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Inventur

Inventur am 18. Juli 2021 – das Scout in London schließt & Fentimans mit neuem Vertrieb

Haben Sie es mitbekommen? Wie der Marketing-Dienst Channable in einer Umfrage ermittelte, plant rund ein Drittel aller Deutschen auch dieses Jahr keinerlei Reisen im Urlaub. Abgesehen von dem schwer nachvollziehbaren Umkehrschluss, dass offenbar trotz nach wie vor grassierender Pandemie und der gefährlichen Delta-Variante etwa zwei Drittel aller Deutschen nicht auf eine Urlaubsreise verzichten können, bedeutet das also: Wir müssen uns Vergnügen, Genuss und Erholung eben daheim suchen – und die Städte bleiben voller als sie es sonst im Sommer sind.

Für unsere irgendwie Immer-Noch-Homebase Berlin gibt es dieses Jahr in dieser Hinsicht eine schöne Sache: Initiator Bert Jachmann bringt seinen „Liquid Market“ erstmals nach Berlin. 2016 in Wien gegründet, ist der Liquid Market inzwischen das größte Cocktailfestival Mitteleuropas. Der Ableger in Berlin sollte eigentlich schon 2020 kommen, aber aus bekannten Gründen wurde das seinerzeit abgesagt. Nun geht es jedoch los, am 6. und 7. August geht Jachmanns Cocktail-Jahrmarkt auf dem herrlichen Gelände der KPM Berlin über die Bühne. Tickets für das All-You-Can-Taste sind bereits zu haben. Bis es so weit ist, schauen wir, was in der ausklingenden Woche in der Bar- und Spirituosenszene passiert ist.

Der Pfad ist zu Ende: das »Scout« in London schließt

Wenn in Großbritannien demnächst mehr oder minder alle coronabedingten Einschränkungen wegfallen, wird eine sehr wichtige Bar trotzdem nicht wieder öffnen: Wie Gründer und Inhaber Matt Whiley auf seinem Instagram-Account bekanntgab, schließt seine Bar »Scout« dauerhaft. Als Grund für die Schließung führt er die Auswirkungen von Pandemie und Lockdown an: „Covid beat us“, schreibt er lakonisch.

Die Bar im Stadtteil Hackney erregte immenses Aufsehen in der globalen Community, weil sich ihr Konzept ausdrücklich darauf konzentrierte, mit lokalen, saisonalen und oftmals wild gesammelten Zutaten zu arbeiten, was nicht zuletzt durch den Namen Scout (Pfadfinder) ausgedrückt werden sollte. Im Lauf der etwas über vier Jahre seines Bestehens war das Scout in zahlreichen internationalen Bestenlisten vertreten, Matt Whiley selbst erhielt u.a. einen MIXOLOGY Bar Award als „Best European Mixologist 2019“.

Fentimans mit neuem Vertrieb in Deutschland

Barleute und Liebhaber wertiger Filler in Deutschland können aufatmen: Der britische Premiumhersteller Fentimans ist nach einem kurzen Verschwinden vom hiesigen Markt nun wieder mit einem offiziellen Vertrieb präsent. Nachdem die Briten und ihr bisheriger Importeur Moreno GmbH vor einigen Wochen ihre Partnerschaft beendet hatten, ist Fentimans nun im Exklusivportfolio von Columbus Drinks aus Hamburg vertreten.

Die Soda-Marke mit den viktorianischen Glasflaschen und dem Schäferhund auf dem Etikett genießt unter Genießern teilweise Kultstatus. Im Lauf der letzten Jahre hatte es mehrfache Vertriebswechsel gegeben. Mit Columbus findet Fentimans nun einen noch vergleichsweise jungen, aber umtriebigen Partner. Zuletzt hatten die Hanseaten vor Kurzem durch den Kauf der Limonadenmarke Paloma vom Borco-Marken-Import für Aufsehen gesorgt.

Campari und Moët Hennessy starten E-Commerce-Partnerschaft

Da kommen zwei Schwergewichte zusammen: Wie das Branchenportal The Spirits Business am Dienstag berichtete, gehen die Campari Group und der Konzern Moët Hennessy eine Partnerschaft zum Betreiben einer gemeinsamen eCommerce-Plattform ein. Demnach beteiligt Moët Hennessy sich mit rund 25 Millionen Euro an Camparis bereits bestehendem Shop „Tannico“ und hält ab sofort 50% der Anteile.

Laut der Meldung konnte Campari Tannico schon mit großer Schlagkraft ausstatten: Etwa 30% des europäischen Onlinehandels mit Wein und Premiumspirituosen laufen bereits über das Portal, überdies wurde inzwischen ein reichweitenstarker französische Shop übernommen. Durch die neu geschaffene Partnerschaft von MH und Campari soll Tannico mit einer gemeinsamen Strategie nun zum führenden digitalen Einzelhändler im gesamteuropäischen Segment ausgebaut werden.

Kann Wein sogar CO2-negativ produziert werden?

Es klingt fast ein wenig zu schön um wahr zu sein, was Winzerin und Aktivistin Diana Seyess bei SevenFiftyDaily schreibt: Kann die Weinbranche nicht nur klimaneutral sein, sondern durch CO2-negatives Arbeiten gar bei der Verlangsamung des Klimawandels helfen? Mit anderen Worten: Könnten wir also in einer perfekten Welt mit jeder Flasche Wein dabei helfen, die Erderwärmung zu stoppen?

So einfach ist es leider nicht, dennoch führt Seyess in ihrem detaillierten Essay eine spannende Überlegung an. Denn mit neuesten Technologien ist es möglich, das bei der Gärung von Wein entstehende, reine Kohlendioxid konzentriert aufzufangen und – anstatt es in die Luft entweichen zu lassen – in Folgeprodukte weiter zu verarbeiten. Das Problem dabei ist nur: So etwas lohnt sich ausschließlich, wenn extrem viele Weingüter mitmachen, und der Weg ist anspruchsvoll und kostspielig. Da schwingt sicher ein wenig Utopie mit, eine spannende Lektüre ist es aber dennoch allemal.

Credits

Foto: Everett Collection – shutterstock.com

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