Deutschem Brauer-Bund führt das dazu, dass zahlreiche Brauer nun – ohnehin schon in wirtschaftlichen Schwierigkeiten – tatsächlich beginnen müssen, an sich einwandfreies Bier im Wert von Millionen Euro zu vernichten. Erneut trifft diese leider vor allem die kleinen und mittleren Betriebe, die traditionell sehr stark vom Gastgewerbe abhängen. Und überhaupt: Gibt es etwas Schlimmeres als Bier wegzuschütten?
Die neue Welt der Promi-Spirituosen
Die Behauptung ganz am Anfang des Artikels ist durchaus legitim: „Es ist alles George Clooneys Schuld“, zitiert Autorin Caroline Hatchett einen Branchenkenner in ihrem Artikel für Liquor.com über Spirituosen-Brands aus der Hand oder unter dem Namen von Superstars. Denn der Verkauf von Clooneys Tequilamarke Casamigos für bis zu 1 Milliarde Dollar an den Diageo-Konzern vor dreieinhalb Jahren ist noch immer der absolute Gipfel dessen, was aus einer Celebrity-Spirituose werden kann – und gerade die letzten Jahre zeigen deutlich, dass viele Stars versuchen, Geld in ähnliche Marken zu stecken und diese womöglich später rentabel zu verkaufen.
Wie tief allerdings die Arbeit mit Spirituosenmarken mittlerweile in den Marketingstrategien von Künstlern, Musikern und Plattenfirmen verankert ist, zeigt der Text von Hatchett auf verblüffend umfassende Weise. Denn wo früher bei T-Shirts, Basecaps, Logo-Pins und gebrandeten Feuerzeugen Schluss war, zielt heutiges Merchandise auf den kompletten Lifestyle ab – und dazu gehören auch Spirituosen. Absolute Lese-Empfehlung!
Tequila-Dachverband klagt gegen „Desperados“
Und nochmal Bier, diesmal allerdings in irreführender Verbindung mit Schnaps: Der Branchendienst The Spirits Business machte diese Woche öffentlich, dass bereits seit mehreren Jahren ein Rechtsstreit schwelt, und zwar zwischen zwei echten Schwergewichten. Demnach habe das Consejo Regulador del Tequila (CRT), der Dachverband der Tequila-Industrie, im Jahre 2017 zwei Klagen in Europa gegen den niederländischen Bierkonzern Heineken angestrengt. Konkret geht es dabei um das Etikett und die Vermarktung von Heinekens Marke „Desperados“.
Das als solches bezeichnete „Tequila flavored beer“ täusche den Verbraucher und verletze außerdem Schutzrechte, die die Tequila-Region in der Europäischen Union genieße, so die Kernpunkte der Beschwerden. Tequila ist die erste geschützte mexikanische Herkunftsbezeichnung, die in der EU akzeptiert wurde, was den Schritt des CRT durchaus nachvollziehbar macht. Eine Reaktion auf eine Bitte um Stellungnahme durch The Spirits Business blieb offenbar vorerst unbeantwortet.
Berlin verliert unzählige Gastro-Ausbildungsplätze
Der Berliner Arbeitsmarkt muss im Zuge der Coronapandemie einige herbe Schläge einstecken, besonders natürlich in den stark krisenbetroffenen Branchen. Das meldete die Berliner Zeitung bereits am Dienstag. Demzufolge brach die Zahl der geschlossenen Ausbildungsverträge in den Branchen Veranstaltungstechnik, Hotellerie und Gastronomie im Vergleich zum Vorjahr um Quoten zwischen 42 und 49% ein. Freilich kaum verwunderlich, dass sich derzeit nicht viele junge Menschen für eine Karriere in der Gastro erwärmen können und ebenfalls nur wenige Betriebe aktuell mit Azubis planen wollen.
Gleichzeitig schwächelt außerdem der traditionell ohnehin labile Berliner Ausbildungsmarkt insgesamt, wie die Zeitung meldet. So sei die Zahl aller angebotenen Lehrstellen im Krisenjahr 2020 um rund 13% gesunken, für die extrem hohe Jugendarbeitslosigkeit in der Hauptstadt natürlich ein fatales Signal. Der nach wie vor stark wachsenden Stadt drohe daher ein schon baldiger Facharbeitermangel von etwa 73.000 Personen – darunter auch viele gastronomische Stellen.
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