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Inventur mit der News-Rückschau der Woche

Inventur am 27. November 2022 – Sind Junkfood & Champagner ein Traumpaar?

Ein winterliches Willkommen zur „Inventur“ am ersten Advent. Einen überaus gelungenen Start in die Vorweihnachtszeit hat sich ein gewisser Robin Lühert in dieser Woche selbst beschert. Der Göttinger Bartender, der in den beiden letzten Auflagen unserer Made in GSA Competition jeweils den zweiten Platz erringen konnte, darf sich seit Montagabend offiziell als „Deutscher Cocktailmeister“ bezeichnen. So lautet der Gewinnertitel der „Deutschen Cocktailmeisterschaft“, die Anfang der Woche von der DBU im Grand Hotel Heiligendamm ausgetragen wurde.

Lühert errang den Sieg mit seinem Drink „Around the World“. Hinter ihm belegten Nicolas Spirgatis (Köln) und Anna Strokan (Heiligenhafen) die Plätze zwei und drei. In der Jury der Competition saßen neben DBU-Chefin Maren Mayer und Thomas Altenberger (Bar Manager im Hotel Heiligendamm) auch der aktuelle „Bartender des Jahres“ Ruben Neideck sowie MIXOLOGY-Autorin Maria Gorbatschova. Wir gratulieren Robin Lühert und blicken nun wie gewohnt auf die weiteren News und Schlagzeilen der flüssigen Woche.

Häresie oder Hochgenuss: Junkfood und Champagner

Als Magazin mit langjährigen Wurzeln in Berlin sind wir natürlich vertraut mit der Kombination aus Currywurst und Champagner. Was so manch konservativem Koch, Winzer oder Sommelier die Zornesröte ins Gesicht steigen lässt, liegt jedoch bei näherer Betrachtung ziemlich nah: Denn wie Alice Lascelles in einem größeren Beitrag für die Financial Times herausarbeitet, passt die deftig-fettige DNA vieler klassischer Junkfood-Gerichte ziemlich perfekt zu gutem Schaumwein.

Im Gespräch mit zahlreichen Fachleuten aus Gastronomie und Weinbranche legt die Autorin sehr anschaulich dar, dass die Paarung aus trockenen, anspruchsvollen Champagnern mit vermeintlich niederen, oft frittierten Speisen eine Partie ist, von der sowohl das Gericht als auch das Getränk profitiert. Schauen Sie doch unbedingt mal rein. Schließlich beginnt die Festtagssaison und Sie müssen sich noch entscheiden, ob Sie den nächsten Champagner lieber zu Fritten, Scotch-Eggs, einem Burger oder doch lieber zu Fish & Chips genießen.

Nicht nur Qatar: der diffuse Status von Bier im arabischen Raum

Nur zwei Tage vor Beginn der ohnehin umstrittenen Fußballweltmeisterschaft verbot die Regierung von Qatar überraschend den kompletten Ausschank von alkoholischem Bier in den Stadien und deren Umfeld ­– entgegen vorheriger Absprachen. Die allgemeinen Debatten darum, inwiefern das Event in dem islamischen Wüstenstaat sich überhaupt so anfühlen würde wie eine richtige WM, wurden durch diesen Schritt noch weiter angeheizt. Der offizielle Biersponsor des Turniers, die zum AB-InBev-Konzern gehörende US-Biermarke Budweiser, twitterte infolge des Bier-Verbots sogar, das gesamte für das Turnier vorgesehen Bier-Kontingent dem späteren Siegerland der WM schenken zu wollen.

Für die österreichische Tageszeitung Der Standard nimmt der Kulinarik-Journalist Georges Desrues diesen Umstand zum Anlass, einen generellen Einblick in die Bier- und Braukultur des arabischen ­– und damit überwiegend islamischen – Raums zu geben. Das Ergebnis ist ein vielfältiges Bild, das die sehr unterschiedlichen Rahmenbedingungen sowohl für die Herstellung als auch den Genuss von Bier abbildet – das nach heutigem Forschungsstand immerhin seinerzeit im heutigen Ägypten entstanden ist. Eine hochinteressante Lektüre von Marokko bis Saudi-Arabien!

Ungewöhnlich, aber wahr: ein Sammlermarkt für Monster-Dosen

Die menschliche Leidenschaft für das Sammeln ist so alt wie die Menschheit selbst. Auch – oder gerade – durch die zunehmende Digitalisierung des Alltags bleibt der Wert des Analogen, des Haptischen, des Anfassbaren bestehen. Nicht zuletzt handelt es sich oft um Unikate, deren Seltenheit mit der Zeit den Wert steigert, was gerade auch auf Spirituosen zutrifft, Stichwort: der 80-jährige Whisky als Rarität und/oder Wertanlage.

Es gibt auch eine Gattung von Getränken, von der man dies nicht vermutet hätte, wo aber offenbar ebenfalls ein veritabler Sammlermarkt existiert: Monster Energy Drink. In einem lesenswerten Beitrag hat sich das Punch Magazineeinem belgischen Sammler gewidmet, dessen Leben sich um die bunten, mit dem symptomatischen Krallen-Logo versehenen Dosen dreht, die 2002 in den USA entstanden sind und nach Red Bull die (laut Bericht) weltweit zweitmeist verkauften Energy Drinks sein sollen. Überraschend ist dabei nicht nur die Tatsache, dass manche Monster-Dosen mittlerweile auf einen Wert von € 400 kommen, sondern auch die Frequenz, mit der immer neue Dosen mit immer unterschiedlichen Designs in unterschiedlichen Ländern lanciert werden, was den Markt für die Sammler selbst zu einem schwierig zu überschaubaren Geschehen macht. Wir lesen und staunen.

Lagere lieber ungewöhnlich: Brennpunkt Lieferketten

Logistik von Spirituosen ist ein häufig stiefmütterlich behandeltes Thema. Das mag zum einen daran liegen, dass es nicht viel Abenteuerliches darüber zu erzählen gibt, zum anderen, dass sie häufig kein allzu großes Problem waren. Die Flaschen in den Bars oder Geschäften waren eben da, und wenn nicht, war die Ursache meist nur ein kurzer Einzelfall, eine kleine Störung in der Leitung.

Nun, wie wir alle wissen und viele schon am eigenen Leib erfahren haben, ist diese „Störung“ heute häufig der Normalfall. Die Logistik ist allerorts und für viele Branchen eine Herausforderung geworden, die einen elementaren Teil der Wettbewerbsfähigkeit und überhaupt Geschäftstauglichkeit bildet. In einem ausführlichen Beitrag wirft SevenFiftyDaily einen Blick auf das Thema der Lagerhäuser, die mit großen Umbrüchen zu kämpfen haben. Da ist zum einen der rasant ansteigende „Post-Pandemie“-Bedarf bei gleichzeitigem Mitarbeiterschwund, da viele Beschäftigte gerade auch während der Pandemie die Arbeit in einem Lagerhaus verlassen haben und nicht zurückkehren. Darüber hinaus spannt der Artikel von Andrew Kaplan von generellem Platzmangel über steigenden E-Commerce bis zu Lager-Drohnen einen komplexen Bogen. Spannend.

Credits

Foto: everettovrk - stock.adobe.com

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