TOP
News-Inventur am 4. Dezember 2022

Inventur am 4. Dezember 2022 – Rechtsstreit um russischen Vodka in den Niederlanden

Kommen Sie, kommen Sie! Wir freuen uns, Sie auch am 2. Advent zu unserem wöchentlichen Nachrichtenrückblick zu begrüßen. Stichwort Advent: Kennen Sie eigentlich den US-amerikanischen Brauch, eine Bar oder Kneipe für die Vorweihnachtszeit komplett zu einem Weihnachts-Pop-Up umzuwandeln? Das bekannteste Beispiel dafür dürfte das mehrfach preisgekrönte „Mace“ in New York sein, das alljährlich im Dezember zum „Miracle on 9th Street“ wird.

Wer sich dazu ein Beispiel aus heimischen Gefilden ansehen möchte, dem sei ein Trip nach Mannheim empfohlen. Die beiden bekannten dortigen Bars „Odeon“ und „Sieferle & Kø“ nämlich sind noch bis 23. Dezember unter anderem Namen und Motto am Start: Die beiden Betreiber Paul Sieferle und Abian Hammann haben mit ihren Teams die zwei Pop-Ups Sieferle & Santa sowie Santas Klause aus dem Boden gestampft. Einen schönen und natürlich durstig machenden Eindruck bieten die beiden Instagram-Profile der Bars. Für alle, die noch nicht um Zug nach Monnemsitzen, widmen wir uns hier wie üblich den Themen und Schlagzeilen der Woche.

Premiumisierung hält an, aber mit getrübten Aussichten

Das vielfach beobachtete Phänomen der „Premiumisierung“ vieler Spirituosen- und Getränkegattungen bleibt weiter in Gange. Dies beschreibt die neueste einschlägige Studie des renommierten Marktforschungsinstituts IWSR, deren Ergebnisse im Laufe dieser Woche veröffentlicht wurden. Der Begriff Premiumisierung ist dabei eigentlich sehr simpel: Er beschreibt, dass Verbraucher:innen ihren Konsum nicht quantitativ steigern, aber tendenziell zu teureren Produkten greifen. Noch einfacher ausgedrückt: mehr Dollar pro Flasche.

Angetrieben wurde dieser Trend zu Premium- oder Super-Premium-Produkten u.a. durch Gin und Rum, besonders in den USA z.B. durch Tequila, aber auch Craft Beer und den explodierenden Markt an „Ready to Drink“-Produkten, so der Bericht. Gleichsam stimmen die Autoren auf gedämpfte Erwartungen ein: So dürften sich die allgemeinen Entwicklungen bei Inflation und Lebenskosten negativ auf die sogenannte „Consumer Confidence“ auswirken – und Kund:innen aus Gründen von Vorsicht und Sparsamkeit wieder vermehrt zu normalpreisigen Spirituosen neigen. Eine Zusammenfassung gibt es hier.

Vodka: Marken-Auktion mit „Geschmäckle“

Russische Vodkas waren dieses Jahr sehr präsent im öffentlichen Diskurs der Barszene. Das lag nicht an den Produkten, sondern an ihrer Herkunft. Auch wir hatten uns kurz nach Kriegsbeginn in einem umfangreichen Dossierspeziell dem Boykott russischer Vodkas in deutschsprachigen Bars gewidmet.

Schon damals wurde klar: Die Gesamtlage russischer oder zumindest als russisch vermarkteter Vodkas ist komplex und nur schwer überschaubar. Markenrechte, Vertriebsrechte, Produktionsstandorte und viele andere Dinge sind wild über zahlreiche Länder und Firmen verteilt. Für viel Wirbel sorgt aktuell die Klage-Androhung des russischen Konglomerats FKP Sojuzplodoimport in den Niederlanden. Dort sollen kommende Woche die Marken- und Vertriebsrechte für zahlreiche russische Vodka-Marken versteigert werden. FKP will sich dagegen wehren und beansprucht die Rechte für sich. Einen Überblick gibt es bei The Spirits Business zu lesen, aber wir warnen schonmal vor: it’s complicated.

Infarm entlässt halbe Belegschaft

Das aus Berlin stammende Start-Up Infarm war bislang eine absolute Erfolgsgeschichte. Das Grundkonzept: Infarm betreibt Gewächshäuser in Ballungsräumen und teilweise auch Mikro-Farmen direkt in Supermärkten. Damit sollen Lebensmittel (primär Kräuter, aber auch Obst und Gemüse) möglichst nah an Verbraucher:innen erzeugt und Transportwege minimiert werden. Auch die Nähe zur Barszene war zeitweise gegeben, u.a. kooperierte Infarm mehrfach mit der Diageo World Class.

Nach Jahren mit rasantem Wachstum und hoher Kapitalisierung folgt nun ein harter Rückschlag. Wie das Magazin Basic Thinking mit Bezug auf das Handelsblatt berichtet, muss Infarm die Hälfte seiner Mitarbeiter:innen entlassen, um weiter rentabel arbeiten zu können – rund 500 Angestellte müssen gehen. Der zentrale Grund für den Turn: Der Betrieb der Gewächsanlagen ist extrem energieintensiv, also mit aktuell explodierenden Kosten versehen. Parallel zu den Entlassungen soll das Geschäft in einigen Ländern reduziert oder sogar eingestellt werden, heißt es in der Meldung außerdem.

Ein Glossar des Bier-Vokabulars

Ja, man muss es so offen sagen: Craft Beer wird in Deutschland nie ein Massenphänomen sein. Auch wir bei MIXOLOGY mussten das irgendwann einsehen, nachdem wir uns dem Thema in der Vergangenheit mehrere Jahre ausgiebig gewidmet hatten. Doch diese Diagnose trifft eben nicht auf die ganze Welt zu: In gar nicht mal so wenigen Ländern haben sich handwerkliche, kreative Biere besser etablieren können, und zwar auch in Bars.

Das bedeutet besser informierte Gäste, war wiederum auch für das gastronomische Personal heißt: Man muss souverän mit den grundsätzlichen Begrifflichkeiten hantieren können. Schließlich hat auch Bier – wie die Bar – inzwischen seine ganz eigene Fachsprache. In einem aktuellen Beitrag hat das Punch Magazine ein tatsächlich nicht nur recht umfangreiches, sondern außerdem thematisch geordnetes Glossar an Bier-Fachbegriffen zusammengestellt. Gerade für Bartender:innen, die ihre Karriere noch durch den einen oder anderen Auslandsaufenthalt mit Jobs in den USA, Australien oder Großbritannien veredeln wollen, dürfte ein kleiner Blick darauf nicht schaden. Prost!

Credits

Foto: everettovrk - stock.adobe.com

Kommentieren