Inventur am 16. Juni 2024 – Restaurant polarisiert mit Altersbeschränkung für Männer und Frauen
Der „Kir“ aus Weißwein und Crème de Cassis ist leider schon seit Jahren sehr aus der Mode gekommen, auch sein „royaler“ Bruder mit Champagner steht nur noch selten auf den Tischen und Theken. Dabei machen beide Drinks gerade jetzt im Sommer eigentlich eine hervorragende Figur. Passend dazu war Crème de Cassis diese Woche Thema im What the Wirtschaft-Podcast von Deutschlandfunk Nova. Denn für uns heute schwer vorstellbar: Es gab Zeiten, da konnte man in Deutschland keinen französischen Johannisbeerlikör kaufen. In den 1970er Jahren allerdings begann die Rewe-Gruppe, Crème de Cassis de Dijon in Deutschland zu vertreiben. Das führte zu einem Rechtsstreit und einem Urteil, das wegweisend für den heutigen EU-Binnenmarkt wurde. Ein nicht unbedingt barkultureller Blick auf die Materie, aber dennoch interessant. Und für alle, die lieber lesen als hören wollen, servieren wir nun ebenso crisp wie einen Kir Royal die flüssigen und gastronomischen Schlagzeilen der Woche.
Frauen ab 30, Männer erst ab 35 Jahren: Ein Fall für Juristen?
Das im Mai eröffnete Bliss Caribbean Restaurant im amerikanischen St. Louis/Missouri sorgt mit einer Altersbeschränkung für Aufsehen. Dabei sind Altersbeschränkungen besonders in den USA durchaus keine Seltenheit bei Gastronomien, die Alkohol servieren. Speziell wird es im Falle des Bliss dadurch, dass für weibliche und männliche Gäste unterschiedliche Altersgenzen gelten: Frauen werden ab 30 Jahren eingelassen, Männer hingegen erst ab einem Alter von 35.
Das sorgt für hitzige Diskussionen in der Bevölkerung, und auch für die Justiz könnte die Sache relevant werden: Denn wie der Artikel von Hank Sanders in der New York Times thematisiert, dürfte eine solche Regelung eine Form von Diskriminierung darstellen, der mit der Verfassung von Missouri kollidiert. Schließlich würden durch die Einlasspolitik Menschen aufgrund ihres Geschlechts im Vergleich zu einer anderen Gruppe diskriminiert. Hier geht’s zu den vielen, vielen Details.
Emilia Clarke wird Markenbotschafterin für Pegasus
Es ist zwar nicht ihre eigene Marke, dennoch reiht sich mit Emilia Clarke jetzt der nächste globale Megastar in die Riege der Promis im Spirituosen-Game. Genauer gesagt, wird die vor allem für ihre Rolle in Game of Thrones berühmte Schauspielerin neue Markenbotschafterin der jungen französischen Boutique-Firma Pegasus Distillerie.
Der Meldung bei The Spirits Business zufolge geben Brenner und Pegasus-Gründer Maxime Girardin sowie die Britin an, für gemeinsame Werte in Sachen Handwerklichkeit und Passion zu stehen, weswegen die Zusammenarbeit also nahe liege. Erst vor Kurzem hat Pegasus mit einem, nun ja, „Meteoriten-infusionierten“ Vodka den US-Markt betreten, Clarke soll nun offenbar vor allem die dortige Präsenz positiv beeinflussen. Ob man bei Pegasus demnächst die kalte Jahreszeit immer mit einem verschwörerisch geraunten „Winter is coming“ begrüßen wird, steht indessen leider nicht in dem Artikel.
Ein Reigen der gescheiterten Sommerdrinks
Sie wissen es, wir wissen es, alle wissen es: Das Ausrufen angeblicher neuer Sommerdrinks ist sowohl in Marketingabteilungen von Spirituosenfirmen als auch in den Redaktionen großer Tageszeitungen und Fernsehsender eine ungemein beliebte Tätigkeit. Da liegt es nur nahe, dass viele der sich angeblich zu Publikumslieblingen boomenden Getränke genau dieses Ziel nie erreichen.
Einen schönen Rückblick auf fünf (in den USA) offenbar gefloppte Sommerdrinks hat diese Woche Olivia White für VinePair serviert. Jetzt wissen wir also, dass dort schon vor ein paar Jahren dem Lambrusco eine große Sommerzukunft prophezeiht wurde, der ja aktuell in Wein-Nerd-Kreisen hierzulande langsam wieder ein Thema wird. Und mit der Erinnerung daran, dass sich viele deutsche Bartender:innen anno 2012 oder 2013 kurze Zeit lang einen Wolf an Hugos gemixt haben, können wir uns ein Schmunzeln nicht verkneifen angesichts der Tatsache, dass jener Drink aus Minze, Holunderblüte, Soda und Prosecco sich auf der anderen Seite des Atlantik scheinbar nicht durchgesetzt hat.
Finnisches Alkoholgesetz sorgt für Streit mit der EU
Eine Neuerung in der finnischen Gesetzgebung sorgt für Reibung zwischen den finnischen Behörden und der EU sowie europäischen Interessenvertreter:innen: Denn seit Kurzem dürfen in Finnland alkoholische Getränke mit einem Alkoholgehalt von bis zu 8% Vol. im normalen Einzelhandel verkauft werden. Zuvor lag die Grenze bei 5,5%. Alle stärkeren Produkte müssen in den staatlichen Alko-Monopolgeschäften verkauft werden.
Der Streitpunkt dabei: Die neue Regelung gilt nur für Produkte, deren Alkoholgehalt ausschließlich auf Fermentation beruht, nicht auf Destillation – im weitesten Sinne also für Bier und Wein-basierte Getränke. Das ruft Kritik auf nationaler und EU-Ebene hervor, denn Interessenvertreter:innen befürchten eine Benachteiligung von Produkten, die auf destilliertem Alkohol, also auf Spirituosen beruhen. Die EU-Kommusion etwa wirft der finnischen Regierung vor, die neue Regelung nicht ausreichend durch wissenschaftlich validierte Zahl begründen zu können. It’s complicated, aber irgendwie natürlich auch… interessant!
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