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Inventur am 22. März 2020 – Bacardi Legacy und Negroni Week verschoben, erste virtuelle Whisky-Messe in Australien

Es fühlt sich sehr eigenartig an, in diesen Tagen ein Magazin zu den Themen Bars und Cocktails zu betreiben. Denn eine ganze Branche bangt – nicht nur hierzulande, sondern in weiten Teilen der Welt – um ihre Existenz oder zumindest darum, dass ein gewaltiger Kahlschlag erfolgt. Schon jetzt merken wir: Nicht nur viele kleine, inhabergeführte Bars werden wahrscheinlich von der Krise in die Pleite getrieben werden, sondern auch große Hospitality-Unternehmen treffen drastische Maßnahmen. Mitte der Woche wurde etwa bekannt, dass Marriott International mit massiven Schritten reagiert. Der weltgrößte Hotelkonzern, zu dem u.a. auch die Marken Ritz-Carlton, Sheraton, St. Regis und Westin gehören, schickt mit sofortiger Wirkung zehntausende Mitarbeiter in den Zwangsurlaub, wie etwa die ARD und das Wall Street Journal berichten.

Trotz aller Entwicklungen wird MIXOLOGY auch in den kommenden Tagen und Wochen versuchen, an der Szene dran zu bleiben und über die aktuellen Geschehnisse zu informieren. Dass es dabei fast immer um das Coronavirus, Covid-19 und die damit verbundenen Probleme der Branche gehen wird, ist klar. Denn es gibt momentan eigentlich kein anderes Thema. Das ist für uns alle neu. Machen wir das Beste daraus.

Spirituosenhersteller wollen Desinfektionsmittel anbieten

Es liegt natürlich auch unternehmerisch auf der Hand: Schon mehrere große Spirituosenhersteller kündigen an, die Kapazitäten ihrer Anlagen schnellstmöglich nutzen zu wollen, um dringend benötigte Desinfektionsmittel für Krankenhäuser zu produzieren. Denn weltweit werden die Vorräte knapp, auch weil in den letzten Wochen immense Mengen durch Privathaushalte gekauft wurden – und leider auch zahllose Diebstähle in Kliniken zu beklagen sind.

Unter anderem Bacardi und Pernod Ricard wollen rasch umstellen und entsprechende Präparate produzieren, Pernod will diese dann sogar spenden. Eine besonders sympathische Nachricht kam hierzulande von Destillateur Benedikt Brauers aus Frechen bei Köln: Brauers ersucht um Spenden in Form von Spirituosenresten, um unter Aufsicht von Apothekern seine Brennblase ebenfalls für die Herstellung von Sterilium nutzen und regionalen Bedürftigen zuführen zu können.

Bacardi verschiebt globales Legacy-Finale

Weitere wenig verwunderliche Neuigkeiten von Bacardi gab es Anfang der Woche: Die größte Rum-Marke der Welt verschiebt erwartungsgemäß das globale Finale ihrer jährlichen „Legacy“-Competition. Das sollte ursprünglich Anfang Mai 2020 in Miami stattfinden und wird angesichts der globalen Corona-Krise vorerst auf unbestimmte Zeit umterminiert.

Die Legacy ist der renommierteste und reichweitenstärkste Single-Brand-Cocktailwettbewerb der Welt, bei dem jeweils im Frühling Teilnehmer aus über 40 Ländern und Märkten zusammenkommen. Wann genau und ob das Finale 2020 also stattfinden wird, steht noch in den Sternen. Für die deutschsprachigen Länder warten demnach aktuell die Finalisten Lukas Motejzik (Zephyr Bar, München), Christos Kostopoulos (Les Trois Rois, Basel) und Anton Peschka (Kleinod, Wien) auf ein neues Datum.

Australien: Coronavirus regt zur „ersten virtuellen Whisky-Messe“ an

So kann man es natürlich auch machen: Anstatt ihr Event komplett abzusagen, wollen die Veranstalter von Whiskey! The Show in Melbourne versuchen, ihre Whisky-Fachmesse als virtuelle Veranstaltung durchzuführen, wie The Spirits Business berichtet. Wie das gehen soll?

Die Macher der zunächst aufgrund der Covid-19-Pandemie abgesagten Messe planen, Verkostungsproben unterschiedlicher Whiskys auf postalischem Wege an bisherige Ticketkäufer zu verschicken. Die virtuellen Gäste sollen dann die Möglichkeit bekommen, die verkosteten Whiskys in einer App bewerten und sich – wie am Messestand – mit anderen Nutzern darüber austauschen zu können. Kein ganz schlechter Gedanke in Zeiten, in denen ja jeder Kommunikationsvorgang schon etwas Tröstliches hat.

Negroni Week verschoben – und auch ein neuer Zweck

Nachdem Campari und Imbibe! vor Kurzem aufgrund der Corona-Pandemie die für Anfang Juni geplante Negroni Week absagen mussten, gibt es jetzt einen neuen Termin für das wohltätige Event mit dem Motto „A drink for your cause“: Vom 14. bis 20. September soll die internationale Barszene im Zeichen des ikonischen, dunkelroten Drinks stehen.

Doch auch an der Zielsetzung ändert sich diesmal etwas: Zwar bleibt die Negroni Week eine Charity-Initiative, doch deren Fokus wird 2020 ausnahmsweise auf die Branche selbst gerichtet. Denn angesichts der dramatischen Verwerfungen, die die Covid-19-Krise in der Barwelt verursacht, widmen Campari und Imbibe! die Wohltätigkeit diesmal der Barbranche selbst. Auch das: ein kleines bisschen Trost, wie wir finden.

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Foto: Shutterstock

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