Inventur am 26. März 2023 – ChatGPT entwirft „besten Cocktail der Welt“
Willkommen an diesem kürzesten Tag des Jahres! Gehören Sie vielleicht zu den Menschen, die jene eine Stunde Unterschied spüren? Auch wir merken den „Jetlag des kleinen Mannes“ jedes Mal ein wenig. Aber hey: Das geht in ein paar Tagen vorbei. Nutzen Sie doch den heutigen, nur 23-stündigen Sonntag dafür, die nächsten Wochen zu planen. Schließlich ist bald Mitte Mai.
Warum wir von Mitte Mai sprechen? Ganz einfach: Am 15. und 16. Mai findet kurz vor Himmelfahrt das sechste Bar Symposium Cologne (BSC) statt. Das Event, das man inzwischen niemandem mehr erklären muss, hat sich innerhalb kürzester Zeit für viele Bartender:innen zu einem Pflichttermin entwickelt. Wie es der Zufall will, war am vorigen Wochenende Dominique Simon, einer der drei Günder des BSC, in unserem Podcast zu Gast. Hören Sie doch mal rein, es gibt tiefe Einblicke in die Entstehung, Realisierung und auch in die aktuellen und künftigen Pläne für das Symposium. Und falls das Zuhören Ihnen Lust auf mehr macht – Tickets gibt es natürlich längst auf der Website des Events zu kaufen. Sehen wir uns in Köln?
ChatGPT entwirft „besten Cocktail der Welt“
Es ist das Thema der Stunde: Die gesamte Welt spricht wahlweise verwundert, ehrfurchtsvoll oder ängstlich über die Künstliche Intelligenz namens ChatGPT – so auch die Kulinarik und Gastronomie. Bereits letzte Woche hatten wir hier darüber berichtet, dass die KI die ersten drei Examens-Stufen der Master-Sommelier-Ausbildung gemeistert habe.
Etwas weniger beeindruckend, dafür einen Hauch skurril und dennoch interessant waren die News beim britischen News-Portal The Spirits Business diese Woche: Dem Bericht zufolge hat ChatGPT den „besten Cocktail der Welt“ entwickelt. Der hat den etwas kitschigen Namen „Heavenly Sipper“ und besteht aus Gin, Holunderblüte, Absinthe, Limette, Honig, Orange Bitters, Orangenlikör und Schaumwein. Eine ziemlich lange Zutatenliste für einen Cocktail, von dem die KI übrigens auch gleich eine alkoholfreie Variante mitgeliefert hat. Doch lesen Sie selbst.
Erster Rye Whisky von den schottischen Inseln
Nein, das ist keine Werbung, auch wenn es um eine einzelne Marke geht: Wie das britische Class Magazine als erstes berichtete, hat die für ihre Experimentier-Lust bekannte Bruichladdich Distillery auf der Hebriden-Insel Islay den ersten Roggenwhisky überhaupt hergestellt, den die schottische Insellandschaft zu bieten hat.
Der Grund liege, so die Story und die Zitate der Brennerei, nicht nur in dem Drang, neue Aromen zu erkunden, sondern auch im Umweltschutz: Da in Schottland praktisch kein Roggen zur Destillation benötigt wird, lohnt sich dessen Anbau kaum. Gleichzeitig jedoch ist das Getreide sehr nützlich für die Pflege der Böden und der lokalen Biodiversität. Im Zuge dessen habe man sich mit einem örtlichen Farmer zusammengetan, der eine seiner Parzellen einmal jährlich mit Roggen bestellt. Eine kurze, aber interessante Story!
Traube vs. Herkunft: der australisch-italienische Prosecco-Streit
Wussten Sie, dass Italien und Australien schon seit Längerem einen wohl einzigartigen Streit austragen? Genauer gesagt, kann man den Konflikt wohl als „Prosecco-Streit“ bezeichnen. Zumindest wir hatten noch nie davon gehört. Ehrlich gesagt wussten wir bislang noch nichtmal, dass in Down Under überhaupt Prosecco gekeltert wird – der übrigens zu einem großen Teil nach China exportiert wird.
Der Kern des Streits liegt in folgendem Problem, über das uns VinePair diese Woche aufklärt: Der Begriff „Prosecco“ bezeichnet gleichzeitig eine Rebsorte und eine geschützte geografische Herkunftsangabe im Nordosten Italiens. Letztere wird in Europa und auch den USA primär gemeint, wenn von dem italienischen Perl- oder Schaumwein die Rede ist. Allerdings bauen auch australische Winzer:innen seit den 1990er Jahren Prosecco-Reben an und keltern daraus ebenfalls überaus erfolgreich Perl- oder Schaumweine. Italien gefällt das nicht. Ein überraschender Einblick in einen komplexen Streit. Lese-Empfehlung!
Über die neue US-Aperitivo-Szene
Da hätten wir wohl mal einen Drink-Trend, der nicht aus den USA nach Europa schwappt, sondern umgekehrt: Die Rede ist vom Aperitivo, speziell vom Spritz und seinen Verwandten. Doch wie Molly Fitzpatrick nun in einem großen Beitrag für die New York Times zeigt, hat der krachende Tequila-Boom in den Vereinigten Staaten im Lauf der letzten Jahre Konkurrenz bekommen – und zwar durch eine neue, heimisch-inspirierte Aperitivo-Landschaft.
Den Beginn dieser Entwicklung habe, so die Autorin, eine großangelegte Werbeoffensive gesetzt, die der Campari-Konzern 2017 in den USA für seine Marke Aperol durchgeführt hat. Nachdem der Aperol Spritz Fuß gefasst habe, sprießen nun von der Ostküste bis nach Kalifornien zahlreiche kleine, häufig handwerklich und lokal gefertigte Aperitivi, Bitterliköre und andere verwandte Marken und Produkte aus dem Boden, um den neuen amerikanischen Durst nach spritzigen Aperitif-Drinks zu löschen. Eine überaus spannende Story, auch weil man einige der erwähnten Produkte sicherlich mittelfristig ebenfalls bei uns wird finden können.
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