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Inventur am 8. Mai 2022 – Luca App will Bezahldienst in Restaurants und Bars werden

Merken Sie es auch? Mit großen Schritten scheint sich das Leben der Bar-Community wieder in gewohnte, frühere Bahnen zu lenken. Plötzlich gibt es sie wie allgegenwärtig: Workshops, Gastschichten, Besuche vom Brand Ambassador und ähnliches. Auch das Bar Symposium Cologne startet morgen erstmals seit 2019 wieder in gewohnter Weise und ohne wirkliche Einschränkungen.

Ein weiteres Schmankerl hält Berlin außerdem demnächst bereit: Nachdem das Festival „Craft Spirits Berlin“ (CSB) auch dieses Frühjahr noch coronabedingt ausfallen musste, lassen sich die beiden Macher Theo Ligthart und Thomas Kochan nicht die Butter vom Brot nehmen und bringen das Format „CSB On Tour“ an den Start. Hinter dem Label verbirgt sich sozusagen eine aromatische Roadshow, bei der das Programm der wichtigsten europäischen Messe für handwerklich erzeugte Spirituosen auf mehrere Termine an verschiedenen Orten verteilt wird – unkompliziert, genussbetont, informativ und abwechslungsreich.

Los geht es mit der ersten Etappe am 21. Mai in Berlin. Von 12 bis 19 Uhr präsentieren sich dann im „B Part am Gleisdreieck“ (Luckenwalder Straße 6b) insgesamt rund 40 Destillerien und Likörmanufakturen – nicht nur aus dem deutschsprachigen Raum, sondern z.B. auch aus Mexiko, Italien, Dänemark und den Niederlanden. Tickets für das Event sind bereits zum Tarif von € 25 zzgl. VVK erhältlich. Und für alle Reiselustigen können bereits die Folgetermine notiert werden: Die zweite Etappe findet am 18. Juni in Kopenhagen statt, das letzte Datum wird dann der 17. September in Paris sein.

Wir verreisen für heute nicht und werfen stattdessen wie gewohnt einen Blick auf die News und Themen der Bar-Woche.

Luca App will Bezahldienstleister für Gastronomie werden

Sie war und ist eins der Sinnbilder der gastronomischen Corona-Historie in Deutschland, jetzt bekommt die App „Luca“ ein neues Geschäftsmodell: Wie die Betreiberfirma diese Woche mitteilte, werden sämtliche Nutzerdaten, die die Kontaktdokumentation betreffen, von den Servern des Unternehmens gelöscht. Als neues Geschäftsfeld fasst man nun laut einem Bericht im Spiegel Dienstleistungen rund um bargeldloses Bezahlen ins Auge, offenbar mit einem Schwerpunkt auf Gastronomie.

Die Luca App wurde im Lauf der Pandemie durch zwei Dinge bekannt: Einerseits als präsenteste digitale Anwendung zur Kontaktnachverfolgung (primär in der Gastronomie), andererseits durch die zahlreichen Diskussionen etwa um Datenschutzprobleme sowie eine intransparente Finanz- und Besitzstruktur. Dennoch hatten im Frühling 2021 insgesamt 13 der 16 deutschen Bundesländer Lizenzen für eine Arbeit mit der App angeschafft. Mit der neuen Ausrichtung scheint Luca diesen Debatten ein Ende bereiten zu wollen, tritt nun aber gleichzeitig in Konkurrenz zu großen und stark etablierten Dienstleistern wie Apple Pay oder PayPal.

Matthias Ingelmann gründet britischen Verjus-Import

Für Matthias Ingelmann geht es nur in eine Richtung: vorwärts. Nachdem er zuletzt als Teil des Eröffnungs-Teams die „Kol Mezcaleria“ in London erfolgreich an den Start gebracht hat und inzwischen der dortige Bar Manager ist, geht er nun den nächsten Schritt. Gemeinsam mit Matt Varona, dem Beverage Manager der Kol-Mutterfirma, hat Ingelmann die Firma „IV Drinks“ gegründet, die Verjus nach Großbritannien importieren wird. Ziel sei es, das immer mehr in den Fokus der internationalen Community rückende Produkt Verjus, also den sauren Saft unreifer Trauben, zu bezahlbaren Preisen auf dem britischen Markt zu etablieren. Den Anfang bei IV Drinks macht ein Verjus von Vinberg aus dem österreichischen Burgenland, wie das britische Class Magazine berichtet.

Vor rund sechs Jahren hatte sich der deutsche Bartender erste Aufmerksamkeit verschafft, damals lebte und arbeitete er im kleinen deutschen Bar-Wunder namens Bamberg und gewann die Made in GSA Competition 2016. Seither hat sich vieles getan, Ingelmann konnte sich Meriten in einigen der prestigeträchtigsten Bars von London und Paris erarbeiten und gehört zu den wenigen deutschen Barleuten, die sich eine echte, dauerhafte Karriere in Spitzenbars abseits des deutschsprachigen Raums aufbauen konnte.

American Single Malt: Verbände machen Druck für Definition

Hierzulande nach wie vor fast komplett unbekannt: Single Malt Whiskey aus den Vereinigten Staaten. Bereits letztes Jahr hatten wir die Entwicklung des Segments an dieser Stelle schon einmal ins Auge gefasst. Mittlerweile gibt es nach Angaben des Pressedienstes The Spirits Business (TBS) rund 100 Produzenten in den USA, die Single Malt nach schottischem Vorbild, also u.a. ausschließlich aus Gerstenmalz produzieren. Juristisch geschützt ist diese Kategorie im Gegensatz zu anderen Gattungen von American Whiskey jedoch nach wie vor nicht wirklich.

Nun kommt mehr Bewegung in die Sache, wie TBS berichtet. Denn nicht nur der Verband der US-Single-Malt-Hersteller übt Druck auf das für Spirituosen-Vorschriften zuständige „Tax and Trade Bureau“ aus, sondern auch der mächtige „Distilled Spirits Council oft the United States“, also der Dachverband der US-Spirituosenbranche, schaltet sich in die Debatte ein. Die Grundforderung: „American Single Malt“ soll mit einem umfassenden Kriterienkatalog ausgestattet werden, der ihm den gleichen Schutz gewährt wie etwa „Straight Bourbon“ oder „Straight Rye“.

Über den Schrecken der zerstörten Lieferketten

Als die Corona-Pandemie begann, hatte die Welt zunächst andere Probleme als unterbrochene Lieferketten. Doch je länger die Krise andauert, umso stärker wirken sich ihre Konsequenzen auf die globalen Handelswege aus. Das betrifft natürlich auch die extrem stark von Exporten und Importen abhängige Branche der Weine und Spirituosen.

Wie tiefgreifend die Probleme sind, eruiert Andrew Kaplan in einem ausgiebigen Dossier für SevenFiftyDaily. Überbuchte Frachtschiffe, Treibstoffengpässe, mangelnde Überseecontainer, zu wenig LKWs und auch zu wenig LKW-Fahrer:innen – all das und noch weitere Probleme, die den Warenverkehr empfindlich treffen, hat er aus Gesprächen mit zahlreichen Protagonisten der Wein- und Spirituosenindustrie aufbereitet. Definitiv lesenswert und eine großartige Veranschaulichung, welche Zahnräder ständig ineinandergreifen müssen, damit wir wie selbstverständlich jederzeit Tequila, Bourbon oder Rum kaufen können.

Credits

Foto: everettovrk - stock.adobe.com

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