Inventur am 19. Februar 2022 – Ana de Armas und der Old Fashioned …
Und wieder einmal sieht man den rasanten Lauf der Zeiten: In der kommenden Woche jährt sich der Beginn des Ukraine-Kriegs bereits zum ersten Mal. Was zum Glück nicht zu dem von Wladimir Putin intendierten Schnellschlag mit anschließender Kolonisierung der Ukraine wurde, hat sich zu einem massiven, dauerhaften Konflikt ausgewachsen, der unsere Welt und unsere Gesellschaft nachhaltig prägen wird. Ein anderes Europa wird irgendwann die Folge sein.Fast alle von uns haben seitdem viel nachgedacht und gesprochen, z.B. über Energie, Gas, Kampfpanzer, Flugabwehrraketen, Weizenpreise und Sonnenblumenöl.
Es ist, wie es ist. Dieser einfache Satz mag für uns schlicht erscheinen. Vergessen wird dabei manchmal, was die Situation für jene Russ:innen bedeutet, die gegen den Krieg sind und seit Februar 2022 über noch weniger Meinungsfreiheit als zuvor verfügen. Mit einem dieser Menschen hat unser Autor Manfred Klimek gesprochen. Ein berührendes Gespräch darüber, wie es sich aktuell anfühlt, in einer russischen Bar zu arbeiten, die vom Staat als tendenziell feindlich eingestuft wird. Und auch der erste Punkt in unserem wöchentlichen Nachrichten-Überblick schaut in Richtung Krieg.
Stoli Group setzt Charity für die Ukraine fort
Eine der größten Vodka-Marken der Welt setzt ihre umfangreichen Hilfsaktionen für vertriebene und geflüchtete Ukrainer:innen fort. Wie The Spirits Business diese Woche berichtete, legt die Stoli Group mit einer Sonderedition ein weiteres Hilfspaket auf, dessen Erlöse an die Versorgung Vertriebener in- und außerhalb der Ukraine gehen sollen.
Der Meldung zufolge hat die ursprünglich aus Russland stammende Firma seit Beginn der Invasion bereits rund 200 Millionen Mahlzeiten an Geflüchtete oder zeitweise Heimatlose ausgeliefert, unter anderem in die stark vom Krieg betroffenenen Städten Charkiw und Dnipro. Die ehemalige Vodkamarke Stolichnaya war seit rund zwei Jahrzehnten Gegenstand heftiger juristischer Streitigkeiten zwischen russischem Staat und dem Inhaber, dem dissidentischen Milliardär Yuri Shefler. Im März 2022 reagierte die Firma auf den russischen Angriff, indem sie den Namen offiziell in „Stoli“ änderte. Inzwischen fertigt Stoli nach MIXOLOGY-Informationen ausschließlich in Litauen.
Ana de Armas und ihr, nun ja, Old Fashioned
Erinnern Sie sich noch an JaNee Nyberg und ihr unter Fachleuten gewissermaßen legendäres Video zum Old Fashioned (siehe dazu auch hier)? Die Gute hat diese Woche Konkurrenz bekommen, und zwar stattliche: Niemand Geringeres als die Schauspielerin Ana de Armas, aktuell nominiert für einen Oscar, hat diese Woche für die amerikanische Vanity Fair ebenfalls ein Video mit einer sehr – wie sollen wir sagen – eigenwilligen Interpretation des Old Fashioned vorgelegt.
In dem Clip sieht man die Kubanerin bei der Zubereitung „ihres“ Old Fashioned. Oder sollen wir lieber sagen ihres „Old Fashioned“? Ja gut, es sind Bourbon und Bitters drin. Das Ausschwenken des Glases mit zwei Löffeln Kirschsirup hingegen lässt die erste Augenbraue hochgehen. Die zweite schließt sich an, wenn das Ganze für etwa drei Sekunden auf einem einzigen, kleinen Eiswürfel hin und her gerührt wird. Dazu kommen: mehr Kirschen! Und dann fehlt auch noch die Zeste. Wir meinen unseren Kommentar aber nicht böse und wünschen Ana de Armas von Herzen „Prost“ zu ihrer flüssigen Kirschpraline.
Eiscrème-Cocktails und Winsconsin. Eine Liebesgeschichte.
Irgendwas muss da los sein mit Wisconsin. Der US-Bundesstaat verfügt nicht nur über sowas wie seinen eigenen, sehr süßen Brandy Old Fashioned, es geht noch weiter: Wie Autorin Maggie Hennessy in ihrem überaus unterhaltsamen Beitrag für Vinepair aufzeigt, pflegt der für Milchprodukte bekannte Staat im hohen Norden der USA offenbar auch eine sehr eigene Kultur in Sachen Eiscrème-Cocktails.
Genauer gesagt: Es geht um so etwas wie boozy Milkshake-Twists auf Dessert-Drinks à la Grasshopper oder Alexander. Was in den Nuller- und Zehnerjahren der neu entstehenden Barkultur nur zu spitzen Schreckensschreien oder Verachtung unter Barleuten geführt hat – heutzutage liest sich sowas zumindest interessant. Natürlich braucht man grundsätzlich einen süßen Zahn, um einen Vanilla-Ice-Grasshopper verlockend zu finden. Aber ein schlechter Drink ist das bei sachgemäßer Zubereitung sicher nicht.
Wie Winzer den Begriff „Abfall“ wegdenken
Man glaubt es kaum: Auch bei der Weinherstellung entsteht viel organischer Abfall. Denn obwohl Wein ausschließlich auf ausgepressten Trauben basiert, bleibt viel übrig: Das kann der klassische Trester sein, aber auch aussortiertes Lesegut (also ganze Trauben) oder weniger hochwertiger Most. Der zentrale Punkt: Es ist falsch, diese Dinge als Abfall zu betrachten. Man muss sie als Rohstoffe begreifen.
Das führt dazu, dass immer mehr Weinbauern dazu übergehen, die Reste ihrer Herstellung nicht mehr einfach zu kompostieren. SevenFiftyDaily hat mit zahlreichen Winzern vor allem aus den USA gesprochen und Erstaunliches zusammengetragen: Von versetzter Schokolade über Wermut, Vodka und Brandy bis hin zu ganz regulärem Wein ist alles dabei, was aus vermeintlichem Wein-Müll produziert wird. Für die präsentierten Erzeuger:innen trifft in vielen Fällen zu, dass sich aus dem Geschäft mit dem eigenen Abfalls teils hoch lukrative Modelle entwickelt haben. Sehr lesenswert!
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