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Inventur am 30. April 2023

Inventur am 30. April 2023 – konservativer Shitstorm sorgt für Entlassungen bei Bud Light

Willkommen an diesem für Bars üblicherweise sehr wichtigen Tag: Morgen ist bekanntlich der 1. Mai. Das bedeutet, dass am heutigen Abend eine der ganz wenigen Nächte im Jahr ist, in der wirklich, wirklich viele Menschen überall im Land gleichzeitig ausgehen, feiern, tanzen, trinken. Der einzige vergleichbare Tag ist vielleicht Silvester. In der Hoffnung, dass also möglichst viele Menschen den Tag der Arbeit nutzen, um es ein wenig krachen zu lassen, wünschen wir allen Bars gute Geschäfte und angenehme Gäste.

A propos „Mai“ und „Bars“: Nur noch zwei Wochen dauert es bis zum Bar Symposium Cologne, das dieses Jahr an neuer Location stattfindet. Erstmals ist das BSC in der „Halle Tor 2“ im Stadtteil Ehrenfeld zu Gast. Noch gibt es Tickets für diese extrem hochwertige, in der Szene überaus respektierte Fachveranstaltung, die am 15. und 16. Mai über die Bühne(n) geht. Sehen wir uns dort?

Zur Verkürzung der Wartezeit blicken wir nun wie jeden Sonntag auf die gastronomischen und barkulturellen News der zurückliegenden Woche.

Plädoyer für Restaurant-Führer: Klare Worte von Christian Bau

Christian Bau gehört zu den berühmtesten und einflussreichsten Köchen Deutschlands. Seit 2005 hält das von ihm geleitete „Victor’s Fine Dining“ auf Schloss Berg drei Michelin-Sterne, 2018 wurde ihm gar das Bundesverdienstkreuz verliehen. In einem Gastbeitrag für den Iconist, das Lifestyle-Magazin der Welt, findet Bau nun klare Worte zu einem Thema, das in der Hochküche immer wieder aufploppt: die Kritik an den großen Restaurantführern.

Jedes Jahr nach Veröffentlichung von Guides wie Michelin oder Gault Millaut regt sich öffentliche Kritik an den Bewertungen, immer wieder wird den Tester:innen gar mangelnde Objektivität oder Professionalität vorgeworfen. Bau hingegen bricht eine Lanze für sie. Er beschreibt, wie aufwendig und objektiv die etablierten Führer ihre Tests durchführen würden und lässt außerdem nicht unerwähnt, dass gerade im Bereich Blogging und Journalismus ebenjene unprofessionellen Rahmenbedingungen gepflegt würden, die man dort etwa dem Guide Michelin immer wieder vorwerfe. Ein interessanter, kurzer Beitrag. Wie sehen Sie das?

Shitstorm wegen Diversitäts-Kampagne: Bud Light stellt Führungskräfte frei

Die vor allem in den USA bekannte Biermarke „Bud Light“ aus dem AB InBev-Konzern blickt auf schwierige Wochen zurück. Nachdem die Marke in einer Kampagne für Diversität und gegen Diskriminierung mit der Trans-Aktivistin und Influencerin Dylan Mulvaney kooperiert hatte, gab es ganzen Land breite, lautstarke Proteste aus dem konservativen Lager, ebenso kam es zu zahlreichen Boykottaufrufen von einschlägigen Meinungsführern. Der Absatz von Bud Light brach um 21 Prozent ein, AB InBev büßte binnen Tagen rund 5 Milliarden (sic!) Dollar Börsenwert ein.

Jetzt hat das Unternehmen reagiert: Wie diese Woche u.a. von VinePair berichtet wurde, sind sowohl Alissa Heinersheid, bisherige US-Marketing-Vizepräsidentin von Bud Light, als auch ihr in den Konzernstrukturen Vorgesetzter, Daniel Blake, von ihren Aufgaben entbunden und freigestellt worden. Heinersheids Vorgänger Todd Allen würde seinen früheren Posten vorübergehend wieder wahrnehmen, heißt es weiter. Ob diese Reaktion die richtigen Signale sendet, muss hingegen wohl jede:r für sich selbst entscheiden.

Pernod Ricard setzt Exporte nach Russland wieder aus

Ebenfalls mit öffentlichem Druck muss aktuell der Pernod-Ricard-Konzern umgehen: Nachdem die Franzosen vor rund zwei Wochen laut mehrerer Meldungen das Exportgeschäft nach Russland wieder aufgenommen hatten, regte sich vielfacher Protest gegen diese Entscheidung. Aufgrund massiver öffentlicher Kritik z.B. in Schweden wurden daraufhin die Exporte von Pernods schwedischer Marke Absolut Vodka direkt wieder gestoppt (siehe die „Inventur“ von letzter Woche).

Nachdem es auch in Großbritannien und Irland zu umfangreicher Kritik sowie Protesten vor Pernod-Liegenschaften und sogar dem Parlament gekommen war, hat die Pressestelle des Unternehmens am 27. April bekanntgegeben, dass das Russland-Geschäft vorerst wieder vollständig ausgesetzt werde, wie The Spirits Business berichtet. Zu den Marken von Pernod Ricard gehören u.a. globale Brands wie Beefeater Gin, Jameson Irish Whiskey, Havana Club, Chivas Regal und The Glenlivet.

Die interessante Geschichte des „Freezer Martini“

Spätestens seit der Corona-Pandemie sind Bottled Cocktails auch vielen Verbraucher:innen ein Begriff. Und auch in zahlreichen Bars ist das Thema „Batching“ mehr oder minder servierfertiger Drinks inzwischen als praktikable Maßnahme im Rahmen von Mise-en-Place, Effizienz und Qualitätssicherung auf der Agenda.

Ein besonderer Fall ist in diesem Zusammenhang der „Freezer Martini“, wie Emma Janzen diese Woche bei Punch in einem interessanten Beitrag herausarbeitet. Die Idee, einen servierbereiten Cocktail in eine Flasche zu füllen und anschließend im Tiefkühler parat zu halten, ist nämlich eng mit dem Martini verknüpft – und tmutmaßlich auch unmittelbar nach Erfindung der dafür notwendigen Tiefkühltruhe entstanden. Janzen zeigt die historischen Zusammenhänge auf, spricht aber auch mit führenden Bartender:innen über heutige Varianten und Möglichkeiten.

Credits

Foto: everettovrk - stock.adobe.com

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