TOP
Inventur

Inventur am 20. Juni 2021 – Strukturwandel auf US-Alkoholmarkt & Diageo wird Partner der NFL

Was sollen wir sagen? Noch letzte Woche hatten wir an dieser Stelle angekündigt, den jüngsten Corona-Geschehnissen in Hamburg ein wenig auf den Grund zu gehen. Dort hatte der Senat in seiner neuesten Änderungsverordnung rund um die Pandemie-Entwicklung an einer festen Sperrstunde für die Innengastronomie und damit an einem de facto fast kompletten Betriebsverbot für Bars festgehalten. Gesteigert wurde diese Entscheidung dadurch, dass die Verordnung alle nächtlichen Gastronomiekonzepte als generell „gefahrgeneigt“ kategorisiert hatte. Eine Anfrage von MIXOLOGY an die Pressestelle der Hamburger Landesregierung war zwar zunächst mit Ankündigungen zu einer Stellungnahme und Beantwortung einiger Fragen aufgenommen worden – dann blieb der Senat aber, trotz Nachfrage, doch still.

Wir haben die Lage dennoch in einem kleinen Beitrag für Sie zusammengefasst, leider eben ohne Beteiligung oder Statement der Hamburger Regierung, dafür aber mit einer Äußerung des lokalen Vereins Barkombinat Hamburg. Widmen wir uns indessen den weiteren Themen, die in der flüssigen Welt, diese Woche von Interesse waren

Große Veränderungen im US-Alkoholmarkt

Die Zeichen in der Getränkebranche der USA stehen offenbar auf Veränderung. Wie der Branchendienst „The Spirits Business“ mit Bezug auf das spezialisierte Marktforschungsunternehmen ISWR berichtet, hat das Jahr 2020 zu mitunter erheblichen Transformationen geführt. Die wichtigste davon: Die Kategorie der trinkfertig abgefüllten „RTDs“ (Ready to Drink) wird voraussichtlich bis zum Jahresende das Marktvolumen von Wein überholen und somit zum insgesamt zweitgrößten Segment alkoholischer Getränke in den Vereinigten Staaten werden.

Der Höhenflug der RTDs, der fraglos im Zusammenhang mit den Gastro-Schließungen steht, wird insbesondere befeuert durch die in den USA extrem populäre Kategorie Hard Seltzer, deren Absatz sich im letzten Jahr mehr als verdoppelt hat. Aber auch bei den klassischen Spirituosengattungen wie Whiskey, Vodka, Weinbränden und Agavendestillaten beobachtet der ISWR offenbar teils sehr nachhaltige Verschiebungen der Marktanteile und Entwicklungen.

Cristiano Ronaldo und Paul Pogba mit Statements gegen Cola und Bier

Wird der Profifußball nun entgegen aller Erwartungen doch politisch? Zumindest Megastar Cristiano Ronaldo hat sich Anfang der Woche zu einem Statement hinreißen lassen. Bei der Pressekonferenz vor dem ersten EM-Spiel Portugals entfernte er demonstrativ die beiden Flaschen Coca-Cola neben seinem Mikrofon und positionierte stattdessen eine mitgebrachte Flasche Wasser, lakonisch kommentiert mit dem Wort „Agua“. Kurz darauf zog sein französischer Kollege Paul Pogba nach, indem er an selber Stelle eine Flasche Heineken „0.0“ vom Pult herunternahm. Sowohl Heineken als auch Coca-Cola gehören zu den Hauptsponsoren des EM-Turniers.

Warum Pogba als praktizierender Muslim die Flasche alkoholfreien (!) Bieres entfernte, scheint uns nicht ganz nachvollziehbar. Ronaldo hingegen gilt als Verfechter eines extrem gesunden Lebensstils und daher ohnehin als großer Kritiker zuckerhaltiger Limonaden, was seine Handlung offenbar erklärt. Die schnell kolportierte Behauptung, Ronaldos Aktion habe zu einem unmittelbaren Kurseinbruch der Coca-Cola-Aktie geführt, scheint in dieser Form allerdings nicht wirklich zutreffend, wie u.a. das ZDF in einem Beitrag erläutert.

Diageo wird offizieller Partner der NFL

Mega-Sponsorings kommen im nordamerikanischen Profisport scheinbar immer mehr in Mode. Vor einigen Monaten einigten sich die Basketball-Liga und Moët-Hennessy auf einen umfangreichen Exlusivdeal, nun zieht die Football-Liga NFL nach. Wie am Donnerstag bekannt wurde, wird der weltgrößte Spirituosenkonzern Diageo künftig der exklusive Spirituosenpartner der National Football League sein.

Die NFL ist unter den großen US-Sportligen noch immer die wohl ur-amerikanischste. Der Super Bowl, das jährliche Finale im Februar, gilt nach wie vor als reichweitenstärkstes Einzelsportereignis der Welt, der Super Bowl Sunday ist in den USA beinahe so etwas wie ein Feiertag. Mit der Partnerschaft sichert sich der britische Konzern also immense Aufmerksamkeit für seine Marken und unterstreicht die scheinbare Strategie, künftig verstärkt auf direkten Werbekontakt zum Endkonsumenten zu setzen. In Deutschland etwa hatte Diageo vor einigen Wochen sein gesamtes Außendienstler-Team entlassen und scheint seine Aktivitäten vermehrt in Richtung Werbung zu verschieben.

Cocktails einfrieren – warum eigentlich nicht?

Manchmal braucht es einfach Jeffrey Morgenthaler. Der berühmte US-Bartender und Buchautor ist nicht nur für seine oft spitze, pointierte Zunge bekannt, sondern auch dafür, allen handwerklichen Themen rund um Cocktails mit einem ganz eigenen, mitunter verblüffenden Pragmatismus zu begegnen. So auch diese Woche auf seinem eigenen Blog. Das Thema? Cocktails einfrieren.

Ja, denn eigentlich ist das ja relativ naheliegend. Warum soll man übrig gebliebene Mengen z.B. von Punches oder anderen vorgemischten Batch-Cocktails wegschütten, wenn sie sich doch ganz simpel einfrieren lassen? Wie so oft, ist Morgenthaler sicherlich gar nicht unbedingt derjenige, der das Rad neu erfindet, sondern der, der drauf aufmerksam macht. Was man braucht? Eigentlich nur ein sehr kaltes Tiefkühlfach. Schauen Sie doch einfach mal in seinen kurzen Beitrag.

Credits

Foto: Everett Collection – shutterstock.com

Kommentieren